Die großen Namen im kleinen Straach
Straach/MZ. - Denn der Pavillon am Berliner Interconti, in dem auch die amerikanische Außenministerin logiert hat, ist zu einem guten Teil das Werk seiner "Straacher Metallbearbeitung GmbH". Seit 2003 gibt's die, seitdem mischen Schmidt und seine Angestellten in Sachen Stahlbau bei den "Großen" mit.
Zumindest was die Namen angeht. Airbus, Botanischer Garten Berlin, Abgeordnetenhaus des Bundestages, Bayer Bitterfeld gehörten schon zu seinen Kunden. Für das neue Porsche-Museum in Stuttgart werden die Straacher das komplizierte Dach der Aula bauen. Am erst frisch sanierten Bode-Museum in Berlin hatte Schmidt die Finger drin und am Terminal C des Flughafens in Tegel ist alles, was Stahlbau angeht, von den Straachern angefasst worden - selbst die Verblendung an den Bildschirmen.
"Angefangen habe ich damit, Scheuerleisten im Krankenhaus anzukleben", erinnert sich Schmidt. Anfang 1991 war das. Der gebürtige Pülziger war gerade aus der Nähe von Gütersloh zurückgekehrt und gründete seine eigene Firma. Gleich nach der Wende hatte er im Westen bei einer Metall- und Stahlbaufirma angeheuert. "In den ersten Wochen machte ich jeden Tag zwei Überstunden, weil die anderen einfach schneller waren", erinnert sich Schmidt, "Tag und Nacht" habe er gelernt, Zeichnungen zu lesen. "Der Druck war enorm." Nach einem Vierteljahr habe er sein Gebautes auch auf der Baustelle montiert, am Ende nannte sich Schmidt Bauleiter.
Dennoch kam er zurück. "Ich wollte selbständig werden", erzählt er. Schon zu DDR-Zeiten hatte er nebenher Lampen produziert und zwischen Berlin und Leipzig verkauft. "Wir haben welche für unsere Kinder gebaut, weil wir keine bekommen hatten", erzählt Schmidt. Die wurden gesehen, das sprach sich herum, schon war ein Geschäft daraus geworden. "Drang zum Unternehmertum hatten wir schon immer", meint Schmidt. Die Folge: Aus dem Zwei-Mann-Unternehmen "Metallbau Schmidt" wurde ein Betrieb mit bis zu 60 Mann. "Im besten Jahr hatten wir einen Umsatz von zehn Millionen Euro", sagt Schmidt. In seiner Zeit als Bauleiter in Gütersloh hatte er Kontakte geknüpft, die ihm dabei halfen. Architekten, Projektplaner, Ingenieurbüros, man erinnerte sich an den rührigen Mann, der auch bei der Restaurierung der Schlosskirchenturmspitze in Wittenberg dabei war. Wer über die Elbbrücke fährt, wird von Schmidts Fahrlagern getragen: "70 Tonnen, über Kopf montiert."
2003 war trotzdem Schluss mit "Metallbau Schmidt". Drei Jahre, erzählt er, habe er sich noch durchgewurschtelt, dann war "am Karfreitag" die Entscheidung gefallen": Schmidt meldete Insolvenz an. Eine offene Rechnung aus einem alten Auftrag sei nicht mehr einzutreiben gewesen. Während das Verfahren noch läuft, gründet Schmidt schon eine neue Firma. Er kauft alte Hallen des nie in Betrieb gegangenen Kernkraftwerkes bei Arneburg, schiebt einen Hügel auf seinem Gelände flach und fängt an, zu produzieren. "Der Reitstall in Phoeben für rund eine Millionen Euro war das erste Projekt", erzählt er, "da war die Halle in Straach noch gar nicht fertig."
Der Lehm vom Grundstück steckt jetzt übrigens in Elbe-Dämmen. Schmidt hatte sich ins Auto gesetzt und ihn bei den Dammbauern angepriesen. Die holten ihn kostenlos ab, Schmidt sparte sich die Abfuhrkosten. "Und dann habe ich es so organisiert, dass die leeren Laster gleich noch Schotter mit aufs Gelände brachten." Denn Logistik, das hört man von ihm immer wieder, wenn es um die Arbeit geht, "Logistik ist das Wichtigste".
Wer in sechs Monaten 800 Tonnen Stahl verbaut, um ab Oberkante Fundamentplatte bis zur Wandverkleidung den Terminal C in Tegel hinzustellen, braucht die wohl. Schmidts Lohn: Jetzt ist er auch für den Bau des Berliner Großflughafens BBI gelistet. Und das Projekt hat bewiesen, was der rührige Straacher schon öfters gehört hat: "Der Schmidt ist manchmal nicht einfach, aber er baut's zu Ende."