Endlich wieder Erfolgserlebnisse
Wittenberg/MZ. - Orientierungsphase nennt sich, was in dem Haus, das jetzt als Außenstelle der Sekundarschule "Heinrich Heine" in Reinsdorf firmiert, geschieht. 22 Mädchen und Jungen aus dem gesamten Landkreis verrichten handfeste Arbeiten, es macht ihnen offenkundig Spaß und stärkt nach den Beobachtungen der beiden Lehrerinnen Anke Gruner und Karin Schwacha das Selbstbewusstsein: "Die haben endlich Erfolgserlebnisse, schaffen was, entdecken andere Fähigkeiten an sich." Das sei nicht allein für die Schüler, sondern auch für Mama und Papa ein neues Gefühl: "Eltern haben uns gesagt: Unser Kind geht wieder gerne in die Schule."
Was wie ein kleines Wunder klingt, nennt sich Produktives Lernen. Das gibt es seit einigen Jahren bereits an der Sekundarschule Friedrichstadt. Die Heinrich-Heine-Schule ist die zweite im Kreis, die auf dieser Basis nun junge Leute ausbildet. Es sind jene, die mit dem Regelunterricht ihre Schwierigkeiten haben, bei denen absehbar ist, dass sie den Hauptschulabschluss nicht erreichen. Sie mussten sich bewerben und ein Gespräch überstehen. Dass die Plätze begehrt sind, zeigt die Tatsache, dass es mehr Bewerber gab als letztlich genommen werden konnten.
Jetzt sind die 22 jungen Leute nicht nur dabei, sich kennen zu lernen, sondern auch, ihr neues Umfeld zu gestalten - als eine erste sehr praktische Aufgabe sozusagen. Sie renovieren Unterrichtsräume und Flure - nach eigenen Ideen. Was für die beiden Pädagoginnen ein gewisses Maß an Zurückhaltung bedeutet: "Schließlich sind die gestalterischen Ideen der Schüler gefragt, nicht unsere." Der bislang als Kräutergarten genutzte Innenhof soll umfunktioniert werden zum Pausenhof. Möbel werden geräumt, Schilder gemalt, die Verpflegung wird organisiert.
Aber natürlich wartet nach der Orientierungsphase auch wieder Unterricht auf die Teilnehmer des Produktiven Lernens - wenn auch ein möglichst praxisorientierter. Zunächst allerdings gilt es, sich zu entscheiden für einen Beruf und nach einem Praxisplatz in einem Unternehmen Ausschau zu halten. Danach entwerfen Anke Gruner und Karin Schwacha, die übrigens selbst beide ein zwei Jahre dauerndes Zusatzstudium absolvieren, nach den jeweiligen Berufsbildern einen individuellen Lernplan. Der künftige Beruf soll sich in den Unterrichtsfächern konkret widerspiegeln. Hinzu kommen fünf Stunden Kommunikation, ein Fach, das aus Sicht der beiden Lehrerinnen auch an anderen Schulen gut aufgehoben wäre.
Ein erhebliches Problem für das Projekt stellt unterdessen die prekäre Finanzlage dar: "Die ist hinderlich für den Tatendrang der jungen Leute." Daher die Bitte um Hilfen finanzieller oder materieller Art. Gesucht werden: Wandfarben, Fensterfarben, Fassadenfarbe, Polstermöbel, eine Kaffeemaschine und Lamellenvorhänge. Wer etwas übrig hat: Angebote bitte unter der Telefonnummer: 03491 / 67 01 06.