Brand nach Einbruch
Mühlanger/MZ. - "Da hinten" - das war der Lagerraum des NKD-Textilmarktes. Schnell war offenkundig geworden, dass das Feuer nicht von allein entstanden war. Die Glas-Eingangstür des Marktes stand offen, drinnen brannte Licht. Und schon von weitem war erkennbar, dass die Glasvitrine, in der sich Silberschmuck befand, in Scherben lag. Hier waren, das konnte die Polizei sofort bestätigen, Einbrecher am Werk. Doch hätten die nicht Feuer legen brauchen, wäre es ihnen nur an dem Modeschmuck gelegen gewesen. Der Tresor war von der Wand abgerückt. "Den hebt man auch nicht mit fünf Mann", weiß Leonhardt, der selbst 14 Jahre lang genau dieses Geschäft als Getränkemarkt geführt hatte und nicht nur einmal mit Einbrüchen konfrontiert war. "Die sind mit irgendwas ran und wollten Spuren verwischen." Doch obwohl er erst eine Stunde zuvor heimgekommen war, habe er nichts gehört.
Keine fünf Minuten nachdem Leonhardt die 112 angerufen hatte, war die erste Feuerwehr da. Weil wegen der starken Rauchentwicklung viele Atemschutzträger gebraucht wurden, alarmierte die Leitstelle alle freiwilligen Wehren des Abschnitts sowie die hauptamtliche Wachbereitschaft aus Wittenberg. "Laut Ausrückeordnung bei einem Einsatz in solcher Stärke" mit über 80 Kameraden wurde auch Kreisbrandmeister Frank Schneider hinzu beordert. "Wir mussten die Decke aufschneiden, es lag nahe, dass es darunter weiter schwelt."Glück im Unglück, dass die Feuerwerkskörper schon ausverkauft waren, dass das Feuer nicht noch weiter um sich greifen konnte. Im Gebäude befindet sich laut Leonhard auch ein Heizöllager. Der benachbarte Getränkemarkt ist durch Ruß und Gestank in Mitleidenschaft gezogen. Dessen Beitreiber Bernd Winkler war sofort vor Ort geeilt, ebenso der Objektverantwortliche Wilfried Saage und natürlich aus Schweinitz die Textilmarkt-Leiterin Nadine Bäuerlein sowie aus Söllichau die für die Region verantwortliche NKD-Verkaufsleiterin Gabriele Weihmann.
Dankbar hatten sie in dieser Nacht Trost und Kaffee von den Mühlangeraner Feuerwehrfrauen angenommen. Dennoch standen die beiden Frauen auch am Sonntagvormittag noch fassungslos vor dem, was laut Weihmann, "eine der schönsten Filialen" in ihrem 24 Geschäfte umfassenden Bereich war. Erst vor drei Wochen war sie im Gewerbegebiet Mühlanger eröffnet worden. "Wir hatten lange nach einem geeigneten Objekt im Raum Wittenberg gesucht", so die Söllichauerin.
Für die 28-jährige Schweinitzerin bedeutete die Neueröffnung eine Stufe die Karriereleiter hinauf, von der Verkäuferin in der Jessener NKD-Filiale zur Marktleiterin. Fast wäre es ein gutes Jahr geworden, auch für die fünf Frauen, die eine neue Arbeit gefunden hatten. Sie hängen laut Weihmann nun erst einmal in der Schwebe. "Wir möchten diese Filiale unbedingt wieder eröffnen", versprach die Verkaufsleiterin am Sonntag. "Wir bitten unsere Kunden nur um Verständnis und etwas Geduld."