1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Cranach in Wittenberg: Cranach in Wittenberg: Vom Wappen zum Label

Cranach in Wittenberg Cranach in Wittenberg: Vom Wappen zum Label

Von Stefanie Hommers 05.01.2016, 16:33

Wittenberg - 508 Jahre ist es her: Am Dreikönigstag im Jahr 1508 wurde dem Hofkünstler Lucas Cranach dem Älteren von seinem Dienstherrn, dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, ein Wappen verliehen, das eine gekrönte Schlange mit Fledermausflügeln und einem Rubinring im Maul zeigt. Seit diesem sechsten Januar nutzte es Cranach als Signet seiner Werke. Es wurde von seinem Sohn Lucas Cranach dem Jüngeren in modifizierter Form übernommen, avancierte zum Markenzeichen der Cranachschen Werkstatt schlechthin und funktioniert auch mehr als 500 Jahre später noch als erfolgreiches Markenlabel.

Der geschwungene Schlangenleib, vom Sohn mit Vogelschwingen statt der Fledermausflügel versehen, wand sich allerorten durch das Cranach-Jahr 2015. Auf dem Bunkerberg erblühten 20 000 Tulpen in Schlangenform, im Sommer setzte die Kreishandwerkerschaft dem Wappentier hier ein großes, weithin sichtbares metallenes Denkmal, als winzige Anstecknadel prangte es - nicht nur bei Kunsthistorikerin Marlis Schmidt - am Jackenrevers. Trafokästen und Schaufenster in der Innenstadt verwandelten sich im Jubiläumsjahr in farbenfrohe Werbeträger, als moderne Merchandisingprodukte wurden die Schlangen auf Stoffbeutel und Filztaschen gedruckt, eine Cranachschlange aus Stoff, Metall und Holz schwebte über den Köpfen der Besucher des Kunsthofs Markt 4 und in den Vitrinen des Hofes präsentierten Schmuckkünstlerinnen ausgesprochen ästhetische Schlangen-Adaptionen für Finger oder Hals.

Ein überaus kuschliges Reptil mit Krone weckt immer noch im Galerie-Café Augenschmaus das Interesse der Besucher und Passanten. Besonders Kinder streicheln das Filzobjekt ausgesprochen gern, so die Beobachtung von Dorothee Knull, die das Schlangentier entworfen hat.

Neben der vielbeachteten Landesaustellung in der Lutherstadt und deren Partnerexpositionen in Dessau und Wörlitz, besucht von 155 000 Gästen, sowie den 24 000 Besuchern in den Cranach-Kirchen der Region, zeigten sich die Adaptionen des Signums als ganz eigene kleine Attraktionen und erwiesen so einer Malerfamilie ihre Reverenz, die nicht nur künstlerisch hervortrat, sondern auch durch Unternehmergeist, Geschäftssinn und eine kluge Vermarktungsstrategie von sich reden machte.

Das Cranachjahr ist jetzt Vergangenheit, die Wirkmacht der Werke noch lange nicht. Gleiches gilt für die Cranachschlange. Sie bleibt - als geflügeltes und beflügelndes Logo, das mühelos ein halbes Jahrhundert mit ihren Schwingen überwand und in die Gegenwart ausstrahlt - „für und für in ewige Zeit“, wie von Friedrich dem Weisen gleichsam prophetisch vorausgesagt.

Dass sich das Wappentier auch ins Jahr 2016 schlängelt, dafür hat die Stadt Wittenberg Sorge getragen. Erstmals wird in diesem Jahr der Lucas-Cranach-Preis vergeben. Ausgezeichnet werden der Maler Manfred Wenzel für sein Engagement in der Kategorie „Kunst und Kultur“, der Vorsitzende des Fördervereins für den Wittenberger Tierpark Peter Nopper in der Kategorie „Ehrenamt“ sowie der langjährige Stadtratsvorsitzende Thomas Popp in der Kategorie „Impulse für die Stadt“.

Verliehen wird der Lucas-Cranach-Preis beim morgigen Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters der Stadt im Stadthaus. Die Preisträger erhalten eine, von der Goldschmiedin Maria Friedel aus dem Kunsthof Markt 4 gefertigte, silberne Cranachschlange. (mz)

Diese Schlange, Teil einer Wetterfahne, stammt von einem Cranach-Haus inder Mittelstraße.
Diese Schlange, Teil einer Wetterfahne, stammt von einem Cranach-Haus inder Mittelstraße.
  Lizenz
Diese Platte ist in den Gehweg vor dem Cranach-Haus, Markt 4, eingelassen.
Diese Platte ist in den Gehweg vor dem Cranach-Haus, Markt 4, eingelassen.
Klitzsch Lizenz
Friedrich III. (Friedrich der Weise, 1463 - 1525)
Friedrich III. (Friedrich der Weise, 1463 - 1525)
Klitzsch Lizenz
Noch zwei Schlangen, die obere ist auf der Cranach-Münze zu sehen, die untere in der Ausstellung im Cranach-Haus, Markt 4.
Noch zwei Schlangen, die obere ist auf der Cranach-Münze zu sehen, die untere in der Ausstellung im Cranach-Haus, Markt 4.
Klitzsch Lizenz