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Eine neue Amtszeit für den Adel

07.09.2009, 17:12

VON STEFANIE HOMMERS SEEGREHNA/MZ. - Eine Braupfanne mit Gold soll immer noch von Prinzessinnen unterirdisch bewacht werden. Wer in stockdunkler Nacht mit einem schwarzen Ziegenbock, der kein weißes Haar haben darf, zum Burgstall wandert, hat die Chance, den Schatz dort auszugraben, wo der Bock am Boden kratzt.

Den Schatz hat man zwar in Seegrehna noch nicht wieder gefunden, aber beim alljährlichen Burgstallfest feiert die Monarchie eine fröhliche Wiederauferstehung. Freilich ist heutzutage die Amtszeit des Adels begrenzt, die Burgstallprinzessin darf ihr Dorf nur ein Jahr lang repräsentieren. Am Sonnabend war es wieder soweit. Ihre Hoheit Nicole die Erste dankte ab und übergab das Zepter an ihre Nachfolgerin Sabrina die Erste. Im bürgerlichen Leben ist Sabrina Kilz bei der Arge beschäftigt, zur Krönungszeremonie tauschte sie indes das Büro-Outfit gegen ein ein prunkvolles langes Gewand und kam standesgemäß mit der Pferdekutsche vorgefahren. Ihre Hoheit ließ das Volk ein wenig warten, so dass die kleinen Monarchisten schon ein wenig ungeduldig wurden. "Wann kommt denn die Kutsche", erkundigte sich die dreijährige Hanna ein ums andere Mal sehnsuchtsvoll. Dann war es endlich so weit.

"Ich hoffe, ich werde ein würdige Nachfolgerin sein", unterstrich die 28-Jährige nach der feierlichen Krönungszeremonie im Festzelt, bei der in diesem Jahr nur ein kleiner treuer Hofstaat applaudierte. Was aber keinesfalls der neuen Prinzessin angelastet werden konnte. Trüber Nieselregen und eine recht frische Brise ließen manchen erst einmal abwarten. Zum nachmittäglichen Familienprogramm hellte sich indes der Himmel ein wenig auf, und der Festplatz füllte sich. Beim den zahlreichen Wettbewerben im Holzsägen und im Tiergewichtsschätzen, beim Bratpfannenzielwurf und beim Bierkistenstapeln herrschte reges Treiben und gute Stimmung. Der Heimatverein hatte wieder einmal ein buntes und abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, die Tische im Festzelt präsentierten sich prächtig geschmückt, mit allem was die Erntezeit derzeit hergibt, und auch viele Dorfbewohner hatten ihre Kreativität beim Schmücken von Haus und Hof einmal mehr unter Beweis gestellt. Die Zahl der Teilnehmer am Wettbewerb sei indes etwas zurückgegangen, bedauerte der langjährige Heimatvereinsvorsitzende Dietrich Riedel. Unter 38 Motiven wurden jedoch auch in diesem Jahr die schönsten Szenen prämiert. Bei einer Kutschfahrt nach der Krönung konnte sich Prinzessin Sabrina schon von der fröhlichen Vielfalt überzeugen. Ein Jahr lang wird sie ihr Heimatdorf bei Festen, Umzügen und Jubiläen vertreten und auch bei Luthers Hochzeit mit von der Partie sein.