Ausbildungsmesse in Wittenberg Ausbildungsmesse in Wittenberg: Buhlen um den Nachwuchs

WITTENBERG - Richtig fündig geworden ist Jan Führer nicht. „Mediengestalter für Bild und Ton“, antwortet er postwendend auf die Frage nach seinen Wünschen. Auf der Ausbildungsmesse des Landkreises Wittenberg gibt es allerdings in dieser Hinsicht nicht viel zu sehen. Hier wird vor allem für künftige Konstruktionsmechaniker, Bankkaufmänner und -frauen sowie Verwaltungsfachwirte geworben.
Zum 18. Mal fand die Ausbildungsmesse des Landkreises Wittenberg statt. Etwa 80 Ausbildungsberufe wurden von den 46 Ausstellern offeriert. Die kamen nicht nur aus dem gesamten Landkreis, sondern zum Teil auch darüber hinaus (Treuenbrietzen). Neben der Stadt- und Kreisverwaltung Wittenberg warben Geldinstitute, große und kleinere Unternehmen um Nachwuchs. Auch überbetriebliche Bildungsstätten, die Kreishandwerkerschaft und Kreishandwerkskammer stellten sich wiederum vor.
Lediglich beim Regionalfernsehen wäre für den Zehntklässler etwas Passendes dabei, der blickt deshalb in Sachen Berufsausbildung über den Landkreis hinaus.
Nur noch ein Tag
Voll ist es an diesem Sonnabend im Berufsschulzentrum in Wittenberg. 46 Aussteller, von der Agentur für Arbeit bis zur Wohnungsbaugenossenschaft, suchen hier Nachwuchs. Die Messe hat Tradition, ist in ihrer 18. Auflage. Und statt die Offerten wie in der Vergangenheit Freitag und Sonnabend zu unterbreiten, haben in diesem Jahr Ausbildungsbetriebe und Organisationen nur am Samstag ihre Stände aufgebaut. „Es ist besser, vor allem intensiver“, ist Jens Krause, Vorsitzender des Fördervereins „Bildung schafft Zukunft“, von der neuen Zeiteinteilung überzeugt.
Auch Toralf Schröder, stellvertretender Schulleiter, begrüßt die Veränderung. „Die Resonanz an dem Freitag war im vergangenen Jahr so gering, dass wir gesagt haben: Wir machen es nur einen Tag, dafür länger“, sagt er. In Verbindung mit einem Tag der offenen Tür, bei dem Klassenräume besichtigt werden können, geht das Angebot offenbar auf. Bis Mittag kommen die meisten Aussteller kaum zum Verschnaufen, so groß ist der Bedarf an Informationen.
Dass die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz sucht, stetig sinkt, macht sich auch im Berufsschulzentrum bemerkbar. „Wir haben ein bis zwei Berufsschulklassen weniger als im Vorjahr. Vor allem in der Gastronomie fehlt eine ganze Klasse“, weiß Schröder. Keine Probleme, Auszubildende zu finden, hat das Wittenberger Luther-Hotel. Vier Stellen pro Jahr können besetzt werden - und sind es meist auch. „Das sieht immer noch besser aus als bei vielen anderen“, ist Frank Moritz, verantwortlich für die Ausbildung, froh darüber. Vor einigen Jahren habe man 30 Bewerbungen jährlich gezählt, heute seien es etwa fünf.
Strengere Auswahl
„Es mangelt nicht nur an Bewerberzahlen, sondern zuweilen auch an schulischen Leistungen, die wir brauchen“, muss Bertin Neubert noch ein Kriterium hinzufügen. Der Ausbildungsleiter bei Füngers Feinkost in Oranienbaum sucht zehn Fachkräfte für Lebensmitteltechnik und zwei Industriekaufleute. „Die Erfahrung sagt, dass etwa zwei Bewerber das Ergebnis unserer Präsenz auf der Messe sind“, erklärt er. Eine Jugendliche aus Coswig probiert mit ihren Eltern die Produkte, ihr Berufswunsch ist Laborantin. „Das ist in der Ausbildung mit drin“, erläutert Neubert den hohen Anteil an Tests und Prüfungen, die die Produkte erfordern. Und lädt ein, beim Girlsday mal in den Betrieb zu kommen.
Die Erreichbarkeit ist bei der HS-Schoch GmbH in Cobbelsdorf ein großes Problem. Von Bus, Bahn und anderen Zubringern ist hier bei dem Unternehmen, das Bleche und Stahl verarbeitet, nichts zu sehen. „Wir haben schon überlegt, einen Fahrservice anzubieten“, erzählt Vertriebsleiter Roger Ritters, der von 15 ausgeschriebenen Ausbildungsstellen aktuell nicht eine einzige besetzen kann. (mz)