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Das nächste Abenteuer Das nächste Abenteuer: Paprika von der Luther-Tomaten-Firma

Von Marcel Duclaud 23.03.2018, 19:09
Die Ernte der ersten Gemüse-Paprika in Wittenberg hat bei Wittenberg Gemüse wie die Tomaten-Ernte bereits begonnen. Im Werksverkauf können Kunden schon testen.
Die Ernte der ersten Gemüse-Paprika in Wittenberg hat bei Wittenberg Gemüse wie die Tomaten-Ernte bereits begonnen. Im Werksverkauf können Kunden schon testen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Es geht weiter: In Wittenberg werden seit Anfang der Woche neben Tomaten auch Paprika geerntet - in den riesigen Gewächshäusern der Wittenberg Gemüse GmbH. Während derzeit die Früchte noch eher vereinzelt reif sind, dürfte die Ernte in großem Stil nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Jedenfalls reiht sich auf einer Fläche von 7,5 Hektar unter Glas eine Pflanze an die andere. Sehr hoch gewachsen sind sie noch nicht, tragen aber zahlreiche Früchte, die zurzeit überwiegend grün sind. In zwei bis drei Wochen dürften sie sich allmählich rot färben, schätzt Projektleiter Helmut Rehhahn.

Die roten Paprika kommen in den Handel, weil sie aller Erfahrung nach am liebsten gekauft werden: „Rot geht immer“, sagt der Sozialdemokrat. Mit anderen Sorten wird in diesem Jahr experimentiert, mit großen und kleinen orangenen Früchten, mit spitzen roten, mit Peperoni. Letztere kommen in den Werkverkauf auf dem Betriebsgelände, der am Montag in die Saison startet.

Die Produzenten, die bekennen, mit Paprika bislang keine Erfahrungen zu haben, wollen selbige sammeln, wollen wissen, welche Sorten ankommen bei der Kundschaft, wie hoch der Bedarf ist, mit welchen Preisen operiert werden kann. Bei den Tomaten, die nebenan bei kühleren Temperaturen reifen - im Paprika-Gewächshaus herrschen 25 Grad, draußen liegt Schnee - ist das weitgehend klar.

Mini-Rispen-Tomaten zum Beispiel liefen gar nicht. Sie wurden umgehend aus dem Programm gekippt.

Ansonsten sind die Tomaten, die seit vier Jahren ohne Pflanzenschutzmittel, dafür aber mit hochreinem CO2 vom Nachbarn SKW Piesteritz produziert werden - vom Chemieunternehmen kommt auch die Wärme - längst ein Renner, trotz des eher höheren Preisniveaus. Das zeigt der Werkverkauf ebenso wie der Absatz im Handel.

Rehhahn: „Die Ketten stehen vor der Tür, beim Absatz haben wir keine Probleme.“ Das war am Anfang noch anders, es hat sich inzwischen herum gesprochen, dass die Wittenberger Früchte schmecken.

Nun also das nächste Abenteuer: Paprika. Im November war das Gewächshaus fertig, Anfang Januar wurden die Pflanzen gesetzt, wieder auf Kokos. Paprika, weiß Rehhahn, braucht mehr Wärme und Luftfeuchtigkeit - und möglichst viel Licht. „Je mehr Licht, desto besser wird die Photosynthese angeregt.“

Grund genug, in Glas zu investieren, das mehr Licht hinein lässt - durch das Reduzieren der Brechung. Das ist nicht billig, soll aber Effekte bringen. Gehofft wird auf eine Erntemenge von ungefähr 2.000 Tonnen Paprika, bei den Tomaten sind es etwa 7.000 Tonnen pro Jahr.

Der Anbau von Paprika ist laut Rehhahn nicht so aufwendig, Tomatenpflanzen bedürfen intensiverer Zuwendung. Außerdem soll in der neuen Gewächshausanlage mit einem automatischen Transportsystem gearbeitet werden, es gibt keine Verpackungsanlage und im Gegensatz zu den Tomaten kann Paprika kühl gelagert werden.

Die Zahl zusätzlicher Mitarbeiter hält sich daher in Grenzen. Rehhahn geht von circa 180 Leuten in der Hochsaison aus, die sich um Tomaten und Paprika bei Wittenberg Gemüse kümmern. Weiter verfolgt werden unterdessen die Expansionspläne in Wittenberg.

Die Investoren aus Holland sind nach Rehhahns Worten zufrieden mit der bisherigen Entwicklung des Unternehmens - und stehen zu den Plänen, zwei weitere Riesen-Gewächshäuser zu errichten, insgesamt sollen 40 Hektar unter Glas gebracht werden an diesem Standort - bis 2021.

Zunächst ist eine 9,3 Hektar große Gewächshausanlage an der Reihe: „Die Rodungen“, so Rehhahn, „sind abgeschlossen, die Archäologen haben jetzt Zeit für Grabungen bis Anfang Juli. Im Juni 2019 muss die Anlage stehen, die Pflanzen sind bestellt.“

Um welche es sich handelt, will der Projektleiter nicht verraten. Gurken jedenfalls, wie einst vorgesehen, sollen es nicht werden. „Davon haben wir uns verabschiedet. Die können anderswo billiger produziert werden.“

Und weil es offenbar in Wittenberg prima läuft, denken die Investoren bereits über zusätzliche Flächen nach. Rehhahn: „Wir suchen dringend neue Standorte.“ Nicht für große Gewächshäuser, sondern für die Feldproduktion. „Beeren“, bemerkt Rehhahn, „Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren oder Brombeeren sind ein wachsender Markt.“

(mz)

Projektleiter Helmut Rehhahn in den langen Paprika-Reihen
Projektleiter Helmut Rehhahn in den langen Paprika-Reihen
Klitzsch