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Evangelische Akademie Wittenberg Evangelische Akademie Wittenberg: Sie wollen Impulse setzen

Von Corinna Nitz 07.12.2019, 08:42

Wittenberg - „Wir setzen das Programm in einer ähnlichen Dichte fort wie bei Friedrich Kramer“, sagt Tobias Thiel, der amtierende Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg, unter Hinweis auf seinen früheren Chef, der neuer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist. Tatsächlich wirkt das Heft zum neuen Programm für 2020 nicht dünner als zu früheren Zeiten.

Ein Ort für den Austausch

Thiel zufolge sind 51 Angebote enthalten mit noch mehr Veranstaltungen. Beibehalten wollen sie etablierte Formate wie etwa die Osteuropa-Tagung. Verabschiedet haben sie sich hingegen schon vor längerer Zeit vom „Talk am Turm“: Der sollte die Möglichkeit bieten, außerhalb des Programms auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können. „Das können wir aber auch so“, betont Thiel, dem zwei Dinge besonders wichtig sind: Da wäre einerseits die Außenwahrnehmung seines Hauses als ein offener Ort für den gesellschaftlichen Austausch und andererseits „die Verankerung der Akademie in der Stadt“.

Es gebe auch ein Wittenberger Stammpublikum, das zu Kooperationsreihen wie den Kanzelreden komme. Und wenn ansonsten eine Tagung einmal nicht aus allen Nähten platzt, dann scheint das Thiel nicht gleich zu verunsichern, zumal er die Auffassung vertritt, dass allein die Teilnehmerzahl noch kein Qualitätsmerkmal sei. Vielmehr gehe es darum, was auf die Veranstaltungen folgt, anders formuliert: „Wir wünschen uns, dass wir mit unserer Arbeit Impulse setzen“ und dass Menschen nach dem Besuch „selbst aktiv werden“.

Um das zu erreichen, muss man freilich ein gutes Gespür für Themen haben, die die Menschen beschäftigen - in Bereichen wie Politik, Soziales und Wirtschaft oder Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft, in kultureller Hinsicht sowie bei Bildung, Ethik, Wissenschaft und last but not least Theologie, Religion und Reformation: Die Akademie ist schließlich immer noch eine kirchliche Einrichtung und die Hälfte der Mittel kommen demnach von der EKM und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Der „Rest“, so Thiel, wird über diverse Drittmittel angeworben.

Zu den interessanten Tagungen kann im Mai eine dreitägige Veranstaltung über Frauenbewegungen in Ost und West gerechnet werden. Sie firmiert unter dem Titel „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ und wird von Akademiestudienleiterin Eva Harasta in Kooperation mit Julia Enxing von der TU Dresden ausgerichtet. Begleitend gibt es eine Ausstellung der Leipziger Künstlerin Claudia Hauptmann, deren Gemälde 30 Jahre nach dem Mauerfall zum Nachdenken über Frauenbilder im wiedervereinigten Deutschland anregen wollen. Eines ihrer Bilder schmückt auch das Programmheft.

Neuer Chef kommt im März

Als Novum in der Akademiearbeit bezeichnet Tobias Thiel einen Fortbildungskurs, der ab September 2020 dreimal angeboten wird und sich mit der Frage beschäftigt, wie die Kirche mit einer multikulturellen Gesellschaft umgeht. Dabei soll es auch um den interreligiösen Dialog mit Muslimen gehen, der im Idealfall „auf Augenhöhe“ geführt wird.

Weitere Themen im 2020er Programm sind unter anderem Künstliche Intelligenz oder der Klimawandel. Und zu den Schwerpunkten gehört auch in Zukunft die Jugendbildung, für die vor allem Tobias Thiel zuständig ist und der er sich 2020 auch wieder in vollem Umfang widmen kann. Dann nämlich nimmt - am 1. März - der neue Direktor Christoph Maier seine Arbeit in Wittenberg auf.

Bundesweit

Die Arbeitsfelder der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt sind vielfältig. Vor kurzem erweitert wurden sie um die Ansiedlung einer Stelle, die unter Leitung von Constanze Latussek den ökumenischen Prozess „Umkehr zum Leben - den Wandel gestalten“, ein bundesweites Netzwerk, koordiniert. Finanziert wird die Stelle u.. a. vom katholischen Hilfswerk Misereor.

››Das Programm für 2020 steht bei www.ev-akademie-wittenberg.de im Internet. (mz)