Falscher Volkspolizist lenkt schicke Mercedes-Veteranen
ALTES LAGER/MZ. - Das Treffen hatte der Oldtimer-Garage Berlin-Brandenburg e. V. gemeinsam mit Susanne und Ulrich Theilemann organisiert, den Inhabern des Oldtimer-Cafés. Erstmals zu besichtigen waren bei dieser Gelegenheit die zwei Schlaf- und Speisewagen, die kürzlich von Ferropolis nach Altes Lager überführt wurden (die MZ berichtete).
Nach Schätzungen des Veranstalters waren rund 1 000 Besucher zum Oldtimer-Treffen gekommen, um Auto-Nostalgie pur zu erleben. Mercedes-Veteranen dominierten zwar das Geschehen, aber auch andere gute Stücke, heutzutage ausgesprochene Raritäten, zogen die Blicke auf sich. Sportwagen wie ein Lotus-Elan S 3, Baujahr 1966, oder ein Austin Healey Sprite Mini-Flitzer waren darunter. Auch ein Skoda Felicia Sport war angerollt, zu DDR-Zeiten für die meisten Autofreaks ein unerfüllbarer Wunsch. Schmunzeln löste ein Trabant mit einem dreieckigen Wimpel der DDR-Pionierorganisation an der Antenne aus. Nicht nur deshalb, sein Besitzer aus Lehnin hatte laut Info-Schild das nagelneue Fahrzeug 1966 im Lotto gewonnen.
Nicht zu übersehen war Günter Küstenbrück aus Zörnigall mit seinem Wartburg 353 in damals typischer Volkspolizei-Lackierung und originalgetreuer Ausstattung. 1985 wurde der Streifenwagen bei der Bezirksdirektion der Deutschen Volkspolizei (BDVP) Halle in Dienst gestellt. Günter Küstenbrück war als Freund und Helfer den Organisatoren des Treffens natürlich gern behilflich. In Vopo-Uniform mit weißer Mütze und dem schwarz-weiß gestreiften Signalstab winkte er die Oldtimerbesatzungen mit ernster Polizeimiene zu den Stellplätzen. Entdeckt hatte der Zörnigaller den Wartburg bei der freiwilligen Feuerwehr in Zahna. Als er die rote Lackierung abschliff, kam das Polizeiweiß zum Vorschein und er ließ ihn wieder in diesem Outfit lackieren.
Matthias Haufe und seine Partnerin Karin Schenke kamen aus Abtsdorf mit ihrem Wartburg 311 zum Treffen. "Als Frau verrät man ja sein Alter nur ungern, aber das Auto und ich sind vom gleichen Baujahr, nämlich 1958", meinte Karin Schenke lachend. Eines der schönsten Modelle, einen Mercedes-Benz 290, hatte Horst Taube aus Berlin nach Altes Lager gefahren. Bei dem 1933 hergestellten Auto glänzten der schwarze Lack und die vielen verchromten Teile förmlich um die Wette.
Taube ist Vorsitzender des Mercedes-Benz Veteranenclubs Berlin-Brandenburg. Etwa 3 600 Reichsmark kostete damals der Mercedes, heute dürften Liebhaber dafür ein Vielfaches an Euro ausgeben. Aber Horst Taube gibt ihn auf keinen Fall wieder her. Gern erzählte er von der Odyssee, die das Schmuckstück hinter sich hatte, bevor er es im Jahr 2000 erwerben konnte und in jahrelanger Filigranarbeit wieder aufmöbelte. Ausgeliefert wurde das Auto als Dienstwagen an die Berliner Firma P. Lindhorst. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges landete es in Tschechien und lief bis 1982 in Prag. Sein Besitzer wanderte dann legal in die Lüneburger Heide aus und nahm den Wagen in Einzelteile zerlegt mit. Dann landete der Mercedes schließlich in Remagen. Horst Taube und der neue Besitzer wurden sich schließlich einig und der Mercedes-Benz kam wieder an seinen Ursprungsort Berlin zurück.
Mitorganisator Ulrich Theilemann zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Veranstaltung. Es sei das bisher größte Treffen dieser Art für ihn überhaupt gewesen. Rege nutzten viele Gäste auch die Gelegenheit, sich in der großen Halle seines Oldtimer-Cafés umzuschauen und die dort ständig ausgestellten Fahrzeuge zu besichtigen. Auch darunter sind echte Raritäten, viele davon aus sowjetischer Produktion.