Bleddin Bleddin: Ganter "Mounty" verliebt sich in Herdenschutzhund "Manni"

Bleddin/MZ - Eigentlich ist eine Freundschaft zwischen einem Italiener und einem Kanadier nichts Ungewöhnliches. Eigentlich.
Wenn es sich jedoch bei den Verbandelten um eine Kanadagans - genauer gesagt um den Ganter „Mounty“ - und den italienischen Herdenschutzhund „Manni“ handelt, dann sieht die Sache schon ein wenig anders aus und sorgt für so manche lustige Begebenheit.
Die beiden Tiere leben glücklich in Bleddin, mitten in der Natur, nah der Elbe auf dem Mühlengehöft von Jana und Axel Schonert. Und sie sind unzertrennlich, obwohl die Initiative etwas einseitig von der Kanadagans ausgeht. Fest steht: Der Hund kann keinen Schritt übers Grundstück machen, ohne dass die Gans ihm folgt. Selbst vor dem angrenzenden kleinen Waldareal macht sie - völlig untypisch, da die Tiere sonst Sicherheit im Offenland suchen - nicht halt. Beim Fressen, beim Spielen, selbst beim Schlafen, immer will „Mounty“ bei „Manni“ sein.
Verzweifelte Rufe
Als kürzlich ein Fuchs in der Nacht ums Grundstück schlich, da schlug „Manni“ mächtig Krach. Axel Schonert brachte den Hund deshalb in den Stall. „Mounty“ indes blieb - wie es sich für eine Wildgans gehört - draußen. Zurück im Bett bemerkte Schonert den fatalen Fehler. Die Gans rief völlig verzweifelt nach ihrem Freund. So blieb dem Biologen nichts weiter übrig, als das Federvieh ebenfalls in den Stall zu bringen. Schließlich wollte auch der Hausherr sich noch ein wenig zur Ruhe legen.
Als Pinguin-Beschützer sorgte eine Gruppe von Maremmen-Abruzzen-Schäferhunden schon vor Jahren für weltweites Aufsehen. Die Hunde haben Pinguine, die auf einer australischen Insel leben, gewissermaßen adoptiert und schützen sie vor Füchsen und anderen Raubtieren.
Die Kolonie der Zwergpinguine liegt etwa 100 Meter vor der Südküste Australiens und ist bei Ebbe leicht von Raubtieren zu erreichen. Wissenschaftler befürchteten, dass die Kolonie ausstirbt. Schließlich war die Zahl der Tiere innerhalb weniger Jahre von 5 000 auf rund 100 gesunken. So initiierten sie ab dem Jahr 2006 das Projekt mit den Herdenschutzhunden und waren vom Erfolg begeistert. „Sie bellen, wenn andere Tiere sich nähern, und wir beobachten weniger Füchse in der Nähe der Pinguine“, sagte ein Tierschützer damals und verwies auf den Nachwuchs bei den Pinguinen.
Herdenschutzhund „Manni“ ist fast auf den Tag genau sieben Monate alt, mit acht Wochen kam er nach Bleddin, um später alle dort lebenden Tiere - Enten, Gänse, Hühner, Schafe und Ziegen - zu beschützen. „Wir haben einen Wachhund für unser Mühlengehöft gesucht“, sagt Axel Schonert. Und sie sind fündig geworden. Nicht in Italien, sondern im nahe gelegenen Dabrun. Denn dort kam „Manni“ am 1. Oktober 2013 bei den Züchtern Peter und Barbara Jaskowiak zur Welt. Cane da Pastore Maremmano-Abruzzese, so wird die aus Mittelitalien stammende Hunderasse exakt bezeichnet, mancherorts werden die wie Eisbären anmutenden Tiere auch Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde genannt.
Großer Beschützerinstinkt
Sie verfügen über einen riesen Beschützerinstinkt, leben mit der jeweiligen Herde und sichern sie selbständig vor allen Angriffen. So wird die Rasse beispielsweise von der Referenzstelle Wolf beim Biosphärenreservat „Mittelelbe“ Schäfern für den Schutz ihrer Herden vor Isegrim empfohlen. „Manni“ - so rufen die Schonerts den Rüden - heißt eigentlich „Casmaron del monastero nero“ und reagiert auf die Zuneigung der Gans mit ausgesprochen großer Gelassenheit. „Wo die Liebe hinfällt“, sagt Jana Schonert mit Blick auf die Unzertrennlichen. Und auch ihr Mann, dem Fehlprägungen besonders bei sehr jungen Tiere durchaus nichts Unbekanntes sind, muss in diesem Fall mit einer Erklärung passen. „Das ist ihr romantisches Geheimnis“, sagt er grinsend.
Eine Gans geht leer aus
Dabei hätte der Ganter durchaus die Wahl gehabt. Denn bei den Schonerts leben insgesamt vier Kanadagänse, zwei männlich, zwei weiblich. Ein Paar hat sich gefunden, auf Lebenszeit, wie es bei den weltweit größten Wildgänsen üblich ist. Wegen „Manni“ blieb eine Gans allein.
„Die vier Kanadagänse stammen ursprünglich aus einer Zucht und sollten einen Angelteich vor Kormoranen schützen“, erzählt Axel Schonert. Dann wollten ihre Besitzer sie loswerden. Die Schonerts gewähren ihnen seitdem Asyl und ermöglichten so eine bemerkenswerte Partnerschaft.