Bad Schmiedeberg Bad Schmiedeberg: Ärzte der Reha-Klinik legen Arbeit nieder
BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Am Dienstag war Anreisetag in der Rehabilitationsklinik "Dübener Heide" in Bad Schmiedeberg. Empfangen wurden die neuen Patienten mit Flugblättern, die ihnen am Eingang von streikenden Ärzten überreicht wurden, und die über die Forderungen ihrer Gewerkschaft Marburger Bund an ihren Arbeitgeber, die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), informierten.
Es war zwar nur eine kleine Gruppe, die mit Trillerpfeifen und Transparenten vor der Einrichtung stand, aber laut Andrea Huth, Geschäftsführerin des Marburger Bundes in Sachsen-Anhalt, waren damit immerhin knapp 50 Prozent der in der Klinik beschäftigten Ärzte dem Streikaufruf gefolgt.
"Man muss die Relationen sehen", sagte Frau Huth. In einem kommunalen Krankenhaus seien weit mehr Mediziner beschäftigt, aber der Anteil derer, die sich an Streiks beteiligen, sei oftmals viel kleiner. Doch während mit dem Personal dieser Krankenhäuser auch die Ärzte von den Tarifverbesserungen profitieren konnten, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erkämpft hat, habe sich für die Ärzte bei der DRV seit 2003 diesbezüglich nichts mehr bewegt. Die DRV verweigere nach wie vor die Aufnahme von Verhandlungen über einen ärztespezifischen Tarif mit dem Marburger Bund. Bis zu 13 Prozent weniger als ein Kollege in einem kommunalen Krankenhaus verdiene ein Arzt in einer Reha-Klinik. "Das Problem ist, dass mit solchen Gehältern keine Ärzte mehr zu requirieren sind", so Huth.
"Wir arbeiten schon jetzt in Unterbesetzung", was für jeden zusätzliche Dienste mit sich bringe und ebenfalls dazu diene, junge Ärzte abzuschrecken, berichtet Oberarzt Turgut Aylikci. Von den 15 Kollegen im Hause seien einige schon über 60 Jahre alt. "Es ist abzusehen, dass diese Stellen nicht neu besetzt werden können, wenn sie ausscheiden." Was letztlich dazu führen würde, dass Stationen geschlossen werden müssen. "Davon betroffen wären dann auch Pflegepersonal und Dienstleister", erklärt Aylikci, warum dieser Streik letztlich auch ein Kampf für den Erhalt der Kurklinik ist. Das könne den Bad Schmiedebergern nicht egal sein. "Die Kliniken sind ja auch gebaut worden, um die Infrastruktur im ländlichen Raum zu stärken", sagt der Oberarzt.
Seit 26. Februar werden reihum die zwölf DRV-Rehabilitationszentren in Deutschland bestreikt. Die "Dübener Heide" ist die einzige Klinik des Trägers in Sachsen-Anhalt. Die Grundversorgung der Patienten war am Dienstag dennoch gewährleistet. Allerdings verschob sich für einige Patienten die Aufnahmeuntersuchung auf den nächsten Tag, entsprechend später erhalten sie ihre Therapiepläne. Auch würden die Arztberichte verspätet versendet, auf deren Grundlage die DRV-Bearbeiter über weitere Maßnahmen oder die Berentung entscheiden müssen. "Hoffen wir, dass sich die DRV in Bewegung setzt", sagte auch der Arzt Martin Püsch. "Dieses Mal konnten sie sich noch gut auf den Streik einstellen. Beim nächsten Mal könnte es ein bisschen mehr wehtun."