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Ausstellung Ausstellung: Eva Hesse stellt Aquarelle in Wittenberg aus

Von corinna nitz 07.09.2012, 16:29

wittenberg/MZ. - Eva Hesse ist in ihrem Leben viel herumgekommen. Es zog sie nach Israel und nach Asien, sie hat in Griechenland gelebt, auch im Tessin. Gerade bereitet sie einen erneuten Umzug vor - diesmal soll es aus der Toskana an den Bodensee gehen. Sie sagt, sie lebe, was ihr Großvater Hermann Hesse in seinem Gedicht "Stufen" niedergeschrieben hat. "Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten / an keinem wie an einer Heimat hängen / der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen / er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten", heißt es da an einer Stelle.

Geboren wurde Eva Hesse in Zürich, einige Jahre hat sie auch beim Schweizer Fernsehen gearbeitet, aber "ich fühle mich nicht schweizerisch, und ich kann gut weggehen". Die 69-Jährige sitzt in einem Wittenberger Café, es ist Freitag, später Vormittag: Am Vorabend hat Eva Löber von der Cranach-Stiftung gemeinsam mit dem Theologen Johannes Block eine Ausstellung mit Hesses Aquarellen in der Sakristei der Stadtkirche eröffnet, später las die Künstlerin im Malsaal der Stiftung. Sie deklamierte vor allem Texte des Großvaters, am Ende auch eigene Lyrik, obwohl es ihr lieber sei, wenn andere das machen. Es sind kleine, sehr persönliche, "intime" Stücke, die sie veröffentlicht und die - mal heiter, mal ernst - den Blick freigeben auf ihre Seelenlandschaft, so wie sie in ihren oft farbenfrohen Aquarellen den Blick auf lieb gewonnene Landschaften lenkt. Die Natur sei eine Inspiration, das war sie für den Großvater ebenso.

Mit 40 Jahren hatte der begonnen zu malen, auch um einen gewissen Abstand von der Literatur zu bekommen, wie er in dem Buch "Magie der Farben" schrieb, aus dem Eva Hesse im Malsaal unter anderem vortrug. Was im Übrigen den Großvater betrifft: Sie sieht ihm nicht nur ähnlich, "ich habe viel von ihm", erklärt sie. Andererseits scheint es, als verspüre sie ein zunehmendes Unbehagen, wenn "viele in mir nur den Großvater sehen wollen". Der hat sich mit Werken wie "Narziß und Goldmund" oder "Siddhartha" in die Herzen von Generationen geschrieben und für sein "Glasperlenspiel" den Literaturnobelpreis erhalten. Als Kind, erzählt Eva Hesse im Café, fand sie es angenehm, die

Enkelin zu sein. Aber "mit der Zeit störten mich die Vergleiche, ich selbst will wahrgenommen werden". Hesse, die zwei Söhne großgezogen hat, beschreibt sich selbst als unabhängig, eigenständig und "ziemlich angstfrei". Sie scheint zudem erfinderisch, nach dem Umzug an den Bodensee will sie dort ein Lokal anmieten. Wer mag, könne dort Bilder von ihr "leasen". Man müsse ja nicht gleich kaufen, noch dazu, wenn es das Budget vielleicht gerade nicht hergibt.

Wohl eher nicht zu leasen, dafür gut anzuschauen sind die Arbeiten in der Sakristei der Stadtkirche. Die kleine Ausstellung kann noch bis zum 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden.