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Erstes Luther-Camp ist ein Test für mehr

Von Irina Steinmann 02.08.2007, 17:32

Wittenberg/MZ. - Es ist keine gewöhnliche Ferienfreizeit, die derzeit auf dem Campingplatz am Brückenkopf stattfindet. 20 junge Christinnen und Christen sind aus allen Teilen Deutschlands angereist, um natürlich zu spielen, Sport zu treiben, zu basteln, was man eben so macht in einer Feriengruppe, aber sich eben auch auf die Spuren Luthers zu begeben, zu beten, Gottesdienst zu feiern. An diesem ausnahmsweise sommerlichen Vormittag ist die Stadt Wittenberg über die Elbe ins Zeltlager gekommen. Bürgermeister Volkmar Kunze, ein Liberaler, begrüßt den Bischof aus Hannover, Hans-Jörg Voigt, der für drei Tage mitzeltet beim ersten "Luther-Camp" der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Zum Aufwärmen sieht das akribische Protokoll um "10.20 Uhr" eine Runde Tischfußball vor. Bürgermeister und Bischof bilden ein Team, aber das hilft ihnen nichts gegen die jugendlichen Gegner.

Anschließend sagt Kunze Sätze wie diesen: "Mit dem Luther-Camp ist die SELK angekommen in Wittenberg, in der Ökumene der Lutherstadt." Der Bürgermeister sagt auch: "Mancher in Wittenberg wird noch lernen müssen, damit umzugehen, dass es die SELK jetzt auch gibt." Die kleine Freikirche, die schon in der Vergangenheit in Wittenberg einige Mitglieder hatte, erst jetzt aber ins Licht der Öffentlichkeit rückt, gilt als konservativer als ihre großen evangelischen Schwestern und Brüder. Man verstehe sich als "Ergänzung, nicht als "Konkurrenz" zur EKD, gibt der Bischof freundlich zurück.

Wenn Camp-Leiter und Pfarrer Christian Utpatel seine 14- bis 20-jährigen Schützlinge durchaus freundlich "Testkaninchen" nennt, so meint er damit weniger deren Wetterfestigkeit (obwohl auch die zeitweise auf eine harte Probe gestellt wird), sondern die Tatsache, dass die SELK-Ferienlager in Wittenberg im Vorfeld von 2017 eine feste Größe und voraussichtlich auch international werden sollen. "Wir probieren aus, was sich lohnt und was nicht", so Utpatel.

Thomas Hahne vom Reiseveranstalter "Terra Lu Travel", der für christliche Gruppen insbesondere aus Übersee Reisen nach "Terra Lutherana", ins Lutherland, organisiert und auch den touristischen Part des aktuellen Luther-Camps übernommen hat, zog eine positive Bilanz der Zusammenarbeit mit dem Marina-Camp. "Das entwickelt sich sehr, sehr gut."

Und es soll sich bis zum protestantischen Jubiläumsjahr 2017 noch viel mehr entwickeln: Es gebe bereits zwei konkrete Projekte, die man gemeinsam mit "Terra Lu Travel" entwickeln und umsetzen werde, kündigte die Geschäftsführerin des Vereins "TourismusRegion Wittenberg" Elke Witt an. Mit Mitteln aus dem Landesförderprogramm für religiös-spirituellen Tourismus würden ein Pilgerbüro eingerichtet und ein Tourismuskonzept für die Reformationsdekade erstellt werden, erläuterte Touristikerin Witt.