Flutfolgen Flutfolgen: Camper machen sich rar

wittenberg/bergwitz/MZ - Auf dem großen Gelände direkt an der Elbe verlieren sich die paar Zelte und Wohnmobile - Christian Schult zählt ganze elf besetzte Plätze, weit über hundert bietet das CampingAreal des Marina-Camps mit seinem zauberhaften Blick auf Wittenberg und den Fluss. In anderen Jahren ist um diese Zeit, in der Hochsaison also, der Platz knapp geworden, jetzt sind die Hochwasser-Folgen gravierend. Junior-Chef Schult glaubt schon heute, dass die Einnahmeausfälle die durch die Flut verursachte Schadens-Summe übertreffen werden, letztere beläuft sich auf rund 300 000 Euro.
"Fischbeck hat es weit schlimmer erwischt"
Die Betreiber des Marina-Camps haben viel getan, um die Camping-Klientel davon zu überzeugen, dass sie längst keinerlei Einschränkungen mehr zu befürchten hat, der ADAC war da und hat geprüft, Anzeigen sind geschaltet worden. Bislang hält sich der Erfolg in Grenzen. Schult macht dafür nicht zuletzt das bei nicht wenigen Auswärtigen vorhandene Bild verantwortlich, das da lautet: „Der Osten ist abgesoffen.“ Noch immer kommen Anrufe, bei denen gefragt wird: „Wie hoch steht das Wasser bei euch?“ Die „Genussmenschen“, die mit ihren Wohnmobilen auf Reisen sind, gehen lieber auf Nummer sicher und fahren nach Italien oder nach Frankreich: „Da fallen die Würfel im Frühjahr. Das ist schwer wieder einzuholen.“ Schult ist trotzdem Optimist und hofft, dass das Marina-Camp mit einem „blauen Auge“ davon kommt. Der Radtourismus belebe sich allmählich, 2017 werfe seine Schatten voraus und: „Fischbeck hat es weit schlimmer erwischt.“ Wer helfen will, bemerkt er noch, „der unternimmt eine Reise nach Wittenberg.“
Campingplätze überall im Land verzeichnen gegenwärtig herbe Einbußen, von Ausfällen bis zu 90 Prozent ist die Rede. In Bergwitz ist die Situation nicht so schlimm. Sommer, Sonne, Ferien funktioniert dort derzeit, der Campingplatz ist gut besucht. Allerdings spricht auch Betreiber Marek Staginnus von Einbußen. Langer Winter, verregnetes Frühjahr, das Hochwasser im Juni - obgleich Bergwitz einige Kilometer weg liegt von der Elbe, sei die Verunsicherung spürbar - nach wie vor. Alles in allem geht Staginnus von vielleicht 20 Prozent weniger Übernachtungen aus, aber er hofft, die Verluste wieder auszugleichen: „Wenn das Wetter mitspielt.“ Von jeher setzen die Bergwitzer eher auf Dauercamper - auch wenn das ein bisschen zurückgeht - und Stammgäste. In diesem Hochwasser-Jahr zahlt sich das offenbar aus. Die Stammgäste sind nicht so leicht zu vertreiben, sie kennen sich aus in der Gegend und wissen: Das Hochwasser ist längst weg und Bergwitz sowieso nicht betroffen.
"Bootsverleih musste eingestellt werden"
Gunter Leipart ist so ein treuer Stammgast. Der Dresdener kommt mit seiner Familie bereits seit mindestens zehn Jahren zum Bergwitzsee. „Hier weiß ich, was los ist und bin vom ersten Tag an im Urlaub.“ Wenn möglich verbringt die Familie drei Wochen am See. Sie schätzt die Ruhe, die Landschaft, die Nähe zu Wittenberg, die Möglichkeit, das Zelt direkt am Wasser aufbauen zu können - und dass der Weg nicht so weit ist. Für Gunter Leipart bietet das die Möglichkeit, am Samstag mal eben schnell nach Dresden zu sausen: „Ich habe eine Dauerkarte. Und Dynamo spielt doch gegen Köln.“ Marek Staginnus könnte also relativ zufrieden sein. Wäre da nicht die Nachricht vom Wasser- und Schifffahrtsamt, die ihn veranlasst hat, seinen Bootsverleih einzustellen. Die Boote, so wurde ihm mitgeteilt, müssen nämlich ins Schifffahrtsregister eingetragen werden. Dafür braucht es „einen ingenieurtechnischen Nachweis über die Schwimmfähigkeit.“ Den Verleih, sagt er und kann sein Unverständnis nur schlecht verbergen, „gibt es doch aber schon seit 30 Jahren.“
