Ehrenamtliche Stricklieseln Ehrenamtliche Stricklieseln: Babymützen und Schuhe für Neugeborene im Stift

Wittenberg - Was dem eenen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall. Mal ganz frei übertragen auf Olaf Dähne heißt das: „Die Frauen haben ihr Hobby und ich habe meins.“ Spricht’s und schaut auf seine Gartenbahn - ruhig dreht sie ihre Runden. Gleichwohl entzieht sich Dähne in keinster Weise dem Hobby seiner Frau: Monika Clauß strickt - und sie versammelt seit sieben Jahren Gleichgesinnte um sich.
So lange man noch die Gaststätte „Jägerheim“ in Wittenberg betrieb, trafen sich die strickenden Frauen dort. Inzwischen finden die gleichermaßen kreativen wie produktiven Treffen in den Räumen von Clauß’ Partyservice statt.
Unverändert ist der Zweck ihrer Stricknachmittage: Mützchen stellen sie her, auf dass Neugeborene im nahe gelegenen Paul Gerhardt Stift auch insoweit gut behütet sind. Ebenso stricken oder häkeln sie winzige Schuhe. Den Überblick über das Geschaffte hat dabei auch Dähne und die Bilanz der aktuellen Einsätze lautet wie folgt: „350 Schuhchen, 313 Mützchen und ein geschätzter Spendenwert von rund 3.000 Euro.“
Jenen Frauen, die sich seit Jahren schon immer mittwochs bei Monika Clauß treffen, muss das Stricken niemand mehr beibringen. Für all jene aber, die noch nicht wissen, wie richtig mit Nadel und Wolle umgegangen wird, bietet Clauß jetzt einen Kurs an, der sich tatsächlich an absolute Anfänger richtet. Zum ersten Mal lädt sie dazu am heutigen Donnerstag, dem 23. November, um 18 Uhr in die Räume ihres Partyservice in der Friedrichstraße 49 in Wittenberg ein.
Und alles ehrenamtlich. Umso enttäuschender ist, dass trotz Mitteilung ans Stift von dort an diesem Mittwochnachmittag bis 16.30 Uhr niemand gekommen sei, dem man die Spenden hätte überreichen können. Gegenüber der MZ sagt Dähne, man denke darüber nach, 2018 einen anderen Begünstigten für die Handarbeiten zu finden.
An Adressaten sollte es nicht mangeln, schon jetzt stricken die Frauen - 86 Jahre ist die älteste, 62 die jüngste, Clauß und Dähne sind beide 63 - also schon jetzt stricken sie auch fürs Kinderhaus in Kropstädt. Pullover, Mützen, Handschuhe, Socken, Schals, freilich alles entsprechend größer (und, so Clauß, „in Zusammenarbeit mit dem Torhaus in Piesteritz“).
Manch eine aus der Runde macht noch ganz andere Menschen glücklich: Alice Seidel etwa sagt, dass sie auch für Obdachlose in Berlin strickt. Die Wolle dafür erhalte sie von ihrer Nichte.
Was die Wolle betrifft, so bringen die Frauen sie teilweise auch von zu Hause mit, in vielen Fällen sind es Spenden. Von kontinuierlichen Wollspenden spricht Dähne. Wie viel in sieben Jahren in der Runde schon verarbeitet wurde, vermag an diesem Nachmittag niemand zu sagen.
Vorsichtig geschätzt dürften es Zehntausende Meter gewesen sein, zumal zu Spitzenzeiten auch mehr Frauen in der Strickgruppe mitwirkten. Von 32 Frauen spricht Clauß, auch kamen einmal sieben Kinder und sogar einen Mann hatten sie in der Runde. Jetzt sind sie im Durchschnitt 15 Frauen, denen anzumerken ist, dass es bei diesen Mittwochstreffen nicht allein ums Stricken geht.
Mindestens genauso wichtig sind die Gespräche oder der Austausch von Strickanleitungen und neusten Schnitten. Dähne, der an diesem 22. November auch noch Geburtstag hat, schenkt Kaffee aus und verteilt Pfannkuchen.
Clauß erzählt am Rande vom Besuch einer Kreativmesse und zückt kleine Figürchen. Die Stimmung ist heiter, es gibt nur ein Tabu: „Wer eine Nadel fallen lässt, muss einen Euro zahlen wegen ruhestörendem Lärm.“ Es darf gelacht werden. Herzlich. (mz)