Fachtag in Wittenberg Fachtag in Wittenberg: Wie kann dem Landkreis Integration gelingen?
Wittenberg - Helmut Hochschild kennt sich aus mit Kindern verschiedener Nationalitäten. Der Mann von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft war viele Jahre Leiter der Paul-Löbe-Hauptschule in Reinickendorf und 2006 Interimsschulleiter der Rütli-Schule in Neukölln. Letztere nannte eine Boulevard-Zeitung damals „Terror-Schule“.
Lehrer hatten sich an den Senat gewandt und eine Lösung des Gewaltproblems an der Schule gefordert. Vor zehn Jahren waren die Schüler dort rund 35 Prozent arabischer, 25 Prozent türkischer und 17 Prozent deutscher Abstammung. Etwa 80 Prozent der Schüler waren Muslime.
Im Landkreis Wittenberg gibt es eine Vielzahl von Hilfs- und Beratungsangeboten für Menschen mit Migrationshintergrund. So arbeitet seit 2009 beim Landkreis die Koordinierungsstelle Integration, seit 2010 gibt es das Integrationsnetzwerk. Der Jugendmigrationsdienst der Arbeiterwohlfahrt (Awo) kümmert sich im um die Eingliederung junger Menschen im Alter von zwölf bis 27 Jahren. Darüber hinaus ist für alle anderen Fälle die Ausländerberatung der Awo Ansprechpartner. (mz/ihi)
Der Jugendmigrationsdienst ist erreichbar unter: 03491/450759 oder, [email protected] erreichbar.
Auf dem Schulhof der Wittenberger Sekundarschule „Rosa Luxemburg“ sieht es am Mittwoch noch ganz anders aus. Aber auch hier sind in den vergangenen Monaten etliche Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund in die Klassen aufgenommen worden.
In der Aula sitzen jene Menschen, die sich um deren Integration kümmern. Der Landkreis hat zum Fachtag „Migration - Überforderung oder Herausforderung?“ eingeladen. Gut 130 Erzieher, Schulleiter, Lehrer, Sozialarbeiter und Psychologen sind gekommen. „Mit dem Thema sind wir sehr aktuell und es gab von vielen Seiten den Wunsch, einen Fachtag zur Migration zu veranstalten“, sagt Joachim Perlberg, Workshopleiter und Facharzt an der Salus Tagesklinik. Er wie auch Michelle Heinze, Mitarbeiterin der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft, sind nach dem Impulsreferat von Helmut Hochschild begeistert. „Mit seinen Ausführungen hat er Lust gemacht, etwas anzupacken“, findet Heinze.
Was diesbezüglich im Landkreis geschieht, referiert Doreen Hummel. In der Lutherstadt ist es vor allem der Jugendmigrationsdienst der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der für Jugendliche mit Migrationshintergrund erster Ansprechpartner ist. „2015 haben wir 125 junge Migranten beraten“, berichtet sie. 52 davon seien Syrer gewesen, zwei Drittel männlich.
Die Beratung und Hilfe, die Hummel und deren Kollegin Irina Nikolaev bieten, betreffe alle Lebensbereiche und schließe praktische Hilfen ein. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingsteam des Jobcenters der Arbeitsagentur hebt Hummel als sehr gutes Beispiel hervor. „Da klappt alles gut und sehr schnell“, sagt sie. Mit vier Bundesfreiwilligen, die seit wenigen Tagen die Awo unterstützen - darunter zwei junge Syrer -, sei zudem die Beratung effektiver geworden. In 15 Workshops vertieften die Teilnehmer der Fachtagung am Mittwoch das Migrations-Thema. (mz)