Austauschschüler aus Bad Schmiedeberg Austauschschüler aus Bad Schmiedeberg: Sorglos in die Welt

Bad Schmiedeberg - Lukas Möbius ist ein tapferer junger Mann. Gerade 15 Jahre alt, zieht es den Bad Schmiedeberger in die Welt - mutterseelenallein. Am heutigen Mittwoch geht sein Flieger. Bringen wird der ihn zunächst nach Budapest, danach in eine kleine Stadt eine halbe Stunde südlich der ungarischen Metropole, deren Name auszusprechen ihm noch schwer fällt: Szigetszentmiklós.
Lukas Möbius bricht auf, um ein Jahr als Austauschschüler in Ungarn zu leben. Die Sprache, räumt er ein, ist ihm (noch) ein Buch mit sieben Siegeln. Ja und Nein, Bitte, Danke, Guten Tag und Auf Wiedersehen, darüber hinaus gehen seine Ungarisch-Kenntnisse bislang kaum. Dass sich das schnell ändern wird, der junge Mann ist sich da ziemlich sicher. Ihm bleibt auch wenig anderes übrig, als die nicht eben leichte Sprache zügig zu lernen. Zum einen lebt er in einer Gastfamilie, mit der dank moderner Kommunikationsmittel wie Skype längst ein enger Kontakt besteht, zum anderen wird Lukas Möbius dort zur Schule gehen.
Drei Tage Sprachkurs
Er hat gerade die neunte Klasse des Gymnasiums in Gräfenhainichen absolviert, ist ein guter Schüler, wenn auch keiner mit Bestnoten. Als zehnte wird dem Bad Schmiedeberger, wenn alles gut geht, das Jahr in der ungarischen Schule angerechnet: Voraussetzung sind Fächer wie Deutsch, Mathe, Sozialkunde, Englisch, Ungarisch und ein Schnitt von 4: „Das müsste zu schaffen sein.“
Dass die ersten Wochen trotz eines dreitägigen (!) Sprachkurses nach der Ankunft hart werden, ist ihm klar. Er hofft darauf, mit Englisch und Deutsch und viel Verständnis die Zeit überbrücken zu können, bis ihm das Ungarische leichter von der Hand geht. „Wird schon klappen, man ist ja täglich damit konfrontiert.“ Sein ein Jahr jüngerer Gastbruder, das weiß Lukas Möbius bereits, spricht ein bisschen Deutsch.
Andere Kulturen faszinieren
Sorgen, sagt der Gymnasiast, macht er sich weniger: „Die Freude und die Neugier überwiegen.“ Er kehre ja zurück. Und es gebe zum Glück Internet und Skype, was die Verbindung in die Heimat erleichtere. Einzig vorm Fliegen ist Lukas Möbius ein wenig bange: „Das ist mein erstes Mal.“ Dafür ist Ungarn nicht sein erstes Mal. Mit den Eltern war er dort im Urlaub und fand das Land interessant. Erste Wahl war für ihn zwar Norwegen, aber nach Norwegen wollen viel mehr Austauschschüler als ins Osteuropäische. Dass es mit Ungarn geklappt hat, findet er also völlig in Ordnung.
Die Idee, sich überhaupt auf ein solches Abenteuer einzulassen - die meisten seiner Mitschüler könnten sich das nicht vorstellen - , ist einem Flyer zu verdanken, den die Mutter des Bad Schmiedebergers mit nach Hause brachte. In dem informierte die Organisation Youth For Understanding über die Möglichkeit eines Austauschjahres. „Es war eine Blitzentscheidung“, sagt Lukas Möbius. „Ich reise gerne, das ist cool. Ich finde andere Kulturen faszinierend und möchte sie kennenlernen.“ Er rief bei Youth For Understanding an, erkundigte sich über das Prozedere, schrieb eine Bewerbung, fuhr zum Auswahlgespräch nach Leipzig. Weihnachten kam der Brief mit der Bestätigung, im April wurde ihm mitgeteilt, in welcher Gastfamilie er das Jahr verbringen wird.
Dass es dort passt, da ist Lukas Möbius ziemlich sicher. Er selber hat noch zwei Geschwister, in seiner Gastfamilie leben ebenfalls drei Kinder. Seine Familie hat 14 Hunde - die Eltern arbeiten als Therapiehunde-Trainer -, in der ungarischen Gastfamilie sind zehn Hunde zu Hause. Er ist dort nicht nur in den Alltag eingebunden, sondern auch in die Urlaube, der erste ist bereits geplant: ein Aufenthalt in einem Pferdecamp.
Der Abschied von Freunden und Familie wird schwer, trotz aller Vorfreude. Denn eine Unterbrechung des über zehnmonatigen Aufenthalts ist nicht vorgesehen. Ein Vorteil von Ungarn besteht freilich in der Erreichbarkeit. Wenn Möbius schon nicht in die Heimat kommen kann, kann seine Familie ihn besuchen. (mz)