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Besuch aus Argentinien Besuch aus Argentinien: Von Posadas nach Wittenberg

Von Irina Steinmann 23.05.2018, 10:47
Drei in der Kirchenbank, von links: Pastor Ricardo Veira, Desirée Vogt und Lynn Gardlo
Drei in der Kirchenbank, von links: Pastor Ricardo Veira, Desirée Vogt und Lynn Gardlo privat

Wittenberg - Ricardo Veira ist sich des Unterschieds wohl bewusst. Wer in Deutschland Spanisch lernt, hat’s ins Land von Muttersprachlern nicht weit. Per Billigflieger ist man rasch in Barcelona, zum Beispiel. Wer in Argentinien Deutsch lernt, nun, der hat mindestens eine Tagesreise vor sich, hinzu kommt der finanzielle Aufwand. Der Pastor aus Posadas lässt trotzdem nicht locker.

Steter Tropfen, sagt der Geistliche, höhlt den Stein. Und deshalb ist er in diesen Tagen zum bereits dritten Mal mit Schülerinnen und Schülern seines „Instituto Gutenberg“ in Wittenberg, der Lutherstadt, zu Gast. Die Gesamtschule pflegt seit einigen Jahren eine noch - noch! - informelle Partnerschaft mit der dortigen evangelischen Gesamtschule „Philipp Melanchthon“.

Schule und Kirchengemeinde, Gemeinde und Schule - in der Großstadt Posadas mit einer nennenswerten deutschstämmigen Community und eben auch Lutheranern sind beide eng miteinander verknüpft und so ist Veira nicht nur Seelsorger und Lehrer sondern ausweislich seiner Visitenkarten („Relaciones Internacionales“) und mehr noch seines Tuns auch für die internationalen Beziehungen der Bildungseinrichtung zuständig. Das Grüppchen, das Veiras in diesem Jahr nach Wittenberg gebracht hat, ist ein ausgesprochen heterogenes, evangelische Christen freilich fast alle.

Da sind die sieben Schüler - fünf junge Frauen und zwei Männer - der Abschlussklasse 2018 des Instituto Gutenberg mit ihren Lehrerinnen, Angehörige einer weiteren Schule sowie last not least mehrere Mitglieder von San Pedro, Veiras Gemeinde, darunter Kassenwart Desirée Vogt, die als Kind ihre Heimatstadt Potsdam 1948 mit der Mutter Richtung Argentinien verließ und, inzwischen Mitte 70, froh ist über die Gelegenheit, das alte Heimatland in Gesellschaft besuchen zu können.

Dieses Grüppchen hatte am Dienstag, als Abschluss seines langen Pfingstwochenendes in der Lutherstadt - und vor der Weiterreise nach Berlin und Prag - noch einen Ortstermin in der Stadtkirche. In der angenehm kühlen Sakristei berichtete ihnen Stadtkirchenpfarrer Alexander Garth auf lebhafte Aufforderung seines Amtskollegen vom Christsein in der DDR einschließlich allgegenwärtiger Stasi-Spitzeleien, und davon, wie es heute um das Christentum in Wittenberg bestellt ist - und wie er mit speziellen Veranstaltungsformaten wie etwa der „Church Night“ insbesondere junge Leute vom Glauben (neu) begeistern möchte. Die Gäste aus Südamerika revanchierten sich mit einer Riesenpackung Mate-Tee, wie sie ihn in ihrer Gemeinde trinken - und fortan nun auch in Wittenberg.

Mag der Weg nach Argentinien weiter erscheinen als umgekehrt - Ricardo Veira selbst ist immerhin schon zum siebten Mal in der Lutherstadt, der Erstkontakt kam über den Lutherischen Weltbund zustande - so hat es zumindest eine junge Frau, die Wittenberg gut kennt, schon bis nach Posadas geschafft: Lynn Gardlo verbringt dort seit Oktober 2017 ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Als Betreuerin der Reisegruppe ist sie nun für ein paar Tage in die Stadt zurückgekehrt, wo ihre Mutter, Ulrike Gardlo, als Geschäftsführerin des Schulträgers auch für die „Philipp Melanchthon“ zuständig war, Veireas Austauschpartner in spe. Wer ihn erlebt, weiß, dass er nicht locker lassen wird.

(mz)