Ausflüge in die Natur mit vielen Überraschungen
PRATAU/MZ. - Der Vorschlag kommt aus dem Pratauer "Storchennest". 13 "Waldfüchse" und Erzieherin Ingelore Grabo aus der vom Kindertagesstättenwerk Wittenberg getragenen Einrichtung möchten sich mit der Nominierung von Hansjörg Groß für wunderbare Naturerlebnisse bedanken. "Herr Groß hat uns ehrenamtlich trotz seiner Selbstständigkeit bei unserem Projekt Waldfüchse unterstützt", heißt es in der Begründung. Acht Vormittage waren es, die der 49-Jährige mit den Vorschulkindern in der Natur verbracht hat. Er hat ihnen den Lebensraum Wald mit seiner Tier- und Pflanzenwelt erklärt und auch, wie der Mensch die Ressourcen nutzt. Er ist mit ihnen in den Stadtwald gefahren, um ihnen Wildtiere ganz aus der Nähe zu zeigen und hat mit ihnen Nistkästen und Borkenschiffchen gebaut. Er hatte jedes Mal eine kleine Überraschung für die Kinder und sie wurden immer mit dem Ruf des Jagdhornes begrüßt, schildert Frau Grabo.
"Jagdhornbläser haben mich als Kind auch immer beeindruckt", erzählt Hansjörg Groß. Mit 13 Jahren erlernte er es selbst. Auch in der Natur ist der Pratauer nach eigenem Bekunden schon immer gerne gewesen. Die naturkundlichen Ferienlager unter Leitung von Klaus Jauer in der Dübener Heide sind ihm in guter Erinnerung. Vom Grundschulalter an habe er daran teilgenommen und später als Jugendlicher bei der Betreuung der Kleinen mitgeholfen.
Nie wird er seine erste Begegnung mit einem Jäger vergessen: "Mit ungefähr 13 Jahren bin ich in die Probstei gepirscht, um Wild zu beobachten. Ich wollte gerade unerlaubt auf einen Hochsitz klettern, als es mörderisch knallte." Der Jäger, es war der Tierarzt Peter Hentschel, habe ihn daraufhin heftig ausgeschimpft. Weil er sich aber so interessiert zeigte, nahm Hentschel, der auch Falkner war, ihn mit auf die Beizjagd und später auch auf den Ansitz. "Mit 19 habe ich dann selbst den Jagdschein gemacht", erzählt Groß. Nach der Wende sollte das Weidwerk sein Lebensinhalt werden.
Er hängte seinen Beruf als Bauingenieur an den Nagel und gründete 1991 ein Jagdgeschäft mit Jagdschule. Der verlieh er mit Diana nicht nur den Namen der Jagdgöttin, sondern auch seiner jüngsten Tochter, die ebenso naturverbunden sei wie er. Im Unternehmen mit im Bunde sind seine Lebenspartnerin, die als Forstingenieurin den Weidmanns-Anwärtern Naturkunde und Naturschutz vermittelt, und sein Bruder, der für die Wildtierkunde verantwortlich zeichnet, während Jagdrecht und Waffenkunde sein Part sind. "Aus allen Bundesländern, Deutschland und Tschechien haben wir Teilnehmer, und sie bestehen fast zu 100 Prozent", sagt Groß stolz. Aber mit dem Unternehmen sei er eben auch "von Montag bis Sonntag" ausgelastet. Und so schiebt er seinen Wunsch, sich auch mal wieder der Angelei zu widmen, immer vor sich her. Zumal ihm vorschwebt, künftig Jagdreisen anzubieten.
Eben wegen des knappen Zeitfonds bewerten die Erzieherinnen das Engagement für die "Waldfüchse" so hoch. "Er hat alle Ausflüge selber vorbereitet. Die Erzieherin war wirklich nur Begleitperson und konnte ihr Wissen auch noch vervollständigen", so Frau Grabo. "Ich mache das bestimmt nicht in der Hoffnung, dass einer von ihnen mal in zehn Jahren den Jagdschein bei uns macht", sagt Groß auf die Frage, was er bei den Kindern erreichen möchte. "Wenn ich sie angeregt habe, nicht immer nur vor dem Computer zu hängen, sondern auch mal auf eigene Faust die Natur zu erkunden, und wenn sie damit sogar ihre Eltern begeistern könnten, wäre das schon positiv." Gestaunt habe er, was die Kinder an Wissen behalten, wie schnell sie etwa Rehwild, Rotwild und Damwild unterscheiden lernten. "Das kann mancher Erwachsene nicht."