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Das Holz fehlt schon jetzt

Von Markus Wagner 14.02.2007, 17:00

Bad Schmiedeberg/MZ. - Thema des Abends: "Rohstofflieferant Wald - sinnvolle Nutzung oder Raubbau durch Holzkraftwerke".

Gelacht haben die Teilnehmer an dem Forum allerdings nicht. Im Gegenteil. "Wer denn, wie denn?" scholl es dem Nabu-Kreisvorsitzenden Jürgen Berg entgegen, als der davon sprach, dass Kahlschlag verhindert werden müsse. Bei Splau finden sich zum Beispiel kahle Waldabschnitte, von denen niemand weiß, ob und wann sie wieder aufgeforstet werden.

Vier Festmeter

Vier Festmeter pro Hektar und Jahr ließen sich nach Meinung von Revierförster Gerhard Klautzsch aus dem Wald holen, wenn man "nachhaltig" wirtschafte. Im Bad Schmiedeberger Stadtwald und in Meuro hielten sich die Privatbesitzer an die Quote. Sein Problem: Im kleinteiligen Privatwald hält sich nicht jeder daran.

Schließlich sind die Preise auch so hoch wie nie. "In diesem Jahr reicht mir 70 bis 75 Prozent des vorgesehenen Einschlages, um die geplanten Erlöse zu erreichen", rechnet Harald Ruff vom Dessau-Wörlitzer Gartenreich vor. Wirklich glücklich ist er damit nicht. "Es ist wichtig, vernünftige Preise zu haben", sagt der Förster, der sich um rund 4000 Hektar Wald kümmert.

Zu erwarten ist das in nächster Zeit allerdings nicht. Denn im Land haben sich zahlreiche Holz verarbeitende Betriebe angesammelt. Oliver Wendenkampf vom Bund nennt nur zwei Spanplattenwerke und die Zellstofffabrik Arneburg. "Wo soll das Holz herkommen" fragt er sich. Das gilt vor allem auch für das geplante Kraftwerk in Wittenberg. Hält man sich an die Rechnung von Klautzsch, bräuchte man 64 000 Hektar (die Fläche entspricht einem ganzen Forstamt), aus denen ausschließlich Holz für das Kraftwerk geholt wird, um die 160 000 Tonnen pro Jahr nachhaltig zu schlagen. Doch selbst die schon vorhandenen Betriebe jammern mangels Nachschub. Arneburg, so hieß es in Bad Schmiedeberg, habe ein viertel Jahr nicht produziert, weil das Holz fehlte.

Land sucht Holz

Jetzt suche das Land schon Holz für die Anlagen, die es selbst genehmigt hat, wundert sich der Wittenberger PDS-Stadtrat Horst Dübner, der gegen das Kraftwerk gestimmt hatte. Eine Studie der TU Dresden im brandenburgischen Baruth habe gezeigt, dass "die Versorgung von Heizkraftwerken größer als fünf Megawatt mit Waldholz unrealistisch" sei. In Wittenberg sollen 20 Megawatt produziert werden.

Waldholz will Nabu-Chef Jürgen Berg eh nicht gern im Ofen sehen. "Das ist viel zu schade zum Verbrennen." Viel bliebe von einem Baum sowieso nicht, das für nichts anderes zu gebrauchen ist. Und wenn man dem Nabu-Ansatz einer "naturnahen Waldwirtschaft" mit bewusst liegen gelassenem Totholz folgt, praktisch gar nichts mehr.

Und so kam von einem Privatwaldbesitzer eine Befürchtung auf, was im Wittenberger Heizkraftwerk tatsächlich einmal verfeuert werden könnte. "Das ist ein Trojanisches Pferd", befürchtet er. Denn wenn das Holz fehlt, könnte man ja auf die Idee kommen, Müll zu verbrennen. Und auch da haben die Waldbesitzer nicht gelacht.