«Das Wichtigste bei allen Sachen ist die Geselligkeit»

SCHWEINITZ/MZ. - Eine Kopke (Tasse) Ostfriesen-Tee, stilecht mit Kluntje (Kandis) und Sahne, die mit einem speziellen Löffel am Rand der Tasse zugegeben wird. Die Erklärung für die Zeremonie gibt es gleich dazu: "Meine Eltern stammen aus Ostfriesland. Die Friesen bauen zwar keinen Tee an, aber sie mischen welchen."
Der Kandis klingt beim Eingießen. Die Vorsitzende der Schweinitzer Gruppe der Volkssolidarität (VS) nimmt einen Schluck, noch darüber spekulierend, ob man Sahne und Kandis umrühren sollte oder nicht. 2002 hat sie den Posten übernommen und kümmert sich seither um die Seniorenbetreuung in dem Jessener Stadtteil. "Ruth Schult war damals 75 und suchte eine Nachfolgerin für den Vorsitz", erinnert sie sich. Doch ihren Anteil am Gelingen der Arbeit schränkt Johanne König, die von allen liebevoll Hanne genannt wird, sofort ein: "Ohne Teamarbeit geht es gar nicht!" So sei ihr Ilse Jänecke, sie verwaltet die Finanzen, eine große Stütze. Ebenso Heinz Müller, der oft Fahrten von nicht mehr mobilen Senioren zu den Treffs übernehme. Außerdem habe sie zahlreiche Helfer, die bei den Begegnungen im Clubraum im alten Rathaus mit eindecken, bedienen und hinterher wieder aufräumen. Sicher sei es notwendig, dass einer den Hut aufhabe. "Wichtig sind aber ebenfalls Ideen, und die kommen auch von anderen."
40 Leute etwa gehören zu ihrer VS-Gruppe in Schweinitz, darunter auch Groß Korgaer und Purziener. In jedem Monat wird eine Veranstaltung zu einem bestimmten Thema organisiert, meist am letzten Donnerstag. Da wird auch viel gesungen oder lustige Sketche kommen zur Aufführung, meist ist die Vorsitzende einer der Akteure. "Zuerst dachte ich, einmal im Monat ist nicht viel. Aber die vier Wochen gehen so schnell vorbei."
Dienstags treffen sich zudem die Frauen zum Würfelspiel, das tun sie jetzt privat bei jemandem zu Hause. Weil die lange, steile Treppe im Rathaus recht beschwerlich zu erklimmen ist. Darin liegt auch der Grund, dass Johanne König mit ihren Veranstaltungen oft in die "Rosenschänke" oder die Kerzenmanufaktur im Ort ausweicht. Doch sie hegt die Hoffnung, dass sich mit der Sanierung des historischen Amtshauses in Schweinitz -irgendwann wird das ja sicher werden - ein Parterre-Domizil für die Rentner auftut.
Sportnachmittag für die Senioren ist immer freitags, dafür nutzen sie die Schweinitzer Turnhalle. Eine Stunde tun etwa 15 Teilnehmer unter der Leitung von Doris Ziehe etwas für ihre Fitness. "Da kann ich nebenbei ganz prima die Meinung der Anderen zu den nächsten Vorhaben einholen." Doch Frau König legt sportlich noch einen drauf, sie gehört nämlich auch der Popgymnastik-Truppe um Ilona Wystrach an, die mittwochs zusammenkommt. Da ist sie die Älteste, aber das stört sie nicht.
"Das Wichtigste bei allen Sachen, die wir von der Volkssolidarität unternehmen, ist die Geselligkeit, das aufeinander Zugehen, das miteinander Reden. Spaß und Freude stehen im Mittelpunkt." Dabei werden auch erkrankte Mitglieder nicht vergessen. Sie werden zu Hause aufgesucht, mit einem kleinen Blumengruß oder einer Obstschale als Präsent. Und von Ausflügen gibt es Kartengrüße.
"Ich habe schon immer gesagt, wenn ich mal Rentnerin bin, kümmere ich mich um die Senioren", erklärt die agile Frau, der man ihr Alter wahrlich nicht ansieht - sie begeht am Mittwoch ihren 70. Geburtstag. Und es ist so gekommen, auch wenn einige Ortsansässige vorher unkten: "Als Zugezogene nehmen dich die Schweinitzer nicht so schnell an." Die frühere Schulsekretärin und ihr Mann Horst zogen nämlich erst 1996 von Groß Naundorf, wo sie 36 Jahre in der Försterei lebten, nach Schweinitz.