Drachensteigen zum Reformationsjubiläum Drachensteigen zum Reformationsjubiläum: Luther geht in die Luft

Wittenberg/Gräfenhainichen - Große fliegende Herzen sollen am Abschlussgottesdienst über den drei öffentlichen Zugängen zur Elbwiese deutlich sichtbar am Himmel stehen. Dafür verantwortlich ist die Abteilung Drachenflug des SV Leibnizdruck in Gräfenhainichen. „Ganz nach dem Motto, dass die Besucher herzlich willkommen sind“, sagt Uwe Klimke.
Die von den Veranstaltern erwünschten 30 Herzen können die Heidestädter allerdings gar nicht allein stemmen. Sie haben sich deshalb prominente und internationale Unterstützung zugesichert. Rene Maier wird seine Herzen - er hat sie entworfen - für das Wittenberger Event zur Verfügung stellen.
Der Schweizer ist Weltmeister im Ein-Leiner-Drachenbau. Den Titel hat er sich im Mekka dieser Sportart - in China - erkämpft. In der Region setzten die Gräfenhainichener die Maßstäbe. Und sie wollen, dass beim Kirchentag „Luther in die Luft“ geht.
Drachenfliegen hat in Gräfenhainichen Tradition. Im SV Leibnizdruck gibt es eine eigene Abteilung dafür, die 2016 als beste Abteilung des Landkreises geehrt wird. „Ready to fly“ zählt 14 Mitglieder, die in der Heidestadt selbst, aber auch in Wittenberg, Wolfen, Leipzig und in Berlin zu Hause sind. Die Begeisterung für das Fliegen wird in der warmen Jahreszeit fast an jedem Wochenende auf den Wiesen vor den Toren von Ferropolis ausgelebt. Ihre Fluggeräte und Windspiele sind bereits von Weitem zu erkennen. Jahreshöhepunkt schlechthin ist jedoch das Wittenberger Drachenfest, das 2017 bereits seine 17. Auflage erfährt und in Deutschland zum Mekka der Szene geworden ist.
Am Sonnabend sind die Vorbereitungen in der Sporthalle in der Lindenallee in Gräfenhainichen mit einem ersten Workshop gestartet. Insgesamt sollen elf Drachen mit unterschiedlichen Motiven auf den Elbwiesen präsentiert werden. Zu sehen sind dann die offiziellen Motive - wie die Lutherrose - oder die Wittenberger Skyline.
Der Materialwert der Flugobjekte - die Glasfaserstäbe und das dünne Stofftuch mit einem Gewicht von 42 Gramm - beträgt zwischen 35 und 111 Euro. Die eigene Arbeitszeit wird nicht eingerechnet. Bis zum 11. März - das ist quasi die Hausaufgabe - soll bis zu einem weiteren Workshop alles fertig sein.
Am 28. Mai steigen die Exponate dann bis zu 100 Meter in die Höhe. „Mehr ist nicht erlaubt. Und wir werden keine Ausnahmegenehmigung beim Luftfahrttechnischen Bundesamt beantragen“, so Klimke, der auch auf das Moderieren verzichten wird.
„Wir sind nur schmückende Beiwerk“, so der Abteilungsleiter. Das wird im September ganz anders sein. Das traditionelle Drachenfest - deshalb sind die Veranstalter des Kirchentages auch auf die Gräfenhainichener aufmerksam geworden - steht unter dem Motto „Luther 500“. Das Spektakel - der Jahreshöhepunkt im Verein - hat sich seit der Premiere 2011 nicht nur deutschlandweit einen großen Namen erarbeitet.
Insider sprechen vom „Fano des Osten“. Ein ausgesprochen lobender Vergleich, denn auf der dänischen Insel wird ein international anerkanntes Drachenfest durchgeführt. Und die Gräfenhainichener Stärke soll jetzt auch zum Reformationsjubiläum genutzt werden.
Dabei ist es nicht die erste Zusammenarbeit zwischen den Gräfenhainichener Sportlern und der Kirche. Schon einmal umrahmten die Drachen einen Freiluft-Gottesdienst zu Himmelfahrt in Ferropolis. „Eine Besucherin hat sich bei mir für die Ausgestaltung extra bedankt“, sagt Klimke, der wohl beim Kirchentag deutlich mehr Hände schütteln muss. (mz)