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Besuch aus Bonn in Wittenberg Besuch aus Bonn in Wittenberg: 42 Gymnasiasten auf Lutherreise

Von Corinna Nitz 11.09.2018, 08:54
Lehrerin Christa Bleck besucht zum zehnten Mal mit Schülern das Cranachhaus.
Lehrerin Christa Bleck besucht zum zehnten Mal mit Schülern das Cranachhaus. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Martin Luther, Philipp Melanchthon, Lucas Cranach. Jeder für sich ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Aber wenn man wählen müsste, dann wäre Cranach der Favorit - zumindest für Nils und Zacharias. Der 13-jährige Nils begründet seine Präferenz mit Cranachs Vielseitigkeit.

Künstler war er, multipler Unternehmer, Politiker, „er hat so viel auf einmal gemacht“. Zacharias, 16, liegt die Kunst am Herzen, weshalb ihm der Herr, in dessen einstigem Haus am Wittenberger Markt 4 man sich am jüngsten Samstagnachmittag aufhält, näher sei.

Straffes Programm

Die beiden gehören zu einer Gruppe des Kardinal-Frings-Gymnasiums Bonn. Insgesamt sind 42 Schüler auf Tour gegangen, acht von ihnen, wie Zacharias in der Oberstufe, haben die Reise „Auf den Spuren Martin Luthers und der Reformation“ 2015 schon einmal mitgemacht. Für die Jüngeren ist es eine Premiere; zusammen mit drei Pädagogen waren sie am Freitag in Eisleben, bevor es abends nach Wittenberg ging.

Hier absolvieren sie ein straffes Programm, bereits am Morgen haben sie sich im Lutherhaus unter anderem mit der Zehn-Gebote-Tafel, die Cranach einst für die Gerichtslaube der Stadt gemalt hat, auseinandergesetzt. - Das Kardinal-Frings-Gymnasium (KFG) ist eine katholische Einrichtung, die Schüler der Lutherreise sind durchweg evangelisch. Wesentlicher Bestandteil des Lehrplans im Fach evangelische Religion ist in Klasse sieben Martin Luther und die Reformation, später geht es auch um das Thema „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ und die Rechtfertigung aus Glauben und Gnade, heißt es in einem Elternbrief von Christiane Bleck.

Die Lutherreisen des Kardinal-Frings-Gymnasiums (KFG) bleiben für Wittenberg nicht ohne Wirkung. Laut Christiane Bleck, die das Angebot vor zehn Jahren ins Leben rief, machen sich nach der Rückkehr ihrer Kinder immer wieder ganze Familien privat auf den Weg. Auch Stephan Schmitt, katholischer Religionslehrer am KFG, ist zum dritten Mal dabei. Was er im Hinblick auf die Schüler an den Reisen unter anderem schätzt? „Kirchengeschichte kann trocken sein, aber hier wird sie lebendig.“

Als evangelischer Religionslehrerin sei ihr am KFG „die weitere Ausbildung unseres protestantischen Profils ein Anliegen“. Dazu dienen auch die Reisen zu den Originalschauplätzen der Reformation, und dass es jetzt schon die zehnte dieser Art ist, lässt einerseits annehmen, dass diese Exkursionen gut ankommen. Andererseits hat es entschieden mit Bleck zu tun - und mit ihrer ganz persönlichen Wittenberg-Biografie.

2004 hatte sich die Theologin, die neben Religion auch Erdkunde unterrichtet, zum ersten Mal selbst auf den Weg nach Wittenberg gemacht - und ihr Herz ganz offensichtlich an die Cranach-Stiftung verloren, in deren Gästewohnung am Markt 4 sie damals untergekommen war. Aus den zwei Tagen, die sie sich für den Aufenthalt gegeben hatte, wurde eine ganze Woche und als sie abreiste, war sie schon Mitglied im Förderverein der Cranach-Höfe.

Laut Eva Löber vom Stiftungsvorstand hat dieser Verein heute 160 Mitglieder. Gerade sei man auf „Werbetour“, um neue und vielleicht auch jüngere Mitglieder zu gewinnen, so Löber, die am Samstag mit vor Ort ist, um den älteren Schülern aus Bonn etwa Cranachs Apotheke zu zeigen, während die jüngeren in die Dauerausstellung „Cranachs Welt“ eintauchen, die sie sich mit einem Frage-Bilder-Bogen praktisch selbst erschließen.

Lutherbrodt im Gepäck

Für die Gymnasiasten aus Bonn scheint das kein Problem zu sein. Am heutigen Montag endet ihre Lutherreise - übrigens mit einem Zwischenstopp in Eisenach, nachdem man sich Bleck zufolge vorher in Wittenberg noch mit Lutherbrodt versorgen wollte.

(mz)