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Corona-Pandemie und Home Office Corona-Pandemie und Home Office: Das Wittenberger Rathaus geht nach Hause

Von Irina Steinmann 06.08.2020, 07:43
Hier geht es lang. Blick in den Zugangsbereich des Bürgerbüros
Hier geht es lang. Blick in den Zugangsbereich des Bürgerbüros Klitzsch

Wittenberg - In einer Zeit vor Corona nicht selten noch misstrauisch beäugt, gilt der Arbeitsmodus „Home Office“ inzwischen auch für die Zukunft in vielen Branchen und Tätigkeitsbereichen als eine geeignete Alternative zum täglichen Gang ins Büro. Auch in der Wittenberger Stadtverwaltung hat man eigenen Angaben zufolge festgestellt, dass es funktioniert, und ist dabei, entsprechende Schlussfolgerungen für die Zeit nach der Pandemie zu ziehen.

Home Office habe sich in den zurückliegenden Monaten „alles in allem bewährt“ und als eine „relevante Größe“ auch für die künftige Verwaltungsarbeit herausgestellt, erklärte in dieser Woche auf MZ-Anfrage die Sprecherin der Stadt Wittenberg, Karina Austermann. Man werde die Möglichkeit der Arbeit im Home Office daher „als Angebot beibehalten“, fügte sie hinzu.

Begrenzter Platz im Büro

Zeitweise hatten den Angaben zufolge - allerdings nicht gleichzeitig, sondern insgesamt - zwei Drittel der rund 350 Beschäftigten von zu Hause aus gearbeitet. Zunächst war diese Möglichkeit den so genannten Risikogruppen eingeräumt worden, zudem Mitarbeitern mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen, um die Zahl der Beschäftigten in den einzelnen Büros möglichst gering zu halten.

Auch derzeit sind die Besetzungen Austermann zufolge mit je zwei Personen pro Großraum- und maximal einer in den kleineren Büros noch stark eingeschränkt, wobei die Urlaubszeit die Verteilung der Beschäftigten im Haus natürlich erleichtert - und andererseits der eine oder andere auch mal in einem anderen Büro arbeitet als bisher.

„Es gibt ein großes Vertrauen“ seitens des - derzeit in Urlaub befindlichen - Oberbürgermeisters in die Mitarbeiter, konstatierte Austermann, die allermeisten hätten „sehr selbstständig und zielbewusst“ im Home Office gearbeitet, wobei für jene mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen sich insbesondere die freiere Zeiteinteilung als Vorteil erwiesen habe.

Um aus den Erfahrungen mit Home Office während der Pandemie ein attraktives Arbeitsmodell für die Zukunft entwickeln zu können, seien die Beschäftigten in einer Fragebogenaktion - anonym - um Feedback gebeten worden. Die Ergebnisse der Umfrage, die inzwischen abgeschlossen ist, müssten allerdings noch ausgewertet werden.

Auf jeden Fall, so Austermann, werde man aber Weiterbildungen und Schulungen anbieten, damit im Home Office auch „sämtliche technischen Möglichkeiten ausgeschöpft“ werden können. Wie viele andere Arbeitgeber auch hatte die Stadt zahlreiche Laptops anschaffen und bestimmte weitere technische Voraussetzungen schaffen müssen, wobei dieser Prozess noch nicht abgeschlossen sei.

Ungeachtet der positiven Erwartungen, die sich auf Arbeitnehmer- wie auch auch Arbeitgeberseite mit dem Home Office verbinden, „wird das Rathaus als Ort, um Behördengänge zu erledigen, bleiben“, unterstrich Austermann. Es werde also auch künftig Bereiche geben, in denen Home Office gar nicht möglich ist, beispielsweise Tätigkeiten im Bürgerbüro und überhaupt solche, wo es um Daten der Bürger geht, die besonders zu schützen sind.

Ähnlich hatte sich Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) vor seinem Urlaub in einem Interview mit dem MDR geäußert und als ein zugespitztes Beispiel das Abholen des Personalausweises genannt, das sicher nicht im Wohnzimmer des Mitarbeiters stattfinden werde...

Gemäß Pandemieplan

Grundlage der getroffenen Festlegungen auch zur Tätigkeit im Home Office ist der so genannte Pandemieplan, den sich die Stadt für den Umgang mit Corona und künftigen Seuchen erarbeitet hat (die MZ berichtete ausführlich). Gegenwärtig befindet sich das kommunale Verwaltungswesen demnach weiterhin in der zweiten Stufe von insgesamt vieren, gekennzeichnet durch die Farbe Gelb.

Gelb mit einigen grünen Einsprengseln (Grün ist die unterste Stufe), um genau zu sein, denn der zuletzt vergleichsweise glimpfliche Verlauf der Corona-Pandemie im Landkreis hat auch im Wittenberger Rathaus nach der Herabstufung von Rot auf Gelb weitere Lockerungen des strengen Regiments erlaubt.

Für die Einwohnerinnen und Einwohner, die etwas im Rathaus zu erledigen haben, macht sich dies insbesondere im Bürgerbüro bemerkbar. Dort darf man inzwischen wieder unangemeldet vorbeikommen - bei reinem Gelb war dies noch nicht möglich - es werde allerdings weiter empfohlen, vorab telefonisch einen Termin auszumachen, betonte Austermann. Damit erspare man sich unter Umständen auch Wartezeiten, denn eine Beschränkung der Personenzahl gelte, wie auch die derzeit üblichen Hygiene- und Abstandsregeln, nach wie vor.

So weiter bis September

An diesen Rahmenbedingungen wird sich in den nächsten Wochen auch nichts ändern, hieß es seitens der Stadtverwaltung; die Stufe „Gelb mit grünen Punkten“, wie der Zustand verwaltungsintern augenzwinkernd genannt wird, werde demnach analog zur siebten Corona-Eindämmungsverordnung des Landes bis zunächst 16. September gelten. Es sei denn natürlich, die Pandemie verschlimmerte sich - dann kann von einem Tag zum nächsten wieder „Rot“ herrschen im Rathaus.

Der Pandemieplan, maßgeblich erarbeitet vom Fachbereich Brand- und Katastrophenschutz, ist unterdessen wie erwartet auch bundesweit auf Interesse gestoßen. Es habe Anfragen mehrerer Kommunen gegeben, berichtete Austermann. Verschickt habe man den Wittenberger Plan als Musterexemplar beispielsweise nach Schleswig-Holstein. (mz)