Defa-Star Gojko Mitic in Gräfenhainichen Defa-Star Gojko Mitic in Gräfenhainichen: Hey Gojko Gojko!

Gräfenhainichen - Wenn es reicht, nur mit seinem Vornamen für Veranstaltungen zu werben und dann vor vollem Haus zu sprechen, dürfte der Ritterschlag längst vollzogen sein. „Heute freuen sich Leute wie Til Schweiger, wenn sie ein paar Millionen Leute ins Kino locken. Gojkos Filme haben zehn Millionen Zuschauer gesehen - bei 17 Millionen Einwohnern.“ Andreas Kurtz, Kolumnist der Berliner Zeitung, ist in Gräfenhainichen aufgewachsen und hat dorthin den Vorzeige-Indianer der Defa mitgebracht.
Gojko Mitic kennt jeder. Der Mann ritt jahrelang als Indianer über die Leinwand. Er war der Held. Der Mann im Mittelpunkt, der er auch heute noch beim Talk mit Andreas Kurtz ist. Mitic kennt das Geschäft. Er drängt sich nicht auf, ist aber dennoch mittendrin. „Das waren andere Zeiten damals.“ Ja. Aber in einem Land zehn Millionen Leute freiwillig ins Kino locken kann wohl doch nicht jeder.
Der Kinoheld von einst ist beredt. In Gräfenhainichen plaudert er über sich, sein Leben, seine Filme. Die Zuhörer sind nah dran. Ein bisschen Frauenschwarm darf sein. Der Mann, der in 75 Lebensjahren nicht einmal geheiratet hat und erst mit 70 Jahren bekanntgab, eine mittlerweile erwachsene Tochter zu haben, fesselt Leute im Saal ebenso sicher, wie er auf dem Pferd durch die Prärie zu jagen verstand.
„Ich lasse mich von der Sonne trocknen.“ Fantasie ist erlaubt.
Mitic und Kurtz lüften vermeintliche Geheimnisse. Der Vorzeige-Indianer schwimmt noch immer jeden Morgen in der Dahme, an der sein Grundstück liegt – nackt, versteht sich. Keine Angst vor Drohnen, die Fotos machen könnten? „Ich habe doch Pfeil und Bogen.“
Gojko Mitic hat noch einige andere Filme als die über Indianer gemacht. Er stand im Science-Fiction nach Stanislaw Lem vor der Kamera, kämpfte im „Archiv des Todes“ und an der „Front ohne Gnade“. Aber das alles war nichts zum Leben als Indianer. Mitic ist festgelegt und hadert nicht mit der Schublade. Zumal er vor Ort in Amerika mit Indianern zusammengekommen war und von deren Kultur noch immer schwärmt. Einmal Indianer, immer Indianer? Wirklich losgekommen ist Mitic nie von der Rolle. Ob er es wollte, ist auch in Gräfenhainichen nicht die Frage. „Was wäre, wenn er Ende der 60er Jahre in Belgrad statt zum Telefon zu greifen und mit Leuten von Jugoslavia-Film zu reden, wirklich den Skiurlaub angetreten hätte? „Dann wäre ich Lehrer oder Trainer geworden.“ Gojko Mitic sieht die Sache locker. Er hat den Hörer abgenommen, er wurde der Leinwandheld.
Alle kennen ihn oder sind zumindest überzeugt, ihn zu kennen. Der Wahl-Berliner kann aber immer noch überraschen. Nicht nur, dass er mit 75 Jahren im Adamskostüm schwimmt und auch im Winter noch paddelt. Er spielt auch passabel Gitarre und kommt mit viel Gefühl in der Stimme daher. Respekt für den Mann, der schon mal musikalisch das Lasso rausholte und Cowboy und Indianer spielte. Der das Feuer löschte und den alten Häuptling der Indianer sprechen ließ. „Amiga wollte es so“, sagt er über den von Arnd Bause geschriebenen Titel „Lösch das Feuer“.
Mitic hat es gemacht. Alles brachte ihm Fans in Masse ein. Die dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Indianer Gojko freuen. Im TV läuft im Dezember eine Winnetou-Neuverfilmung. Mitic ist der Vater des Helden. „Für Winnetou war ich ein Jahr zu alt.“ Der Held plaudert, scherzt. Die Fans lieben ihn. (mz)
