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Einsatz in der Schillerstraße Einsatz in der Schillerstraße: So geht es weiter nach dem Brand

Von Marcel Duclaud 25.06.2019, 10:30
Die Fassade des Hauses in der Schillerstraße am Morgen nach dem Brand. Wann die Wohnungen wieder bezogen werden können, ist unklar.
Die Fassade des Hauses in der Schillerstraße am Morgen nach dem Brand. Wann die Wohnungen wieder bezogen werden können, ist unklar. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Maik Zirnstein reibt sich am Vormittag die Augen. Der junge Mann hatte sich gerade mal ein Stündchen aufs Ohr gelegt, bei seiner Mutter, die nicht weit weg wohnt. Der 33-jährige Wittenberger hat eine schlimme Nacht hinter sich, seine Wohnung darf er noch nicht betreten. Sie befindet sich in dem stark verrußten Mehrfamilienhaus in der Schillerstraße, aus dem in der Nacht zum Montag die Flammen schlugen.

Aus Wohnung geborgen

Von einer „Flammenfront“, die dramatisch ausgesehen hat, spricht die Feuerwehr. Zirnstein hat noch Glück. Er ist nicht verletzt - andere Menschen aus seinem Aufgang traf es schlimmer. Von insgesamt sieben Verletzten ist am Morgen die Rede.

Einen Mann, einen 61-Jährigen, mussten Feuerwehrkameraden aus seiner Wohnung retten. Er soll bewusstlos gewesen sein und zwischen Küche und Bad gelegen haben, berichtet Gerd Geier, Fachbereichsleiter für Brand- und Katastrophenschutz bei der Stadt.

Der 61-Jährige, der in jener Wohnung im ersten Obergeschoss lebte, in der der Brand mitten in der Nacht ausbrach, ist schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Die anderen, darunter zwei Kinder, hat es weniger heftig erwischt.

Sie mussten teilweise ambulant im Krankenhaus behandelt werden, konnten das bis auf eine Ausnahme aber schnell wieder verlassen. Laut Geier erlitt auch ein Feuerwehrmann Verletzungen, er hat sich am Notstromaggregat verbrannt.

Zahlreiche Menschen mussten zumindest einen Teil der Nacht im Freien verbringen. Nicht nur jene, die in dem Aufgang leben, wo es brannte, aus Gründen der Vorsicht sind auch Nachbarn aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Rede ist von rund 50 zeitweise Evakuierten. Die Personen aus dem Nachbar-Eingang durften allerdings eine gute Stunde später wieder in ihr Zuhause. Wann die Mieter von Nummer 17 wieder zurückkönnen, ist noch völlig unklar.

Die Polizei wurde um 2.46 Uhr über den Wohnungsbrand in dem Fünf-Geschosser in der Schillerstraße informiert. Die Feuerwehr kurz darauf. Nach den Worten von Gerd Geier trafen die ersten Einsatzkräfte sieben Minuten später ein.

Die Fensterscheiben seien bereits geborsten, die Flammen weithin sichtbar gewesen. Als Glück hat sich erwiesen, dass die Wohnung über jener, in der der Brand ausbrach, nicht belegt ist. Sie wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die Einsatzkräfte von Hauptwache und mehreren Freiwilligen Feuerwehren haben parallel die Wohnungen kontrolliert, ob alle raus sind, und gelöscht - von außen über einen Hubsteiger und von innen über das Treppenhaus. „Es herrschte eine extreme Hitze“, sagt Geier. Er macht ebenfalls darauf aufmerksam, dass die Feuerwehr vor gut zwei Wochen schon mal einen Einsatz hatte, im selben Haus, in der selben Wohnung.

Es war ein Entstehungsbrand damals, bemerkt der Fachbereichsleiter. Er spricht auch von der chaotischen Wohnung eines Messies. Mitmieter bestätigen das. Maik Zirnstein zum Beispiel, der durch Krach wach wurde in der Nacht, Rauch bemerkte und bei den zum Teil schwerhörigen Nachbarn an die Tür hämmerte, um sie zu wecken und auf die Gefahr aufmerksam zu machen.

Am Sonntagabend soll gleich zweifach die Security da gewesen sein wegen Lärmbelästigung. Unrat war immer wieder ein Thema, kleine Überschwemmungen und eben der Brand von vor zwei Wochen. Der Vermieter, die Wiwog, sei mehrfach auf die Probleme hingewiesen worden, habe aber beschwichtigt.

Mann war öfter auffällig

Rando Gießmann, Geschäftsführer der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft, bestätigt, dass der Mann, der jetzt schwer verletzt im Krankenhaus liegt, kein Unbekannter gewesen sei. „Er war öfter auffällig. Aber das rechtfertigt noch nicht, ihn sofort aus der Wohnung zu setzen“, macht Gießmann auf das Mietrecht aufmerksam.

Er berichtet am Nachmittag, dass die Nachbar-Eingänge inzwischen wieder mit Strom und Wasser versorgt und die Bewohner von Nummer 17 extern untergebracht seien - privat oder in Gästewohnungen der Wiwog. Wann sie in ihr Zuhause zurückkehren dürfen, das sei jetzt noch nicht zu sagen, weil das genaue Ausmaß der Schäden erst ermittelt werden muss.

Ermittlungen nimmt unterdessen auch die Polizei vor. „Der Brandort wurde beschlagnahmt“, heißt es. Am Montagvormittag sind Polizisten auf Spurensuche in der Wohnung, ein speziell ausgebildeter Hund ebenfalls. Was das Feuer letztlich ausgelöst hat, steht noch nicht fest. (mz)

Dieses Bild bot sich Mietern und Kameraden der Feuerwehren in der Nacht. Gemeldet worden war der Brand 2.46 Uhr.
Dieses Bild bot sich Mietern und Kameraden der Feuerwehren in der Nacht. Gemeldet worden war der Brand 2.46 Uhr.
Matthias Hauss/Feuerwehr
Aus dem Fenster beförderter Unrat aus der Brandwohnung
Aus dem Fenster beförderter Unrat aus der Brandwohnung
Klitzsch