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Ferropolis Ferropolis: Nachts auf dem Bagger

Von Ulf Rostalsky 20.09.2012, 17:45

Gräfenhainichen/MZ. - Aus der Ferne sind die Bagger von Ferropolis kaum noch zu erkennen. Sie verschwinden langsam aber sicher in der Dunkelheit. Dann jedoch folgt der Paukenschlag. Mosquito, Mad Max, Gemini und die anderen stählernen Riesen strahlen im Licht. Mal sind es rote Töne, die dominieren, dann blaue und grüne.

Noch kein Selbstläufer

Es ist die Zugabe für ein exklusives Angebot in der Baggerstadt. Neugierige können im Dunkel der Nacht in der Arena flanieren und auf die Bergbaugeräte klettern. Das Ferropolis special ist spezielle Kost, die ihre Freunde finden muss.

Das weiß auch Isa Feller, die die Hausherren vertritt. Vom Selbstläufer spricht sie nicht. Dafür jedoch von notwendiger Werbung und der Hoffnung, dass Exklusives noch mehr wahrgenommen wird.

Ferropolis bei Nacht erleben zu können, baut auf drei Säulen auf. Die Ferropolis GmbH öffnet die Pforten der Eisenstadt, Gästeführerin Martina Wormuth erzählt über Bergbau, Bagger und die Region, das Orangeriecafe serviert ein Mehr-Gänge-Menüs aus internationaler Bergmannskost.

"War wirklich gut", befindet Rolf Trüggelmann nach deftigem Braten, zum Bergmannsspargel gewordenen Schwarzwurzelgemüse und der Kohlecreme. Pudding in mehreren Farben und Schichten lässt Parallelen zu. So wie im Glas lagen einst auch die Erdschichten rund um Ferropolis übereinander: die Kohle ganz unten, der Abraum obenauf.

Rolf Trüggelmann ist im westfälischen Bielefeld zu Hause und in diesen Tagen als Fahrradtourist unterwegs. Nach dem Wörlitzer Park kam für den Mann aus dem Maschinenbau das Technikprogramm: vormittags Dessau mit dem Technikmuseum Hugo Junkers, abends Ferropolis mit seinen Bergbauriesen. "Beeindruckend, interessant", zieht der Westfale sein ganz persönliches Zwischenfazit und wandert im Schlepptau der Gästeführerin durch die Arena.

Von Menschenmassen ist hier keine Spur. Im Halbdunkel liegt der Ort, wo in Spitzenzeiten bis zu 25 000 Leute tanzen. Doch darum geht es jetzt nicht. Was zählt sind Geschichten aus dem Bergbau und der Region.

"Wir haben vom Angebot im Internet gelesen und wollten unbedingt mal dabei sein." Das sagen Margitta und Peter Bochtler. Die Arbeit hat die Mitteldeutschen in die Nähe von Offenbach verschlagen. Einen Teil des Urlaubs verbringen sie der Region. Oranienbaum, Wittenberg und Wörlitz haben sie besucht, die Krönung soll Ferropolis sein. Bochtlers sind zufrieden mit ihrer Entscheidung, die ihnen beinahe ein ganz individuelles Erlebnis beschert. Die Zahl der Interessenten an der nächtlichen Baggertour bleibt sehr bescheiden.

Tagebaukrach als Zugabe

Es geht dennoch hoch hinaus. In luftiger Höhe marschieren die Besucher über Bergbaugroßgeräte. Es ist bis auf die den Weg markierende Beleuchtung dunkel. Stille hat die Oberhand.

Doch dann wird alles anders. Ein Ächzen und Knarzen ist zu vernehmen. Ketten klirren, Metall schlägt aneinander. Es ist der Moment, in dem die Bagger scheinbar in Bewegung geraten. "Typische Bergbaugeräusche", erklärt Isa Feller. Die Töne werden vom Band eingespielt, sind Überraschung und die Zugabe für das Special in der Nacht.