Fake-News im Internet Fake-News im Internet: Neubau einer Haftanstalt in Wittenberg?

Wittenberg - Detlef Thiel kann darüber herzhaft lachen - und das passiert dem Sprecher des Magdeburger Justizministeriums nicht oft. Der „Ostdeutsche Anzeiger“ sorgt für die Erheiterung. Das Internet-Portal - es sieht aus wie der Web-Auftritt einer Zeitung - sorgt mit einer Story für Aufsehen. „Justizministerium plant Neubau einer Haftanstalt in Lutherstadt Wittenberg“. Als Quelle nennen die Autoren die „Landesregierung Sachsen-Anhalt“.
„Wir haben keine derartigen Pläne. Wittenberg steht nicht im Fokus“, so Thiel. Die Geschichte ist frei, aber gut erfunden. Offensichtliche Fehler sind - bewusst oder unbewusst - aber eingebaut. „Bevor aber Gefangene in der Lutherstadt spazieren dürfen, bedarf es noch der Zustimmung des Bundesrates. Dies sei aber als rein formell anzusehen“, heißt es.
Das sei kein Fall für den Bundesrat, betont Thiel, sondern für das Land. Und es gibt ein solches Vorhaben nicht. Der „Ostdeutsche Anzeiger“ dagegen vermeldet, dass die Pläne für den Bau seit Oktober 2017 vorliegen würden. „Die zukünftige Anstalt soll über 230 Haftplätze, darunter 24 Plätze für den offen Vollzug, verfügen“, heißt es.
Der Grund für den Neubau seien nicht ausreichende Kapazitäten in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Halle. „Die JVA Dessau, die erst geschlossen wurde, wird derzeit für die Abschiebehaft in Betracht gezogen.“
Der Fake-Artikel wird in den sozialen Medien oft geteilt. Dabei erscheint als Quelle „ostdeutscher-anzeiger.de.“ Wer sich die Mühe macht, um die Fake-News zu entlarven, muss sich zur Homepage der etwas anderen Zeitung durchklicken. Dort wird im Impressum Klartext geredet.
Demnach ist „Paul Newsman“ Chefredakteur für das „Portal für Satire und Fake-Nachrichten“. „Die Artikel sind nicht real und sollten nicht als seriöse Quellenangabe genutzt werden.“ Aber genau das passiert in den sozialen Medien. (mz)