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Ein Kampf, der schon entschieden ist?

Von Markus Wagner 22.01.2008, 19:22

Coswig/MZ. - Beim Neujahresempfang der Stadt am vergangenen Montagabend lagen die Unterschriftenlisten schon aus, um der "äußerst bösen Angelegenheit" - so nennt es die Bürgermeisterin - eine neue Wende zu geben.

Dass die tatsächlich kommt, darüber macht man sich in der Schule allerdings weniger Illusionen. "Als ich vor zwei Jahren hierher abgeordnet worden bin, hieß es schon, dass sie geschlossen werden soll", erinnert sich Schulleiterin Susanne Krause. Angesichts der sinkenden Schülerzahlen sei das ja absehbar gewesen. Seit Jahren erreiche man die Mindestschülerzahlen nicht mehr. Derzeit werden 41 Kinder betreut, 90 müssten es eigentlich sein.

Scharf wird Frau Krause allerdings, wenn man dem Kollegium mangelnde Qualität unterstellt. "Das hat mich und die Kollegen verärgert", sagt die Schulleiterin. Dennoch hat es Klaus Hajek, der zuständige Geschäftsbereichsleiter in der Kreisverwaltung wiederholt: "Die Qualität des Gesamtangebotes" könne bei den niedrigen Schülerzahlen nicht mehr erreicht werden. Susanne Krause sieht das anders: "Im Gegenteil. Wir haben derzeit mehr Lehrer, als der Verteilungsschlüssel pro Schüler vorsieht." Zugute kämen diese Plusstunden den Schülern. Denn wenn die nicht für Vertretungen benötigt

werden, können Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Sogar ein Zweitlehrer im jahrgangsübergreifenden Unterricht sei drin. Doch auch hier ist die Schulleiterin illusionsfrei: "Dass im nächsten Schuljahr Lehrer abgezogen werden, ist abzusehen", sagt sie.

Dass die Schließung nun so schnell kommt, war es nicht. Eine Anfrage des schulpsychologischen Dienstes habe laut Hajek dafür gesorgt, dass das Thema plötzlich auf Tagesordnungen der Ausschüsse aufgetaucht war (die MZ berichtete). "Eigentlich sollte es nur eine Information werden, dass die Verwaltung eine Schließung prüft", sagte Hajek am Dienstag. Daraus gleich einen Beschluss zu machen, sei nicht vorgesehen gewesen. "Wie das gelaufen ist, hat mir nicht gefallen", so Hajek, "an der Sache selbst ändert das aber auch nichts."

Christian Tylsch, CDU-Kreistagsmitglied aus Coswig, will allerdings wohl etwas ändern. So wie er die Rechnung der Verwaltung verstanden habe, gehe es um Einsparungen von gerade einmal 9 000 Euro pro Jahr, weil allein bei den Fahrtkosten für die Schüler 11 000 Euro mehr eingerechnet werden müssten. Dass die Schule nicht wie bisher zu halten ist, sei ihm klar, "aber eine Beschulung vor Ort müsste doch möglich sein". Was Tylsch ärgert: "Da ist so gut wie überhaupt nicht über Alternativen diskutiert worden."

Wird noch, beruhigt Hajek. "Wir sind ja noch nicht am Ende des Prozesses." Alternativen zu prüfen sei sowieso vorgesehen. Diskutiert werden können die unter anderem bei einem Elternabend in der Schule. Nächste Woche soll der stattfinden, angekündigt sind die beiden Leiter der Förderschulen in Wittenberg und Gräfenhainichen sowie die zuständige Fachdienstleiterin Cornelia Rohrbeck. Einen endgültigen Beschluss erwartet Hajek beim Kreistag im März. Dass die Kreisverwaltung bei dem Thema keinen guten Stand hat, weiß er auch: "Wie man es macht, man gewinnt mit Schulschließungen keine Punkte."