Auszeichnung im Städtebau Auszeichnung im Städtebau: Diese Lücke muss weg

Wittenberg - Die Lutherstadt darf sich berechtigte Hoffnungen machen, dass eine der beiden hässlichen Lücken in der Haupteinkaufsmeile verschwindet. Es geht um das Grundstück Collegienstraße 87, das Gegenstand der fünften Staffel des Landesarchitekturwettbewerbs „Mut zur Lücke“ war. Am Freitag wurden im Stadthaus die drei Preisträger ausgezeichnet. Zu gestalten war ein Wohn- und Geschäftshaus, das der historischen Gliederung des Grundstücks Rechnung trägt.
Teilbares Erdgeschoss
Der erste Preis geht an den Wittenberger Architekten Matthias Stäbler („das atelier“), der die Fläche mit einem dreiteiligen, leicht gerundeten Ensemble bebauen würde, das übers Erdgeschoss miteinander verbunden ist und demnach der gewachsenen „Leiterstruktur“ zwischen Collegien- und Wallstraße folgt. Das Erdgeschoss böte zudem den Vorteil, dass sich die dort vorgesehene große Gewerbefläche bei Bedarf teilen ließe.
Vier (verschieden) große Erker am Vorderhaus und eine Fassade, die die historische Vorlage spielerisch aufnimmt, unter anderem durch Putz in Sgraffito-Technik, sind weitere Besonderheiten dieses in Zusammenarbeit mit dem Erfurter Büro „dma“ entstandenen Entwurfs, der zudem einen möglichen Durchgang zwischen Collegien- und Wallstraße vorsieht.
Platz zwei belegen Franz Jirsch und Norman Walla, zwei junge Architekten aus Köthen, deren Vorschlag jeweils fünf Wohnungen im Vorder- und im Hinterhaus vorsieht, wobei die Fassade zur Collegienstraße sich über ein „gefaltetes“ Dach in die Nachbarhäuser einfügt.
Jirsch, Absolvent der Hochschule Anhalt-Dessau, und Walla würden als einzige auch das nach dem Abriss 2013 stehengebliebene Seitenhaus erhalten - und zu einem terrassenförmigen Aufenthaltsbereich für die Bewohner umgestalten. Preisträger Nummer drei, Axel Kiehn aus Halle, verzichtet, wie sein Partner Lars Thrun ausführte, auf die „Sprossen“ der Leiter und schlägt stattdessen von Nord nach Süd drei einzeln stehende Häuser vor, das mittlere mit Flachdach.
Prägnant ist an diesem Entwurf ein großer Kubus, der das Obergeschoss des Vorderhauses bestimmt und Ausblicke auf Altstadt und Elbe bietet. Auch Kiehn/Thrun arbeiten mit einer Tiefgarage. Axel Teichert, der Präsident der Architektenkammer von Sachsen-Anhalt, bescheinigte vor Ort allen drei Entwürfen, das Ergebnis „kreativen, rationalen Denkens“ zu sein - und sämtlich umsetzenswert.
Chancen auf Fördermittel
Ob und welcher Vorschlag am Ende tatsächlich realisiert wird, blieb am Freitag offen. Erstmals hatte das Land als Auslober des Wettbewerbs - die Stadt Wittenberg bekam 58 000 Euro, um diesen durchzuführen - die Teilnahme an das Vorhandensein eines potenziellen Investors gekoppelt und diesen auch dazu verpflichtet, eine Bauabsicht zu bekunden. Man werde dem Bauherrn „sehr ans Herz legen, den ersten Preis umzusetzen“, so Bürgermeister Jochen Kirchner.
„Wir werden jetzt mit dem Eigentümer ins Gespräch kommen“, kündigte er an; die Chancen, dass Fördermittel den Bau befördern, gelten als gut. Für die Medien war Olaf Grau, der anwesende Vertreter der Eigentümergemeinschaft, bedauerlicherweise nicht zu sprechen. Er verschwand wortlos. (mz)