Bad Schmiedeberg Bad Schmiedeberg: Der Pfarrer traut sich was
BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Die vierte Orgelnacht am Sonnabend in der evangelischen Stadtkirche zu Bad Schmiedeberg versprach schon in der Programmankündigung, ein besonderer musikalischer Höhepunkt zu werden. Wer Stadtkirchenpfarrer Christoph Krause kennt und die Orgelnächte in den letzten Jahren mit erleben konnte, weiß, dass er Mut zum musikalischen Experiment hat und mit Kombinationen wie Orgel und Alphorn schon viele Besucher angezogen hat. In diesem Jahr nun gab es Orgel, Tanz und Gospel. Orgel und Gospelmusik kann man sich noch vorstellen, aber Orgel und Tanz - in der Kirche? Ja es geht und begeisterte die 150 Zuhörer, die nun auch zum Zuschauer wurden.
Kleine Meister, große Meister
Gleich im ersten Teil des Abends war nach der musikalischen Einleitung mit der Orgelfantasie in f-Moll KV 594 von Wolfgang Amadeus Mozart das Ensemble des Wittenberger Tanzstudios Porwol zu erleben. Anmutig und ausdrucksstark überzeugten die jungen Tänzerinnen. Die musikalischen Anregungen für diesen Programmteil kamen von Kantor Otto Bernhard Glüer, die Choreographie lag in den Händen von Roswitha Porwol, der Chefin des Tanzstudios. Auch im zweiten tänzerischen Stück "Kleine Meister - Große Meister" überraschte der Nachwuchs des Tanzstudios mit Leichtigkeit und Freude am Ausdruckstanz, und es gab viel Beifall. Der erste Teil klang aus mit Kompositionen des englischen Organisten Samuel Sebastian Wesley (1819 bis 1876). Insbesondere der Choral war von besonderer Klangfülle und endete mit einem gewaltigen Schlussakkord.
In den Pausen wurden die Zuhörer mit Süppchen, Kuchen und Kaffee überrascht und es kam zu anregenden Gesprächen. Im zweiten Teil dann Gospelmusik. Schon die ersten Takte dieser musikalischen Interpretation ließen das Publikum aufhorchen. Die Freude, die der Johannis-Chor aus Luckenwalde entfachte, steigerte sich von Lied zu Lied. Spätestens beim Titel "Power" blieb kaum ein Zuhörer noch sitzen und beim letzten Titel "Dance, Dance, Dance" wurden die Kirchenbänke stark strapaziert, zumal Norbert Freede am Keybord und Christoph Meister am Schlagzeug für Unterstützung sorgten. Der Gospel-Chor wurde mit stehendem Applaus verabschiedet und der ebenso begeisterte Pfarrer Krause konnte der musikalischen Leiterin des Johannis-Chores, Kantorin Hanna-Maria Hüttner, das Versprechen abringen, bei der fünften Orgelnacht 2011 wieder in Bad Schmiedeberg zu sein.
Im dritten Teil übernahm Thomas Herzer, Kantor an der Schlosskirche Wittenberg, die Orgel. Schon mit dem ersten Stück, Präludium und Fuge in d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy, war die Kraft der Geißler-Voigt-Orgel der Bad Schmiedeberger Stadtkirche zu spüren. Dazu im Gegensatz die Fuge Nr. 3 über B-A-C-H in g-Moll von Robert Schumann. Die Interpretation überzeugte durch gedämpfte ruhige Töne, sowie fließendes Spiel.
Herzers furioses Finale
Das Finale mit der Sonate in B-Dur von Mendelssohn-Bartholdy präsentierte in den ersten drei Sätzen Allegro con brio - Andante religioso und Allegretto nochmals das polyphone Klangbild der Orgel, ehe im vierten Satz Allegretto maestoso e vivace ein furioses Finale präziser Intonation durch Thomas Herzer zu hören war. Die vierte Orgelnacht zählt zweifelsfrei zu den musikalischen Höhepunkten in der Kurstadt, die einer unbedingten Fortsetzung bedarf. Davon abgesehen, steht für das nächste Jahr ein hochklassiges Orgelkonzert in der Stadtkirche auf dem Programm. Am 30. Juli wird Prof. Matthias Eisenberg, der zu den bedeutendsten zeitgenössische Organisten zählt und seit 2004 Kantor an drei Zwickauer Kirchen ist, im Rahmen der zweiten Musikfesttage der Dübener Heide in der Schmiedeberger Stadtkirche erwartet. Die Vorfreude auf ihn ist heute schon groß.