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Country Club gehört zur Kulturszene

Von EVELYN JOCHADE 18.10.2009, 16:14

ANNABURG/MZ. - Sicher, die Country-Musik war bekannt und bei vielen beliebt. Aber dazu tanzen? Doch die beiden ließen nicht locker und überzeugten mit viel Engagement die Zweifler. Heute lächelt in Annaburg niemand mehr über die Formation, die sich in schnellen Schrittfolgen über das Parkett in der Gaststätte "Goldener Ring" bewegt. Anders als im Oktober 1999 mussten der Clubvorsitzende und seine Frau nun nicht mehr groß die Werbetrommel rühren, um einige Interessenten zusammenzubekommen. So nimmt es nicht wunder, dass am Samstagabend, zur offiziellen Zehn-Jahres-Feier, die Stühle im "Ring" knapp wurden.

Wer unversehens zwischen die doch sehr amerikanisch Gekleideten geraten wäre, hätte womöglich gedacht, er sei im Wilden Westen gelandet. Standesgemäß mit weißem Hemd und schwarzen Cowboy-Stiefeln und ebenso schwarzem Hut saßen die Gäste der Festveranstaltung an den Tischen. Als allerdings die bekannte Country-Band "Claudy Blue Sky" aus Berlin zu musizieren begann, standen die meisten der Gäste ruck zuck in Reih und Glied auf der Tanzfläche. Da spielte es keine Rolle, ob mit oder ohne Tanzpartner.

Line Dance ist geradezu ideal für Alleintänzer, die sonst vergeblich auf eine Aufforderung warten. Hier wartete niemand. Die Interessenten der ersten Stunde, die sich etwas später im Club zusammenschlossen, haben inzwischen rund 200 Tänze erlernt. Ihr Können wollten sie natürlich am Samstagabend unter Beweis stellen, zumal mit Ilona Müller und Reinhold Pfeil echte Profis aus Roßlau zusahen. Bei ihnen hatten sich vor zehn Jahren Lutz und Birgit Schikowski in den Line Dance einführen lassen. Unter dem Motto "Zehn Jahre - Zehn Tänze" zeigten die Annaburger, was sie alles drauf haben. Beginnend selbstverständlich mit dem Country Walking, den sie zuallererst lernten. Dieser steht im Guinness-Buch der Rekorde. Vor einiger Zeit lernten den Country Walking 1 000 Berliner gleichzeitig. 1 000 Tänzer waren am Samstag nicht auf der Tanzfläche in Annaburg unterwegs, aber das rhythmische Steppen der Tänzer dort hatte ebenso etwas Kraftvolles und Fröhliches.

Dass sich der Line Dance in Annaburg zu einer festen Größe im kulturellen Leben entwickelt hat, zeigt sich auch daran, dass kaum eine größere Veranstaltung ohne den Line Dance Club vonstatten geht. Selbst die Jüngsten der 1. bis 4. Klassen der Grundschule sind schon mit Feuereifer dabei und treten mit kleinen Programmen auf. Auch nach oben gibt es keine Altersbegrenzung, obwohl, was kaum jemand weiß, Line Dance eine anerkannte Sportart ist und regelmäßig Deutsche-, Europa- und Weltmeisterschaften durchgeführt werden. Auch Annaburger waren schon einmal mit fünf Tänzern am Start und belegten vordere Plätze. Monatelang habe man dafür, so Clubvorsitzender Lutz Schikowski, geübt. Überhaupt sei Üben sowieso das A und O beim Line Dance.