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Dauercamper im Paradies

Von Johannes Theisen 13.08.2007, 17:56

Rotta/MZ. - Und das seit 35 Jahren. "1972 waren wir das erste Mal hier", erinnert sich Linke, "damals noch mit dem Zelt." Jedes Jahr im September habe man das immer abbauen müssen, aber jetzt sei das ja alles ganz anders, "schauen Sie sich um, heutzutage campt ja niemand mehr mit Zelt."

Was sich nicht geändert hat, ist seine Camperleidenschaft. "Wir können tun und lassen, was wir wollen und müssen uns nicht nach irgendwelchen Mahlzeiten richten", weist Linke auf die Nachteile des Hotelurlaubs hin. "Außerdem ist man beim Campen viel im Freien und kann auch mal in der Badehose zu Mittag essen." Am Königssee ist er nicht nur im Sommer, auch Silvester feiert der Ruheständler mit seiner Frau im Wohnwagen. "Der Wirt organisiert eine große Feier, und wir kennen ja fast alle anderen Camper."

Der Wirt ist Dietmar Vetter, zusammen mit Sabine Richter Betreiber des Platzes und zugleich Inhaber der "Heidegaststätte am Königssee". Auch der Campingplatz gehört dem Gespann seit Anfang diesen Jahres, davor hatten sie ihn im Namen der Kommune Rotta geleitet. Die nahe gelegene Gaststätte ist eine der Erfolgsgeheimnisse des Platzes, denn die nächsten Einkaufsläden in Rotta befinden sich etwa drei Kilometer entfernt. Dagegen ist die Gaststätte täglich geöffnet, "und auch abends bekommt man noch etwas zu essen", sagt Vetter verweist auf etwa 1 200 Kurzcamper, die übers Jahr verteilt den Platz anlaufen. Die Gäste kommen vor allem aus den nahe liegenden Städten Leipzig, Dessau und Bitterfeld, aber auch aus Holland, Frankreich und England. Für sie organisieren Vetter und Richter jedes Jahr ein Sommerfest und mehrere Tanzabende, außerdem bieten sie Kremserfahrten in die Dübener Heide und zum Bergwitzsee an. Ein Kremser ist eine große Kutsche, in der 15 bis 20 Leute Platz haben.

Vetter macht seine Arbeit Spaß, er kennt viele der Dauercamper, ("Ich bin ja immer vor Ort.") und will zusammen mit seiner Partnerin Sabine Richter weitermachen "bis wir umfallen". Für die Zukunft hat er ein paar bauliche Veränderungen geplant. So soll eine Sauna gebaut werden, die Behindertentoilette wird erweitert und kleine Holzhäuschen, so genannte Finnhütten, will Vetter den vielen Radfahrern zur Verfügung stellen. "In diesem Sommer hat es oft geregnet, da haben viele ein Problem mit ihrem Zelt bekommen", merkt der Betreiber an. Dagegen soll Abhilfe geschaffen werden, zusätzlich zu den 60 Betten, die in der Gaststätte belegt werden können.

Doch was ist nun das Besondere an dem Campingplatz, warum haben 200 Dauercamper beschlossen, jedes Jahr hier ihren Sommer zu verbringen? Monika Krogmann fasst es in einem Wort zusammen: "Die Natur", sagt die Rentnerin und gerät ins Schwärmen. "Hier kann man wunderbar Fahrrad fahren, Wandern und Pilze suchen", zählt die Hallenserin Dinge auf, die in der Großstadt nicht zu realisieren sind. Gertraud und Karl-Heinz Sinnhoffer können dem nur zustimmen. Das Ehepaar aus Halle campt hier seit 26 Jahren und das nicht zuletzt wegen der drei Seen Birkensee, Froschsee und Königssee.

Monika Krogmann und ihren Mann hat es vor 15 Jahren nach Rotta verschlagen. "Wir haben davor schon etliche Campingplätze angeguckt", erzählt die Rentnerin, "und dann irgendwann entschieden: Jetzt bleiben wir hier".

Seitdem verbringen Herr und Frau Krogmann jeden Sommer auf dem Campingplatz, gehen wandern, Pilze suchen und genießen die gute Luft am Königssee.