Free Infinity Dancers Free Infinity Dancers: Jump-Style-Tänzer brauchen dringend Unterstützung

wittenberg/MZ - Sie springen, was die Beine hergeben. Zu hämmernden Techno-Beats gehen die „Free Infinity Dancers“ aus Wittenberg bis an den Rand ihrer Kondition. „Jump Style“ nennt sich das schweißtreibende Freizeitvergnügen der jungen Leute im Alter zwischen vier und 23 Jahren.
Training bei Käthe
Shari Kralle unterbricht das Training am Freitagnachmittag in der Turnhalle der Käthe-Kollwitz-Schule nur ungern für ein kurzes Gespräch. „Jump-Style ist zur Zeit mein Leben und wirklich wichtig“, gesteht die 13-Jährige. Mit Enthusiasmus sind Shari und ihre knapp 30 Vereinsfreunde bei der Sache, und das Engagement hat sich bereits ausgezahlt. Trotz einer erst jungen Geschichte können die begeisterten Tänzer des gerade mal seit zwei Jahren bestehenden Vereins bereits beachtliche Erfolge aufweisen: Bei den deutschen Meisterschaften im vergangenen Jahr in Oberhausen heimsten sie mehrere Preise ein und im Jahr zuvor gelang ihnen gar ein Weltrekordversuch für das Guinnessbuch: Mehr als 1 200 Menschen tanzten auf dem Wittenberger Marktplatz. Ein Erfolg der berauscht und beflügelt hat, dennoch herrscht derzeit eher Katerstimmung im Verein, wie der Vorsitzende Ronald Trocha bekennt.
Nach all den positiven Erfahrungen hatten sich seine Infinity-Dancers dazu bereit erklärt, einen deutschlandweiten Cup im Jump-Style in ihrer Heimatstadt auszurichten. „Wir dachten, damit können wir auch hier vor Ort noch einmal so richtig zeigen, was wir als einer der wenigen Amateurvereine aus den neuen Bundesländern drauf haben und nicht zuletzt, was wir mit jungen Leuten und für sie tun“, sagt der 51-jährige Hartz-IV-Empfänger, der durch seinen Sohn Nico die Leidenschaft für den Jump-Style entdeckt hatte und inzwischen selbst das Bein schwingt.
Kosten unterschätzt
Die Verträge für den Cup in der Lutherstadt sind bereits unterzeichnet, als Austragungsort ist die Stadthalle gemietet, der Termin wurde auf den 5. April festgelegt, die Anmeldungen laufen - doch der Verein hat die Kosten, die auf ihn zukommen, unterschätzt. Bei der Ausrichtung des Weltrekordversuches habe alles noch im Rahmen des Möglichen gelegen, urteilt der Vereinsvorsitzende, „das hat uns wohl übermütig gemacht“. Denn statt einiger hundert Euro müssen die Jump-Styler jetzt für Kosten in Höhe von insgesamt 6 000 Euro geradestehen. Ärzte und Sanitäter müssen zur Absicherung der Veranstaltung in der Stadthalle gestellt werden, hinzu kommen Kosten für Preisrichter, und Pokale, Helfer, Moderatoren und Verpflegung. „Dazu sind wir einfach nicht in der Lage“, gesteht Trocha. Schon seit Wochen bemüht er sich Sponsoren zu gewinnen, bislang vergeblich. „Ich habe mehr als 150 Firmen angeschrieben, herausgekommen ist eine einzige Spende.“
Das ist indes nicht sein einziges Problem, denn sollten die Infinity-Dancers sich gezwungen sehen, den Cup abzusagen, droht eine Vertragsstrafe von mindestens 5 000, im schlimmsten Fall bis zu 10 000 Euro. „Das bricht uns das Genick“, bekennt Trocha mit hängenden Schultern und hofft doch immer noch, das Desaster abwenden zu können. Denn die Folge wäre eine Vereinsauflösung. Was in den letzten Jahren an Kinder- und Jugendarbeit mit einer Klientel, die zum Teil aus schwierigen sozialen Verhältnisse stamme, aufgebaut wurde, wäre vorbei und vergessen, befürchtet Trocha.
Kinder haben Spaß
Der zehnjährigen Jessy Wutschke, die mit leuchtenden Augen trainiert, würde definitiv etwas fehlen und auch Ricardo Litke, der Zwölfjährige aus dem Kinderheim in Kropstädt, der mit seinen Sprüngen behänder spricht als mit der Zunge, gesteht zögernd: „Ich wäre echt traurig - das Tanzen macht mir einfach unheimlich viel Spaß.“
