Geldwäschegesetz Geldwäschegesetz: Sparkasse verweigert Geldwechsel

Wörlitz/MZ - Die MZ-Leserin Gisela Hahn hat eine Gemeinsamkeit mit 41 Profi-Fußballklubs in Italien und der Vatikanbank: Sie steht zumindest für Augenblicke unter dem Verdacht der Geldwäsche. Dabei geht es bei der Meinsdorferin nicht um Millionen, sondern um exakt fünf Euro. Dass nicht gleich die Polizei anrückt, hat die Frau der Umsicht einer Angestellten zu verdanken. Die weigert sich, den Schein anzunehmen und verhindert so das Einschalten des Staatsanwalts. Der vermeintliche Tatort ist die Sparkassenfiliale in Wörlitz. Zum Umfeld gehört ein Parkautomat, der fleißig kassiert, aber nicht wechseln kann. „Zum Glück standen wir mit unserem Auto ja vor der Bank. Mit gezücktem Fünf-Euro-Schein stellte ich mich an und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass nicht gewechselt werden konnte, da ich nicht Kunde der Sparkasse Wittenberg, sondern der von Dessau bin. Das Wort Geldwäsche fiel auch“, so Gisela Hahn. Zwischen „Lachen und Empörung“ habe sie den Raum verlassen. Ein Fleischverkaufswagen sorgt für die Rettung. „Um nicht wieder in den Verdacht der Geldwäsche zu geraten, kaufte ich zwei Würstchen. Glücklich fütterten wir dann den Automaten“, so die Leserin, die noch eine Frage hat: Die Geschichten über die Schildbürger sind doch nur ausgedacht, oder?
"Das Wort Geldwäsche fiel auch"
Nein, nicht Schilda lässt grüßen, sondern die Spitzenpolitiker, die sich an Gesetzen und Verordnungen versuchen. So zumindest sind die Antworten der Banker in Wittenberg und Dessau, die die lustige Episode überhaupt nicht witzig finden, zu interpretieren. Thomas Arndt, Chef in der Lutherstadt, verweist in einer sehr ausführlichen Antwort auf „eine Vielzahl von Vorschriften“. Eine davon sei das Geldwäschegesetz. Darin sei festgelegt, dass ein Geldwechsel bei so genannten Nichtkunden eine komplette Legitimationsprüfung inklusive der Dokumentation zur Folge habe.
„Wir haben dies ursprünglich bei uns im Haus so durchgeführt, sind aber zunehmend auf Verärgerung von Nichtkunden gestoßen, die nicht bereit sind, uns ihre Papiere für einen banalen Geldwechsel zu überlassen“, so Arndt. Darüber hinaus sei die Dokumentation so aufwendig, „dass wir uns aus betriebswirtschaftlichen Gründen entschieden haben, reine Geldwechselgeschäfte“ nur noch für eigene Kunden durchzuführen. „Wir sind mit dieser Verfahrensweise keinesfalls glücklich“, so Arndt, der keinen Spielraum für Kulanz sieht. „Es sind Tester unterwegs“, begründet er. Und die, das sagt er freilich nicht, erscheinen nicht mit großen Scheinen vor dem Bankschalter.
"Wir sind mit dieser Verfahrensweise keinesfalls glücklich"
Die „externe Revision“, so Henrik Pregel, sei „sehr streng“. Auch deshalb, so das Vorstandsmitglied der Dessauer Sparkasse, „handhaben wir den Geldwechsel restriktiv“. Das Thema sei aber „ein Stich ins Wespennest“. Im Klartext: Hier ist es genau umgekehrt. Probleme bekommen nicht die Dessauer, sondern die Wittenberger. Allerdings wird in der Muldestadt - das passiert aber zähneknirschend - die Identitätsprüfung angeboten. Doch die sei aufwendig. „Und es gibt große Fehlerquellen. Es darf wirklich nichts vergessen werden. Keine einzige Angabe, nicht mal das Geburtsdatum“, so Pregel.
Wer also Kleingeld für den Parkautomaten in diesem Geldinstitut wechseln möchte, benötigt ein bisschen Zeit und riskiert nach der Rückkehr an sein Auto ein Knöllchen. Auch das ist ärgerlich.