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Ausstellung in Klitzschena Ausstellung in Klitzschena: Europas Elite zeigt sich

Von Ilka Hillger 11.01.2016, 10:49
Martin Herrmann, Christoph Mehre, Jenny Roszack, Hartmut Schulz und Ulrich Scholz sind Europameister.
Martin Herrmann, Christoph Mehre, Jenny Roszack, Hartmut Schulz und Ulrich Scholz sind Europameister. Klitzsch Lizenz

Klitzschena - Im Saal der Gaststätte Rettel gurrt, gackert und kräht es. Am Wochenende war Klitzschena ganz auf Geflügel eingestellt: Hühner, Zwerghühner und Tauben. So wie in jedem Jahr, seit über sechs Jahrzehnten, denn so lange gibt es den örtlichen Rassegeflügel-Verein nebst Internationalem Starwitzer Club.

„Wir sind sehr taubenlastig“, sagt der amtierende Vorsitzende Hartmut Schulz. Zwei Käfigreihen im Saal der Gaststätte haben die Kropftauben der Rassen Starwitzer und Steller besetzt. Sie sind der ganze Stolz der 18 Männer im Verein, zu denen sich die 76-jährige Erika Klugmann als einzige Frau gesellt. „Ich habe keine Ahnung, warum vor allem Männer züchten“, sagt Schulz, aber dafür weiß der Züchter, warum bevorzugt in den Wintermonaten die Hochsaison der Geflügelausstellungen ist. „Von November bis Januar haben die Vögel das schönste Federkleid, da ist es voll ausgebildet“, erklärt der 61-Jährige, der selbst mit zehn Tauben an den Start gegangen ist. Schwarze Starwitzer hat er mitgebracht, deren Besonderheit die weißen Schwingen sind. Mit einer schwarzen Feder dazwischen hätte es keinen Erfolg bei der Europaschau gegeben. So aber sind mit den Tieren von Schulz und seinen Kollegen fünf Europameister der Europaschau im französischen Metz in Klitzschena versammelt.

Die Starwitzer von Christoph Mehre gehören auch dazu. Zehn Taubenpärchen hat der junge Mann für die Zucht und mit ihnen schon so manchen Preis nach Hause geholt. „Solch eine Meisterschaft ist immer wieder eine Herausforderung“, sagt er. Seit 1998 ist er der Taubenzucht verfallen und dabei überhaupt nicht familiär vorbelastet. „Als ich acht Jahre war, habe ich hier auf der Rassegeflügelausstellung in Klitzschena eine Taube gewonnen. Damit ging es los“, so Mehre.

Kropftauben sind Rassetauben, die sich von anderen Haustauben durch eine aufrechte Körperhaltung und ihren großen Kropf, den sie mit Luft füllen können, unterscheiden. Der Ursprung der Kropftauben ist unbekannt oder umstritten. Ihre Zucht in Europa hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Der niederländische Tiermaler Melchior de Hondecoeter soll 1665 einen als Oplooper bekannten Kröpfer gemalt haben.

Vor allem am Anfang stand ihm Hartmut Schulz mit Rat zur Seite. Seit 30 Jahren ist er schließlich Zuchtwart im Starwitzer Klub. „Da gebe ich gerne mein Wissen weiter“, sagt er und weiß, dass vor allem die jungen Kollegen mit Erfolgserlebnissen bei der Stange gehalten werden können. Fürs perfekte Huhn oder die ideale Taube sind vor allem Wuchs und Federkleid entscheidend. Bei Tauben, so Schulz, könne man schon acht Wochen nach dem Schlüpfen sagen, ob der Vogel das Zeug für einen Titel hat. Bei Hühnern kommt die Gewissheit etwas später. Aber immer im Herbst, wenn die Mauser vorbei ist, entscheiden sich die Züchter mit welchen Tieren sie in die Wettkampfsaison gehen. Jürgen Klugmann hatte sich diesmal richtig entschieden. Eines seiner Zwerg-New-Hampshire-Hühner ist besonders schön und erhält die Höchstpunktzahl. „Vorzüglich“ steht auf dem Zettel am Käfig. Schulz erklärt warum. „Der Wuchs ist perfekt und der Kamm schön, da schaut man zuerst hin.“ Und natürlich auf die schöne braune Farbe der Henne. Da bleibt ihm nur eines zu sagen: „Die ist in allen Punkten vollkommen“. Im nächsten Jahr könnte das freilich schon ganz anders aussehen, denn gerade die Hühner haben nur ein Jahr Gelegenheit, sich vor den Besuchern und den Zuchtrichtern zu präsentieren. „Im zweiten Jahr legen sie noch Eier und dienen für die Zucht“, sagt Schulz. Sind sie noch älter, gibt es im Züchterhaushalt irgendwann Braten oder Suppe. Da sind die Männer pragmatisch, es hat nun einmal niemand so viel Platz, um alle Tiere bis ins hohe Geflügelalter zu pflegen. Bei den Tauben könne man jedoch mit einem Vogel mehrere Jahre erfolgreich sein.

Nach der Schau in Klitzschena ist aber allen Tieren erst einmal Ruhe vergönnt. „Jetzt werden sie verpaart“, sagt Schulz. Aus den bis zu fünf Gelegen bei den Tauben wachsen die nächsten Champions heran. Spätesten im August trennen die Züchter die Vögel wieder. Eine weitere Brut würde sich nicht gut aufs Federkleid auswirken, denn „das ist ja alles eine Belastung“. Lediglich mit dem Futter lässt sich die Qualität der Federn noch etwas beeinflussen. Im November aber steht wieder fest, welcher Vogel in einem Jahr den Klitzschenaer Gasthaussaal mit Gurren, Gackern oder Krähen füllt. (mz)

Stolzer Name: „Starwitzer Flügelsteller Blau mit schwarzem Binden“
Stolzer Name: „Starwitzer Flügelsteller Blau mit schwarzem Binden“
Klitzsch Lizenz
Preisgekrönte Henne der Rasse Zwerg-New-Hampshire
Preisgekrönte Henne der Rasse Zwerg-New-Hampshire
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