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Clack-Theater in Wittenberg Clack-Theater in Wittenberg: Hans-Jürgen Schatz kommt mit Ensemble

Von Corinna Nitz 16.03.2018, 17:52
Das Clack-Theater Wittenberg kündigt ein Gastspiel von Hans-Jürgen Schatz (mit Brille), Sophia Euskirchen, Markus Fetter (hinten) und Nikolai Orloff an. Am 25. März präsentieren sie das Programm „Nollendorfstr. 17“.
Das Clack-Theater Wittenberg kündigt ein Gastspiel von Hans-Jürgen Schatz (mit Brille), Sophia Euskirchen, Markus Fetter (hinten) und Nikolai Orloff an. Am 25. März präsentieren sie das Programm „Nollendorfstr. 17“. Max Schröder/XAMAX

Wittenberg - Wenn der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz von einem seiner jüngsten Projekte spricht, klingt das so: „Wir lieben es.“ Es „ist anrührend schön“ und „zum Verzweifeln komisch“. In Berlin hat das Publikum das offenbar ähnlich empfunden, „mehrmals“, so Schatz, waren Vorstellungen ausverkauft im Bruckner-Foyer des Renaissance-Theaters.

Jetzt kommt er mit kleinem Ensemble nach Wittenberg, um am 25. März die Produktion „Nollendorfstr. 17 / Christopher Isherwood und Sally Bowles“ im Clack-Theater von Stefan Schneegaß und Mario Welker zu präsentieren. Diese haben schon in einer Inszenierung des Musicals „Cabaret“, das auf Isherwoods Buch „Leb wohl, Berlin“ basiert, mitgewirkt.

Unter Hinweis auf das Profil des Clack (Revue, Travestie, Kabarett), findet Schatz, sein Projekt passt gut dorthin: „Wir spielen in dem Milieu, in dem auch Sally auftrat.“

Anfang der 1930er Jahre lebte der englische Schriftsteller Christopher Isherwood (1904 bis 1986) zur Untermiete in der Schöneberger Nollendorfstraße 17. Was er in diesem Kiez erlebte oder erlebt haben könnte, geben seine Romane „Leb wohl, Berlin“ und „Mr. Norris steigt um“ wieder. Aus den „Berlin Stories“ wurden in den 1950ern das Broadway-Theaterstück und der gleichnamige Film „Ich bin eine Kamera“, später das Musical „Cabaret“ und der Musical-Film „Cabaret“. Der Berliner Schauspieler Hans-Jürgen Schatz (Jahrgang 1958) verbindet in seinem Programm „Nollendorfstr. 17“ Ausschnitte aus Isherwoods Buch und Songs aus dem Musical. Schatz debütierte 1977 in „Maxim Gorki, ein Leben!“ an der Akademie der Künste Berlin. Es folgten Engagements an verschiedenen Theatern, später auch Film- und Fernsehrollenrollen (u. a. in „Goldene Zeiten“, „Heimat“, „Die weiße Rose“, „Salto Postale“/„Salto Kommunale“). Seit vielen Jahren tritt er mit Lesungen und in Konzerten sowie Literatur-Einspielungen auf. Schatz erhielt u. a. den Deutschen Schallplattenpreis „Echo Klassik“, zudem wurde er für sein gesellschaftliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Er ist künstlerischer Leiter der „Jean Paul Tage Bad Berneck“.

Nach Wittenberg kommt Hans-Jürgen Schatz am 25. März: Um 17 Uhr ist er als Rezitator mit Sophia Euskirchen und Markus Fetter (Gesang) und Nikolai Orloff (Klavier) im Clack-Theater zu erleben. Die von Stefan Schneegaß und Mario Welker privat geführte Bühne besteht im Mai 2018 zehn Jahre.

Weitere Informationen und Ticketauskünfte sind online unter www.clack-theater.de abrufbar.

Was aber ist „Nollendorfstr. 17 / Christopher Isherwood und Sally Bowles“? Kein Musical, nein. Und keine Lesung, auch wenn man geneigt ist, von einer musikalischen Lesung zu sprechen, denn Schatz verbindet ausgewählte Songs aus dem Musical mit Passagen aus dem Buch. Unter seinem eigenen Namen tritt der Autor in „Leb wohl, Berlin“ auf und begegnet dort Sally Bowles und anderen inzwischen berühmten Figuren.

Schatz hat bei seiner Auswahl versucht, die Atmosphäre von damals, nicht zuletzt auch aus der Pension, in der Isherwood lebte, auf die Bühne zu bringen. Es gehe um das menschliche Miteinander. „Alle suchen nach dem Glück“, nach Erfolg, sie haben wenig Geld, „sie sind Singles“ - eine Mischung, die das Buch für Schatz zu einem „aktuellen großstädtischen Text“ macht.

Was übrigens die Fortune angeht, so habe er, Schatz, „eine Sorte Glück“ in der Literatur gefunden. Das mag sich in der Anzahl der Bücher in seinem Besitz widerspiegeln. Es zeigt sich aber auch in der Fülle der Hörbücher, die Schatz als Rezitator eingespielt hat. Für sein Isherwood-Projekt hat er sich mit Nikolai Orloff „einen der besten Theaterpianisten, die es in Berlin gibt“ an die Seite geholt.

Orloff war schon mit den Berlin Comedian Harmonists unterwegs, Schatz sagt: „Er hat die Zeit in den Fingern.“ In der Stimme haben die Zeit, den Spirit der 1930er Jahre, wohl auch Sophia Euskirchen und Markus Fetter. Der 22-Jährige hat 2017 beim Bundeswettbewerb Gesang (Musical und Chanson) einen ersten Preis erhalten. Auch Euskirchen war bei dem Wettbewerb erfolgreich - und sie singt seit mehreren Jahren die Sally Bowles im Berliner Tipi-Theater am Kanzleramt. Schatz erklärt: „Das ist ein Super-Ensemble.“

Über das Programm „Nollendorfstr. 17“ heißt es an anderer Stelle, es spiegelt „das pralle (Nacht-)Leben Berlins Anfang der 30er Jahre und ist eine sehr amüsante Angelegenheit, bei der - wie in jedem guten Stück - die leisen Töne nicht fehlen“. Schatz selbst verspricht auch eine „kongeniale Verbindung aus gesprochenem mit dem gesungenen Wort“. Ob all dies eingelöst wird, erfahren Besucher im Clack. (mz)