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Katastrophenschutz Droht uns Hochwasser im Landkreis Wittenberg?

Der Fährbetrieb im Landkreis ist schon eingeschränkt. Ob das auf eine drohende Überschwemmung hinweist, fragt ein Leser. Was Experten sagen.

Von Julius Jasper Topp und Corinna Nitz 21.07.2021, 10:38
Die Hochwasserschutzanlage in Pratau wurde nach der Flut 2002 erneuert und verstärkt.
Die Hochwasserschutzanlage in Pratau wurde nach der Flut 2002 erneuert und verstärkt. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - „Müssen wir uns hier nicht auch Sorgen machen?“, fragt ein älterer Herr am Telefon. Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist besorgt. Schon 2002 habe ihm das Hochwasser hier vieles genommen. Jetzt sieht er die Bilder im Fernsehen, von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Von Dörfern, die nur noch aus braunem Schlamm und zerstörten Häusern bestehen. „Und dann lese ich bei Ihnen in der Zeitung, dass die Fähren wegen des hohen Pegels nicht mehr fahren“, sagt der Mann.

Fährbetrieb als Vorbote?

Macht er sich vielleicht zu Recht sorgen? Die MZ fragt bei Kreissprecher Ronald Gauert nach. „Das Einstellen des Fährbetriebes gehört mit zum Jahresverlauf dazu“, sagt er. Aufgrund der sehr trockenen Sommer hätten wohl einige Menschen vergessen, dass höhere Pegelstände - derzeit werden etwa vier Meter gemessen - ganz regulär für Pausen bei den Fähren sorgten.

Die Schifffahrt ist in der Region erst ab einem Wasserstand von fünfeinhalb Metern beschränkt. Wie berichtet, waren am Montag die Fährverbindungen zwischen Prettin und Dommitzsch sowie zwischen Pretzsch und Mauken wegen des hohen Wasserstandes eingestellt worden. Intakt war allerdings noch die Fährverbindung in Elster.

Noch befinde sich die Elbe im Flussbett, keine Wiesen seien überflutet, sagt Gauert. Im Februar habe der Wasserstand noch über fünf Meter gelegen. Nach Zahlen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes des Bundes lag der höchste Pegel im Raum Wittenberg bei über sieben Metern. Gemessen wurde der Höchststand im Jahr 2002 während der Flutkatastrophe. Das Schifffahrtsamt prognostiziert für die nächsten Tage aber einen sinkenden Wasserstand im Bereich Wittenberg.

„Ich hüte mich natürlich davor, zu sagen, dass uns hier nichts passieren kann“, sagt Kreissprecher Gauert. Insbesondere starke Regenfälle im Erz- und Riesengebirge sorgten schnell dafür, dass die Region mehr Wasser abkriege, als sie vertragen könne.

Aktuell keine Gefährdungssituation etwa für den Landkreis sieht Burkhard Henning. Über den Elbpegel sagt der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz Sachsen-Anhalt am Dienstag auf eine Anfrage der MZ, dieser sei „im Moment eher Grund zur Freude“. Dies gelte umso mehr angesichts der Trockenperioden mit Pegelniedrigständen in der Vergangenheit.

Bei der Bewertung der Situation schauen sie auch ins tschechische Ústí nad Labem: Auch von dort, wo die Elbe ihren tschechischen Namen „Labe“ trägt, sei derzeit „nichts im Anmarsch“, dies gelte ebenfalls für Dresden. Und auch aus meteorologischer Perspektive gebe es gegenwärtig keinen Grund zur Sorge. Tatsächlich komme gerade vom Deutschen Wetterdienst ein wichtiger „Input“, wenn es zum Beispiel um Niederschlagsvorhersagen geht, die in die Prognosen der Hochwassermeldeordnung von Sachsen-Anhalt einfließen.

Bessere Prognosen

Unter Hinweis auf große Hochwasser der jüngeren Vergangenheit, unter anderem jenes von 2002, sagt Henning, dass die Hochwasservorhersagen danach noch einmal modernisiert wurden. Demnach sind auch die Hochwasser-Vorhersagezentralen der einzelnen Bundesländer vernetzt. Zudem habe es beispielsweise ein „erhebliches Deichsanierungsprogramm“ gegeben, dies treffe auch auf die Schwarze Elster zu, wo es 2010 ein verheerendes Hochwasser gab.

Auf die Katastrophe in den aktuellen Hochwassergebieten in Deutschland angesprochen, sagt Burkhard Henning, es sei einfach so viel Regenwasser gewesen, dass der Boden nichts mehr aufnehmen konnte. „Dann kommt es zu diesen Abflüssen, wie wir sie jetzt gesehen haben. Da hat man keine Chance.“ (mz)