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Ausbildung im Landkreis Wittenberg Ausbildung im Landkreis Wittenberg: Keiner wird gleich abgeschrieben

Von Ute Otto 02.07.2015, 11:56
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Wittenberg - 412 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren im Landkreis Wittenberg gelten als hilfebedürftig, weil sie - ohne Schul- oder Berufsabschluss - schon auf Sozialleistungen aus der Grundbedarfssicherung, Eingliederungshilfe oder der Jugendhilfe angewiesen sind.

Dazu gehören junge Mütter ebenso wie Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen (Rehabilitanden), die ihr Leben nicht so in die Hand nehmen können, wie sie wollen. Aber es sind eben auch junge Frauen und Männer dabei, die könnten, aber nicht wollen. „Die einen Schulabschluss oder eine Ausbildung nicht als wichtig empfinden“, wie Sabine Edner, Chefin der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg, sagt. „Bei vielen“, fügt Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) hinzu, „ist das schon Familiengeschichte“. Und da sei es nicht mehr angekommen, „dass heutzutage jeder Jugendliche, der will, die Chance hat, eine Ausbildung in seinem Heimatkreis zu finden“. An die Klienten heranzukommen, sei die größte Herausforderung.

Kampf um jeden Einzelnen

In Zeiten des Fachkräftemangels „ist es aber wichtig, um jeden zu kämpfen“, so Edner. Um an diese Jugendlichen heranzukommen und ihnen gezielter helfen zu können, haben Landkreis, Jobcenter und Arbeitsagentur schon Ende 2011 das Bündnis „Jugend und Beruf“ geschlossen. Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung durch die Spitzen der drei Partner wurde diese gestern auf eine höhere Stufe gestellt und mit der „Jugendberufsagentur“ eine Institution geschaffen, die aber nur eine virtuelle ist.

Begünstigt durch die unmittelbare Nachbarschaft arbeiten die von den drei Parteien benannten Ansprechpartner fallbezogen zusammen. „Da wird nicht nur die Akte mitgenommen“, so die stellvertretende Leiterin des Jobcenters Elke Dubiel.

Da sitze man zusammen und jeder habe, so formulieren es die Arbeitsmarktexperten, „seinen Werkzeugkoffer dabei“. Darin befinden sich Hilfsmöglichkeiten, wie etwa die Beratung bei Berufswahl und Bewerbung und Vermittlung in eine Ausbildung (Arbeitsagentur), Erziehungsbeistand, Familienhilfe, sozialpädagogische Betreuung (Landkreis), Aktivierungshilfe, Praktika, finanzielle Unterstützungsleistungen (Jobcenter).

Termine auch per SMS

So soll künftig doppelte Arbeit vermieden werden. Wenn manche der jungen Kunden es bisher geschafft hätten, die Ämter gegeneinander auszuspielen, lag das auch daran, dass manches parallel lief. Auch dem soll damit abgeholfen werden. Das wichtigste sei, dass die Klienten aktiv einbezogen sind. Allerdings beruht auch dieses Projekt auf Freiwilligkeit. Der Klient muss auch zustimmen, dass die Beteiligten untereinander Daten austauschen.

Die Termine werden nicht nur in Wittenberg, sondern auch in Jessen und Gräfenhainichen angesetzt. Und damit kein Termin vergessen wird, werden alle möglichen Kommunikationswege über Schulsozialarbeiter bis zur SMS-Erinnerung genutzt.

Aktuell werden elf Jugendliche so betreut. „Es ist richtig, dass wir nicht gleich Masse machen“, sagt Edner. Für jeden einzelnen Klienten werde ein Handlungsplan erstellt, um rechtzeitig festzustellen, wo es hakt. Im Unterschied zum vorherigen Bündnis soll die Arbeit der Jugendberufsagentur nun konkret abrechenbar sein. (mz)