1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Drei volle Transporter aus Wittenberg unterwegs nach Nordrhein-Westfalen

Hilfe für Flutgebiete Drei volle Transporter aus Wittenberg unterwegs nach Nordrhein-Westfalen

Die Wittenbergerin Sarah Bahn initiiert einen Spenden-Aufruf für Hochwasseropfer in Nordrhein-Westfalen. Was am dringendsten benötigt wird.

Von Andreas Hübner 27.07.2021, 09:31
 Sarah Bahn und Stefan Cerny verladen Sachspenden für  Opfer der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen.
Sarah Bahn und Stefan Cerny verladen Sachspenden für Opfer der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. (Foto: Andreas Hübner)

Wittenberg - Es sind einfache Dinge, die momentan im Hochwassergebiet in Nordrhein-Westfalen den Unterschied machen können und die von den Betroffenen und insbesondere auch von den vielen Helfer-Trupps benötigt werden. „Wasser in erster Linie“, weiß Sarah Bahn zu berichten. „Hygieneartikel, wie Duschbad oder Toilettenpapier“, zählt sie auf. Auch Haustiernahrung und zum Beispiel Windeln sowie andere Baby-Artikel hat sie gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden in den letzten Tagen gesammelt, sortiert und eingelagert.

Am vergangenen Freitag wurden Räumlichkeiten in der Wittenberger Pfaffengasse, die in unkomplizierter Manier von Markus Schuliers (Theaterjugendclub, Mehrgenerationenhaus) als Vorratslager zur Verfügung gestellt wurden, erstmals wieder leergeräumt, die Sachen sodann auf zwei Transporter verteilt, um ins Krisengebiet gebracht zu werden.

Gefühl von Unruhe

Irgendwie war die ganze Aktion auch stressig, gibt die junge Wittenbergerin zu, doch sie war nötig. Die Fernsehbilder von einstürzenden Wohnhäusern und ganzen Stadtteilen, die nach und nach einfach wegbrachen, bewegten sie sehr. „Ich saß nur noch da und hab mit dem Kopf geschüttelt“, berichtet sie.

Die anfängliche Ungläubigkeit, mit der ihr die schrecklichen Bilder aus dem Krisengebiet begegneten, riefen schon bald ein Gefühl von Unruhe bei der 27-Jährigen hervor. „Ich muss was tun“, habe sie nur noch gedacht: „Ich kann doch jetzt nicht nur auf dem Sofa sitzen und mit dem Kopf schütteln.“

Bahn, die derzeit eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim Umweltbundesamt in Dessau absolviert, startete einen Facebook-Aufruf und nutzte dabei die Reichweite der populären Gruppe „Wittenberg Umland“. Ein voller Erfolg! Die Resonanz war riesig und schnell fanden sich sogar schon erste Spender und weitere Helfer ein.

Stefan Cerny zum Beispiel, der einen Montageservice betreibt, erklärte sofort, dass er mit einem Transporter runterfahren werde, und fing sofort an, bestimmte Produkte in großen Mengen einzukaufen. Auch mobilisierte er noch andere seiner Freunde und Geschäftspartner. Während Bahn und all die anderen Helfer Klinken putzten und hunderte Telefonate mit Geschäftsleuten und Händlern aus der Region führten, wurden - ebenfalls mit Hilfe der sozialen Medien - verschiedene Kontakte in die betroffenen Gebiete geknüpft. „Daher wissen wir so genau, was gebraucht wird“, erklärte Cerny. Vielleicht war die Aktion auch deswegen so erfolgreich, denn wie eingangs erwähnt, sind es einfache Dinge, die benötigt werden.

Familien beteiligen sich

Während etliche Gastronomen aus der Lutherstadt insbesondere mit Getränken sofort helfen und Händler wie zum Beispiel der Obi-Baumarkt und Phillips Sonderposten oder die Firma Repo und Jütro GmbH aus Jüterbog bereitwillig größere Mengen an benötigten Artikeln spendeten, berührten die junge Frau und ihre Mitstreiter gerade auch die kleinen privaten Spenden sehr. „Familien mit Kindern kommen viele vorbei und bringen gerade auch Babyartikel“, berichtet sie der Mitteldeutschen Zeitung.

Sie wollen weitermachen

Simple Werkzeuge wie Spaten und Schippen, die dringend für die Aufräumarbeiten benötigt werden, haben auch die Fußballer von Einheit Wittenberg um Danilo Hartwig herum, zusammengetragen. „Es sind zum Teil große Gebiete immer noch ohne Strom“, so Hartwig, „Deswegen haben wir auch Kerzen besorgt und Taschenlampen.“ Unabhängig von der Sammelaktion, die von Sarah Bahn und ihren Freunden gestartet wurde, hatte die Vereinsführung Geld vorgeschossen, mit dem ein kleiner Vorrat eingekauft werden konnte.

Eine Spendenaktion unter den Vereinsmitgliedern und Freunden der Einheit solle diese Ausgaben später decken, wie Hartwig erklärt. „Eine Familie hat zum Beispiel eine ganze Kiste Gummistiefel gespendet“, berichtet er.

Die Sachspenden wurden in der Nacht von Freitag zu Samstag mit insgesamt drei Transportern nach Swisttal-Heimerzheim in ein Pfarramt gebracht. Von dort aus wird dann die Verteilung der Artikel sinnvoll koordiniert. „Für mich ist es eigentlich selbstverständlich zu helfen“, sagte Hartwig zur MZ, „gerade wenn man hier auch schon mal ein Hochwasser erlebt hat. Die Betroffenen sind ganz bestimmt für jede Hilfe dankbar.“ Und Sarah Bahn lässt stellvertretend für alle Helfer verlauten: „Wir werden weiter Spenden sammeln.“ (mz)