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Ferropolis Ferropolis: Spuren des Lebens

Von Ulf Rostalsky 16.05.2014, 11:34
Ex-Bergleute zaubert Graffiti-Künstler Hendrik Beikirch an die Fassaden der Hallen von Ferropolis. Walter Nitsche schaut schon in die Runde.
Ex-Bergleute zaubert Graffiti-Künstler Hendrik Beikirch an die Fassaden der Hallen von Ferropolis. Walter Nitsche schaut schon in die Runde. Thomas Klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen/MZ - Fischer in Südkorea, Gandhi in Neu-Delhi, Bergleute in Ferropolis. Hendrik Beikirch ist Graffiti-Künstler. Als „ecb“ drückt der Koblenzer ganz unterschiedlichen Orten seinen Stempel auf. Er hinterlässt nur schwer zu übersehende Spuren.

„Spuren“ ist auch der Titel seines neuen Meisterwerks. Acht ehemalige Bergleute zaubert Beikirch an die Glasfassaden der Hallen von Ferropolis. Walter Nitsche ist beeindruckt. Das Abbild des Gräfenhainicheners ist fertig. Das Portrait ist so hoch wie die Halle. Falten ziehen sich durchs Gesicht. Falten? „Sieht aus wie die Riefen im Planum.“ Ein Bergmann kann nicht aus seiner Haut. Auch wenn die aktive Zeit als Steiger bei Nitsche schon lange zu Ende ist. Von 1962 bis 1997 hat er im Tagebau sein Geld verdient und sich langsam hochgearbeitet. Vom Arbeiter auf den Großgeräten bis zum Bereichsleiter. Die Krönung erlebt Nitsche jetzt. Der Heidestädter strahlt. „Das bin ich.“ Der Ex-Bergmann steht zum Alter und zieht den Hut vor Beikirch.

Der Geschichte ein Gesicht geben

Beikirchs Graffiti-Kunst passt zu Ferropolis. „Hier ist alles eine Nummer größer. Die Bagger, die Hallen, die Portraits“, meint Hausherr Thies Schröder. Er ist gespannt auf die Reaktion der Besucher, die an den Bildern kaum vorbeikommen werden. „Sie dominieren.“ Gleichzeitig verdecken sie aber nicht alles. Die Glasfassade der Hallen ist noch zu erkennen. Sie sorgt auch für besondere Momente. Mal scheint die Sonne durch, mal liegt die Kunst im Schatten. „Der Himmel, die Weite und das Licht sind besonders“, hat Beikirch schnell festgestellt in der Baggerstadt. Er will der Geschichte ein Gesicht geben und hat einen Tipp parat. Aus der Entfernung wirken die Portraits noch besser.

„Stimmt“, meint auch Monika Miertsch. Die Jüdenbergerin ist die einzige Frau im Bunde der etwas anderen Models. Sie staunt über die fertigen Bilder von Walter Nitsche und Hans-Georg Petschke. Dann stockt sie und schaut in die Runde. Beikirch hantiert in luftiger Höhe. „Wer wird das?“ Die Aufklärung kommt schnell und mit dem Traktor. Auch Peter Schlosser ist ein Model. Er ist der einzige Bergmann, der heute noch in Lohn und Brot steht. In Ferropolis sorgt er für Ordnung.

„Ein Platz im Grünen“

Monika Miertsch wird noch etwas warten müssen auf ihr Porträt. Das regnerische Wetter sorgt immer wieder für Pausen. Miertsch, die ehemalige Baggerfahrerin, wird auf einer Hallenfront direkt neben einem Baum abgelichtet, „ein Platz im Grünen“. Der Möhlauer Hans-Georg Petschke wusste nicht so richtig umzugehen mit der Anfrage der Ferropolis GmbH. Am Ende hat er zugesagt. „Weil Horst meinte, ich sollte mitmachen.“ Horst ist Horst Richter, der ehemaligen Tagebauleiter in Golpa-Nord. Unter seiner Regie arbeiteten einst bis zu 850 Bergleute.

Acht von ihnen sollen nun anregen, sich mit Geschichte zu beschäftigten. Porträtiert werden neben Monika Miertsch, Walter Nitsche, Hans-Georg Petschke, Horst Richter und Peter Schlosser auch Roland Herrmann, Rudi Pobbig und Bernhard Twardy.