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Biathlon in Tornau Biathlon in Tornau: Die Skijäger sind zurück

Von ulf rostalsky 24.02.2013, 16:28
Auf geht’s! Die ersten Starter steigen in die Loipe. Mehr noch als bei Olympia gilt in Tornau: Dabeisein ist alles.
Auf geht’s! Die ersten Starter steigen in die Loipe. Mehr noch als bei Olympia gilt in Tornau: Dabeisein ist alles. Klitzsch Lizenz

Tornau/MZ - Die Heide hat ihre Skijäger wieder. Zum ersten Mal seit drei Jahren spulten die Hobbybiathleten in Tornau ihre Kilometer ab. Sie fuhren Ski, schossen und trafen voll ins Schwarze. „Endlich wieder Biathlon.“ Der Satz machte die Runde auf dem zur Skiarena umfunktionierten Sportplatz. Hunderte Schaulustige verfolgten das Spektakel, das zu einem echten Publikumsmagneten geworden ist.

Schräge Typen, schräge Sprüche

Biathlon auf flachem Land verträgt reichlich schräge Typen und noch mehr schräge Sprüche. Es geht vordergründig nicht um Hochleistung. Auch wenn die Aktiven nach drei Mal 500 Metern auf schmalen Brettern und zwei Schießeinlagen mitunter sichtbar auf dem letzten Loch pfiffen. „Anstrengend. Die Knarre wird immer schwerer.“ Nach seinem Vorlaufstart braucht Heiko Frömmichen Sauerstoff. Beim letzten Schießen hat er gepatzt. „Vier Fehler.“ Der Hobbyist befindet sich auf den Spuren der echten Athleten. Ausreden gibt es freilich nicht. „Selbst versaut.“ Und dennoch glücklich wie so viele in Tornau, die seit Jahren an der dritten Auflage der Jagd auf Skiern gebastelt hatten und immer wieder den Wetterkapriolen Tribut zollen müssen.

Am Samstag aber gab es Schnee. Reichlich. So viel sogar, dass Feuerwehrchef Matthias Guthe laut über eine mögliche Absage nachdenkt. „Ein Gag.“ Wenn auch einer, der gepasst hätte zum Biathlon in der Heide. Humor ist Trumpf. Und so läuft Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) auf dem zum Sprecherturm umfunktionierten Hochstand zur Hochform auf. Mit Pelzmütze auf dem Kopf und dickem Mantel plaudert Schilling locker drauflos. „Wie der aussieht, möchte ich nicht heißen.“ Es wurde scharf geschossen in Tornau. Mit Luftgewehr beim Biathlon. Mit derben Sprüchen am Rand der Loipe.

Biathlon in der Heide ist nichts für humorlose Zeitgenossen. Die Sportler müssen Witz verstehen. „Komplett trefferfrei. Das empfiehlt für die Strafrunde.“ Einsam drehte Ute Mohr vom „Gemischten Doppel“ ihre Runden. Mit dem Sieg hatte ihre Truppe nichts zu tun.

Solarenergie abgeschlagen

Anders die Fliegenden Frömmichens. Heiko, Marcel, Dirk und Sören dominierten ihren Vorlauf und ließen den Solardrachen um Sven Janssen erst einmal keine Chance. „Hier zählt heute eigene Kraft. Sonnenenergie ist nicht“, tönte der dick eingepackte Bürgermeister vom Hochstand. Derweil sorgten die Mitglieder des Söllichauer Schützenvereins für Ordnung am Schießstand. Sie legten Munition ein. „Bekommen die Aktiven selbst nicht hin“, ist Michael Hilprecht überzeugt. Dass er nicht auf schmalen Brettern stehen muss, nennt er einen Glücksfall. „Bei meinem Gewicht“, schmunzelt der Mann, der auch einen Fehlschuss von Marco Fitze von der Elch-Company registrieren musste.

„Verdammt. Der letzte Schuss. Ich habe einfach nicht richtig nachgehalten.“ In Tornau waren echte Laien am Start. Das schmälerte den Ehrgeiz überhaupt nicht. Zumal das Spektakel mit Ski und Flinte sehr genau beobachtet wird. „Toll. Endlich wieder Biathlon.“ Glühwein brachte Familie Sauerwald auf Touren, die Rassel sorgte für Stimmung. Die Biathlonfans aus Leipzig haben in der Heide ihr Wochenenddomizil und lebten seit 2010 wetterbedingt auf Entzug, was die Skijagd vor der Haustür betrifft.

Geschossen wird auch, hier Frank Dietrich vom „Gemischten Doppel“.
Geschossen wird auch, hier Frank Dietrich vom „Gemischten Doppel“.
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