Landwirtschaft und Drohnen Fliegendes Auge schützt Rehkitze bei Wörlitz
Mit einer Drohne und empfindlichen Detektoren am Mähwerk werden im dichten Pflanzenbestand verborgene Tiere entdeckt.

Wörlitz - Zweigleisig will die Agrargenossenschaft Wörlitz künftig zum Schutz von Wild- und Nutztieren fahren. Wie von Roland Waldow, dem Leiter der Pflanzenproduktion, zu erfahren ist, befindet sich derzeit ein automatisiertes und sensorbasiertes Assistenzsystem zur Tiererkennung - es trägt den Namen Sensosafe - in einer mehrtägigen Testphase.
Dieses komfortable System verhindert, dass im Pflanzenbestand verborgene Rehkitze und andere Wildtiere beim Mähen überfahren werden. Die balkenartigen Detektoren von Sensosafe - direkt am Frontmähwerk montiert - sorgen dafür, dass das Mähwerk selbstständig mit seiner Hydraulik in die Höhe fährt. Denn mitten in der Erntezeit des ersten Grünfutters - die Experten sprechen vom ersten Aufwuchs - liegt auch die Setzzeit des Rehwildes.
Im Gras abgeduckt
Das inaktive Verhalten der Rehkitze - durch ihren natürlichen Duck-Reflex ergreifen sie bei drohender Gefahr nicht die Flucht - macht es für die Landwirte besonders schwierig, die Tiere im hohen Gras zu bemerken. Im Fall von Sensosafe wandeln die Sensoren das Licht verschiedener Wellenlängen in ein elektrisches Signal um. Das wird optisch oder akustisch an den Fahrer übermittelt und das Mähwerk hebt automatisch aus.
Bislang kam es immer wieder vor, dass die Tiere durch das Mähwerk sehr schwer verletzt oder sogar getötet worden sind. Zugleich bedeutet der Schutz von Wildtieren auch Schutz von Nutztieren: Wenn kein Kadaver in das Futter gelangt, kann die Gefahr von lebensbedrohlichen Krankheiten wie zum Beispiel Botulismus im Rinderbestand vermieden werden.
Die zweite Möglichkeit, Rehkitze aufzuspüren, demonstrierten Maria Johannes und Matthias Witte am Schleusenheger. Bevor dort die Agrargenossenschaft Wörlitz in den Morgenstunden das Gras der Elbaue unter den Mäher nahm, hatten sie das Areal mit einer 907 Gramm leichten Drohne überflogen. Das akkubetriebene Fluggerät vom Typ „Mavic 2 Enterprise“ ist mit einer sensiblen, sehr hochwertigen Kameratechnik ausgestattet, die auch die Wärmestrahlung sichtbar macht. „Jeder frisch aufgeworfene Maulwurfshügel ist ein roter Punkt“, erzählte Witte kurz vorm Probeflug.

Für die Anschaffung des Gesamtpaketes von Drohne und Kamera hatten sich mehrere Landwirtschaftsbetriebe aus der Region, die in der Raiffeisen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaft mit Sitz in Rackith organisiert sind, ausgesprochen. „Wir hatten den Gedanken angestoßen. Denn in unserem Bereich haben wir mit 1.040 Hektar die meisten Wiesenflächen, die mit bewaldeten Zonen kombiniert sind“, berichtete Steffen Dalichau, Vorstand der Agrargenossenschaft Wörlitz.
Den Beweis, dass sich die Investition von knapp 8.000 Euro auszahlte, konnten Maria Johannes und Matthias Witte, die extra beim Luftfahrtbundesamt eine Drohnen-Führerschein-Prüfung absolvierten, erst vor wenigen Tagen erbringen.
Mit Stange markiert
Beim Überfliegen der Radestock-Fläche in der Nähe von Schönitz spürten sie dank des wachsamen fliegenden Auges ein Rehkitz auf. Den Ablageort markierten sie mit einer gut sichtbaren weißen Stange. Nun kann die Wiese unbesorgt abgeerntet werden. „Ich bin sehr froh, dass es uns gelingt, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben“, sagte Steffen Dalichau angesichts der Erfolgsmeldung. (mz)
