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Bio-Trend ist alles andere als Käse

Von INA OTTO 08.10.2008, 17:05

WITTENBERG/MZ. - Zusammen mit seiner Frau Elvira betreibt er seit rund vier Jahren einen Biohof in Pratau. Die Pfends haben sich auf Schafkäse spezialisiert.

Seit der Eröffnung vor vier Jahren hat sich in dem Familienbetrieb jedoch einiges getan. Damals melkten die Pfendts ihre sechs Schafe noch mit der Hand, inzwischen ist der Betrieb mit den 51 Tieren nur noch mit der Melkmaschine zu bewältigen. "In diesem Frühjahr hatten wir über hundert Lämmer, davon zwei Mal Drillinge - alle kerngesund", so Stefan Pfendt.

Dem Zuwachs im Schafstall mussten die Pfendts auch bei der Produktion beikommen. Deshalb haben sie ihr Sortiment erweitert. So kann ihr Käse seit April im neuen Reiferaum zwei Monate ruhen, bevor er verkauft wird. Auch der Arbeitsplatz hat sich verschoben. Käste Elvira Pfendt zu Beginn im eigenen Haus, zog die Käseküche mittlerweile ins Nebengebäude.

Nun ist Stefan Pfendt noch auf der Suche nach neuen Acker- und Weideflächen, damit er die Tiere aus eigener Hand satt bekommt und kein Futter zukaufen muss. Dieser Kreislauf sei Teil des Bio-Konzepts des Familienbetriebs.

"Bio" bedeutet für die Pfendts aber vor allem: "dass die Schafe nur die Leistung bringen, die sie tatsächlich haben". Elvira Pfendt lehnt es ab, die Tiere mit Hormonen oder Antibiotika zu dopen. Der Biohof ist lauf Stefan Pfendt als solcher zertifiziert. Mit Bio-Lebensmitteln aus dem Supermarktregal könne und wolle Pfend jedoch nicht mithalten. Hier sorgt er sich vor allem darum, dass die Billig-Anbieter die Preise drücken.

Dennoch - über Kunden könne Stefan Pfendt sich nicht beschweren. "Es kommen immer mehr", sagt er. Die Käufer seien teilweise Stammkunden, teilweise Urlauber in der Region. "Manchmal steht sogar eine ganze Radwandergruppe vor der Tür", so Elvira Pfendt.

Jetzt, im Spätsommer, sind die Pfendts mit ihren Kindern - elf an der Zahl - an den Wochenenden oft auf Märkten unterwegs. Außerdem beliefern sie zwei Hotels in Wittenberg und Wörlitz mit ihrem Käse. Dieser liegt mittlerweile auch in einem großen Wittenberger Supermarkt in der Kühltheke.

Die Rezepte für ihre Kreationen, zu denen zum Beispiel Weichkäse mit Chilli oder Käsebällchen mit Kräutern gehören, habe sie sich größtenteils selbst ausgedacht. "Die verrät einem kaum jemand, da muss man schon viel selbst ausprobieren", sagt die Käserin, die sich in regelmäßigen Lehrgängen weiterbildet und selbst Vorträge hält. Für den Winter, wenn es auf dem Hof wieder etwas ruhiger sei, plane Elvira Pfendt, an einer Kreation mit Blauschimmel zu arbeiten.

"Es ist ein ständiges Forschen, ein Suchen nach Ursachen und Wirkungen", sagt auch David (24), einer der vier Pfendt-Söhne, über die Arbeit auf dem Biohof. Er hat Agrartechniker gelernt, arbeitet jetzt bei seinen Eltern mit. "Wenn wir als Familie nicht so zusammenarbeiten würden, würden wir das gar nicht schaffen", ist Elvira Pfendt stolz auf den Familienbetrieb, zu dem auch jedes der Kinder seinen Teil beigetragen habe. "Sie sind so kostbar - ich hätte mir den Sommer gar nicht vorstellen können ohne ihre Hilfe", sagt sie.

Käse essen alle 13 Mitglieder der Familie gern. "Unsere Jüngsten nennen ihn weiße Schokolade", sagt Elvira Pfendt lachend. Sie selbst genießt ihn am liebsten pur auf Brot oder im Salat - "aber", so Elvira Pfendt, "er schmeckt auch mit Honig".