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Cranach-Malschule in Wittenberg Cranach-Malschule in Wittenberg: Kleine Welten ganz groß

Von Corinna Nitz 31.07.2020, 09:49
Teilnehmer des Kurses „Mal dich frei“ an der Malschule der Cranach-Stiftung Wittenberg: „Mal dich frei“ ist ein soziokulturelles Projekt mit dem Internationalen Bund. Am Freitag, 31. Juli, soll es um 13.30 Uhr im Malsaal der Stiftung, Schlossstraße 1, eine Vernissage mit Arbeiten dieses Kurses geben.
Teilnehmer des Kurses „Mal dich frei“ an der Malschule der Cranach-Stiftung Wittenberg: „Mal dich frei“ ist ein soziokulturelles Projekt mit dem Internationalen Bund. Am Freitag, 31. Juli, soll es um 13.30 Uhr im Malsaal der Stiftung, Schlossstraße 1, eine Vernissage mit Arbeiten dieses Kurses geben. A. Baumbach

Wittenberg - Not macht bekanntlich erfinderisch. Als im Zuge der Corona-Pandemie auch die Malschule der Cranach-Stiftung Wittenberg ihren Betrieb vorübergehend einstellen musste, hat deren Leiterin Dörthe Zielke nach Alternativen zu den Kursen vor Ort gesucht. In Online-Konferenzen mit Vertretern von anderen Jugendkunstschulen, in deren Bundesvorstand sie ist, ging es einerseits darum, in Kontakt zu bleiben, und andererseits um Projekte, die auch kontaktlos funktionieren können. In Wittenberg entstand das Projekt „Kleine Welten“ - es ist inzwischen ziemlich groß geworden.

Mit künstlerischen Mitteln

Im Mittelpunkt von „Kleine Welten“ steht die Beschäftigung mit Insekten. Deren Anzahl geht seit Jahren zurück, oft ist in diesem Zusammenhang auch vom Insektensterben die Rede und nicht selten steht dafür exemplarisch die Honigbiene. Die Malschulkinder in Wittenberg haben sich nun sowohl mit den Problemen befasst als auch Schönheit und Bedeutung von Insekten erkannt und überlegt, was sie selbst tun können, erläutert Zielke.

Abgesehen davon, dass Mädchen und Jungen unterschiedlicher Altersstufen sich also mit künstlerischen Mitteln dem Thema genähert haben und das auch kursübergreifend, entstand zu Beginn des Projektes ein Insektenhotel von beeindruckenden Ausmaßen. Zielke hat die verschiedenen Stadien des Baus dokumentiert und die Kinder ermutigt, eigene Modelle zu entwerfen. Das Original hingegen hat der Tischler Mirco Wilde konstruiert, der große Rohbau steht längst im Garten des Cranach-Hofes in der Schlossstraße 1.

Er muss noch mit einschlägigen Materialien befüllt werden, dazu gehört unter anderem Schilfrohr, über das die Malschulleiterin sagt, es müsse ganz bestimmte Anforderungen erfüllen. Zum Beispiel darf es unter keinen Umständen scharfe Grate haben, da sich sonst die künftigen Bewohner ihre filigranen Flügel verletzen, im schlimmsten Fall gar abreißen könnten.

Mindestens so wichtig wie die Materialien sei auch deren Einbau. Es heißt, dass eine Seite der Füllung geschlossen werden muss, um hungrige Eindringlinge fernzuhalten. Zielke sagt: „Sonst haben wir ein Vogelrestaurant statt ein Insektenhotel.“ Bei aller Liebe zu den Vögeln, kann das niemand ernsthaft wollen.

Präsentation im September

Mit heiterem Ernst arbeiten auch in dieser Woche die Teilnehmer der Ferienkurse. Zwar geht es - beispielsweise bei „Mal dich frei“ mit Anne Katrein Maschke - nicht ausschließlich um Insekten. Doch sei auch da die Beschäftigung mit ihnen eingeflossen. Und auch sonst sind sie im Haus überall präsent - etwa in Form von fantasievollen Objekten oder eleganten Bildern, die auf schwarzem Schabekarton entstanden.

Arbeiten aus dem Kleine-Welten-Projekt sollen auch zum diesjährigen Malschulfest am 5. September präsentiert werden. Mit dem Projekt hatten sie sich nach Auskunft von Zielke sogar für den Umweltpreis des Landes beworben, sind aber leer ausgegangen. Trübsal geblasen wird deswegen nicht, zumal die Malschule erst kürzlich wie berichtet einen Förderpreis des Kinder- und Jugendkulturpreises Sachsen-Anhalt bekommen hat. Und gerade seien sie eingeladen worden, sich mit der Schule auch für den Demografiepreis 2020 zu bewerben.

Motivation in der Krise

Man kann sich vorstellen, dass so etwas auch eine Motivation ist, die gerade in schwierigen Zeiten wie dieser Corona-Krise gut tut. Dass es in der Schließzeit zu finanziellen Einbußen kam, obwohl manche Eltern die Kursgebühren gespendet haben, sagt Zielke, die im Juni zumindest den Kursbetrieb wieder aufnehmen konnte. Sie betont aber auch: „Ich bin optimistisch, dass die Malschule alles gut übersteht.“

Dort haben sie sich übrigens mit Beginn der Ferienkurse etwas Besonderes einfallen lassen: Erstmals bieten sie (bei Bedarf) eine Vor- und Nachbetreuung und mittags eine selbstzubereitete Mahlzeit an. Kursleiter und Kinder essen gemeinsam, das hebt noch mal die Stimmung, heißt es aus dem Kreis der Unterstützerinnen, zu denen an diesem Tag neben Viola Büttner von der Malschule und Corinna Krappe (Förderverein) auch Dörthe Zielkes Tochter Elise gehört. (mz)

Nützlich: Ein kleines Insektenhotel in Cranachs Garten ist bereits fertiggestellt, die große Ausgabe soll zum Malschulfest im September befüllt werden.
Nützlich: Ein kleines Insektenhotel in Cranachs Garten ist bereits fertiggestellt, die große Ausgabe soll zum Malschulfest im September befüllt werden.
Baumbach
Sie tauchen in vielerlei Gestalt auf und wurden kursübergreifend gefertigt.
Sie tauchen in vielerlei Gestalt auf und wurden kursübergreifend gefertigt.
Baumbach
„Kleine Welten“ heißt ein Malschul-Projekt, sein Thema: Insekten.
„Kleine Welten“ heißt ein Malschul-Projekt, sein Thema: Insekten.
Baumbach
Überall Insekten: Kurs- und Projektteilnehmer haben sie auch aus diesem tiefschwarzen Schabekarton herausgearbeitet.
Überall Insekten: Kurs- und Projektteilnehmer haben sie auch aus diesem tiefschwarzen Schabekarton herausgearbeitet.
Alexander Baumbach