Coswig Coswig: Drei von vier Hausärzten haben gleichzeitig Urlaub
COSWIG/MZ/TEO. - Von viereinhalb Stunden Wartezeit am Dienstagnachmittag berichtete der Leser, der die MZ auf den Missstand aufmerksam machte, aber ungenannt bleiben will. "Sprechen die sich denn nicht untereinander ab?", fragt er.
"Es sollte natürlich anders sein", sagt der Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt, Martin Wenger. Bis zu drei Monate im Jahr können niedergelassene Ärzte ihre Praxen ohne Genehmigung schließen, um Urlaub zu machen oder sich fortzubilden. Angezeigt werden muss die Praxisschließung bei der KV, wenn sie länger als zwei Wochen dauert. "Dann müssen sie sich vertreten lassen", sagt Wenger. "Aber Vertretung ist immer Absprachesache, es reicht nicht, einfach nur auf andere Praxen zu verweisen."
Letzteres scheint aber bei der zum Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der Alexianer gehörenden Praxis in der Schlossstraße, die bis 24. Juni geschlossen ist, der Fall zu sein. Dort sind im Aushang die anderen drei Praxen im Stadtgebiet als Vertretung benannt. Doch Michael Wojna in der Spiellücke macht in der gleichen Zeit Urlaub, Mark Jeschke in der Schillerstraße hat in dieser Woche geschlossen. Die beiden Ärzte verweisen allerdings neben der Gemeinschaftspraxis auch auf den in Klieken niedergelassenen Arzt Michael Heynoldt. Mit ihm im Bunde haben Schilling und Schumann diese Woche samt Notdienst und Hausbesuchen "irgendwie" gestemmt. Halb zehn sei sie Dienstagabend zu Hause gewesen, berichtet Schilling, aber sie wolle nicht klagen. "Das ist nun mal so. Früher waren es in Coswig alles Doppelpraxen, wir werden immer weniger." Im Grunde stimme man sich schon über die Dienstpläne ab. Unvorhergesehene Dinge könnten jedem Kollegen passieren.
Als berechtigt sieht Wenger die Kritik der Patienten an, die über Vertretungen falsch informiert werden. Wer krank ist, möchte nicht noch von Praxis zu Praxis ziehen. Aber er wirbt zugleich um Verständnis, dass Ärzte auch ihre Auszeiten brauchen. "In einer Landschaft, wo die Versorgungslage mit Hausärzten so angespannt ist, fehlt jeder doppelt und dreifach", weiß Wenger. Viele würden schon an der Grenzen der Belastbarkeit arbeiten, "würden wir sie da noch beschneiden, wäre das sicher kontraproduktiv". Die Verwaltung der MVZ GmbH der Alexianer mit Sitz in Berlin will eine Stellungnahme nachreichen.