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Evangelische Akademie Evangelische Akademie: Neues Halbjahresprogramm bietet Stoff zum Denken

Von Karina Blüthgen 06.12.2015, 18:10
„Weil die Reformation mit dem Bußruf und Buße anfängt“, wird Kramer selbst am Aschermittwoch auf dem Markt und vor der Thesentür der Schlosskirche mit dem Bußruf zu „Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“ aufrufen.
„Weil die Reformation mit dem Bußruf und Buße anfängt“, wird Kramer selbst am Aschermittwoch auf dem Markt und vor der Thesentür der Schlosskirche mit dem Bußruf zu „Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“ aufrufen. Mainka Lizenz

Wittenberg - Zwischen Reformation und Reflexion, Philosophie und Technik können die Besucher der Evangelischen Akademie im nächsten reichlichen halben Jahr wählen. So vielfältig das Programm ist, so denkwürdig sind die Themen der Zeit, die sich seit Monaten und auch für die Zukunft aufdrängen. Das reicht vom Handelsabkommen TTIP bis zur Sterbebegleitung und lässt zudem Raum für die multimediale Jugend wie auch für Medizin.

Nicht nur Wittenberg ist Veranstaltungsort im kommenden Halbjahr. Zu verschiedenen Themen geht die Akademie auch auf Reisen. So findet der Abend „Murks mit Methode?“ am 10. März im Umweltbundesamt Dessau statt. In Eisenach gibt es im April die Theatertagung „Die Macht des Wortes und der Sprache“, hier verbindet sich der Besuch der Lutherstätten mit einer Inszenierung des Thüringer Landestheaters (Premiere von „Die lächerliche Finsternis“). Auf Schloss Hartenfels in Torgau geht es vom 20. bis 22.  Mai in einer Tagung um „Frauen der Reformation“. Am Sterbeort Katharina von Boras wird die Bedeutung von Frauen in der Reformation ergründet. Im Historischen Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen in Halle kann am 24. Mai Wolf von Lojewski im Gespräch erlebt werden. Und am 2. Juni steht im Gemeinde- und Diakoniezentrum „St. Georg“ in Dessau der Islamische Staat im Mittelpunkt.

Vor dem bedeutsamen Jahr 2017 komme noch 2016, darauf weist Akademiedirektor Friedrich Kramer zurecht hin. Zeit, um sich am 23. Januar in einem Studientag Jan Hus, einem bedeutenden Reformator vor Luther zu widmen. Den Wittenberger Reformatoren galt der vor 600 Jahren hingerichtete Hus als Prophet, gern wird sein Satz „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen“ zitiert.

„Weil die Reformation mit dem Bußruf und Buße anfängt“, wird Kramer selbst am Aschermittwoch auf dem Markt und vor der Thesentür der Schlosskirche mit dem Bußruf zu „Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“ aufrufen. Die Aktion zu Beginn der Fastenzeit macht Mut, Engstirnigkeit und Angst beim Willkommen der Flüchtlinge durch ein großes Herz zu überwinden.

Die Wittenberger Kanzelreden stehen in diesem Jahr unter dem Thema „Reformation und die Eine Welt“ und befassen sich zum Beispiel mit der Globalisierung, Flüchtlingen und Krieg sowie Ökologie. Und die Reihe „Sternstunden der Theologie“ haben Franz von Assisi, Hildegard von Bingen und Blaise Pascal zum Inhalt.

Offen für jeden

Den Anforderungen an gesundes Essen und Schutz der Landschaft geht der Tag unter dem Motto „Dienstleisterin Landwirtschaft“ am 20. Februar auf den Grund. Mit Günter Grass befasst sich eine Tagung am ersten Märzwochenende, am 13. April widmet sich ein Abend der „Not mit der Notaufnahme“. Im August wird eine Woche die faszinierende Welt der Live-Rollenspiele erkundet, in der Jugendliche in die Haut von Superhelden und fabelhaften Wesen schlüpfen und Abenteuer erleben.

Stalinismus, „Verfallsdaten“ von technischen Geräten, die Geschichte von Landschaften oder Prävention gegen Antisemitismus - es gibt kaum einen Bereich, den die Akademie auslässt. „Wir bieten die Akademie nicht im Sinn von Ausbildung, sondern für offene Gesprächsforen“, macht Kramer deutlich. „Wir sind auch offen für jedermann. Man muss nicht in einer Kirche sein oder an etwas glauben, um zu uns kommen zu können.“ Zwischen 4.000 bis 6.000 Gäste zählt das Wittenberger Haus pro Jahr in seinen Veranstaltungen.

Über 40 neue Veranstaltungen der Evangelischen Akademie warten von Januar bis August auf Besucher (siehe „Themen erfahren“). „Wir haben ein treues Wittenberger Publikum“, weiß Kramer. Das Durchschnittsalter betrage 53 Jahre, sei aber sehr gemischt.

Das neue Programm gibt es als Faltblatt wie auch im Internet. (mz)