Aus zwei mach «Struppis Rappelkiste»
WITTENBERG/MZ. - Aus zwei mach eins, sagten sich die Träger der beiden Kindertagesstätten und beschlossen eine Fusion. Nicht der Träger, sondern ihrer Einrichtungen "Struppi" und "Rappelkiste". Beide sind im Wittenberger Nordosten beheimatet, in der Lerchenbergsiedlung beziehungsweise in Friedrichstadt, und das Seniorenzentrum am Lerchenberg, auf dessen Grundstück sich die Kindereinrichtung befand, legte Wert auf das Gebäude der Kita "Struppi". Im vergangenen Jahr begannen die Fusionsverhandlungen zwischen dem Internationalen Bund als Träger der "Rappelkiste" und dem Kindertagesstättenwerk für "Struppi". Und seit Februar gibt es nun die - auch im Namen - vereinigte Tagesstätte: "Struppis Rappelkiste".
Wesentliches Motiv für die Fusion war neben dem Grundstück freilich die Bevölkerungsentwicklung, die gesunkene Kinderzahl, erläutern die Erzieherinnen Ina Bang und Karin Warmus; im Viertel wurden viele Plattenbauten abgerissen. Die Kapazität der jetzigen Kita in der Otto-Nuschke-Straße 20 ist indes mit 82 derzeit ausgeschöpft, 35 davon sind Krippenkinder.
"Wir fühlen uns sehr wohl hier", bekräftigt nun, bald ein Vierteljahr nach dem Umzug, die Leiterin der neuen Tagesstätte, Ina Bang. "Alles ist neu, hell und auf dem modernsten Stand." Mittel aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung machten es möglich, dass das "Rappelkisten"-Haus zuvor gründlich saniert wurde. "Ein paar Dinge müssen sich noch finden", so Ina Bang, "die Raumgestaltung ist ein großes Thema für uns." Denn die Räume sollen auch nach den Wünschen der Kinder gestaltet werden. "Wir sehen das als Prozess", ergänzt Karin Warmus, die frühere Leiterin der "Rappelkiste". Denn Kinder veränderten sich sehr schnell und mit ihnen auch die Ansprüche.
Dass sich beide Elternräte gut zusammengefunden haben, empfindet Ina Bang als "sehr schön". Und gerade den Eltern danken beide Frauen ganz besonders. Mütter und Väter hätten sich beim Umzug und der Neueinrichtung "in jeglicher Form" engagiert. "Sonst wäre das kaum zu schaffen gewesen", meint die Leiterin. "Das zeigt, dass die Eltern das Projekt mittragen." Im Juli soll es deshalb ein Dankeschön-Fest vor allem für die Helfer geben. "Wahrscheinlich werden wir grillen", so Ina Bang, doch über das Wie werden sich die Erzieherinnen noch ausgiebig Gedanken machen. Der Einzug nach der Sanierung ist also bewältigt. Jetzt muss noch - neben der Raumgestaltung - einiges im Außenbereich fertig werden. An den Sandkästen wird es Veränderungen geben, eine neue Rutsche wird installiert, und einige während der Sanierung abgebaute Geräte werden wieder aufgestellt. "Alles geht nicht auf einmal", erklärt Ina Bang die Logik.
Ein Modellprojekt, das die Kita "Rappelkiste" begonnen hat und das nun das Team von "Struppis Rappelkiste" weiterführt, ist das Kind-Eltern-Zentrum. Wenn es sich eingespielt hat, dann soll es durch die Eltern selbst getragen werden, berichtet Karin Warmus, die das Projekt seinerzeit mit ins Leben gerufen hat und sich nun weiterhin darum kümmert. Es soll Eltern helfen, deren Familien entweder durch lange Arbeitszeiten von Partnern oder wenn ein Elternteil wochentags auswärts arbeitet, wieder soziale Kontakte aufzufrischen. Gleichzeitig können die Eltern bei den einzelnen Veranstaltungen untereinander zwanglos ins Fachsimpeln kommen. Und dabei nicht zuletzt Erfahrungen bei der Erziehung ihrer Kinder austauschen. Das kann - unterschwellig - auch Eltern helfen, die in bestimmten Situationen mit ihren Kindern mal etwas ratlos werden.
Eine Umfrage unter den Eltern hat inzwischen ergeben, dass diese Idee ganz gut ankommt. Und auf den Fragebögen wurden bereits erste Wünsche für Veranstaltungen vermerkt. Sei es der Osterspaziergang vor wenigen Wochen oder der Tanznachmittag am vergangenen Dienstag - es hat den beteiligten Eltern Spaß gemacht, resümieren Ina Bang und Karin Warmus.
Die Idee kam in ihren Grundzügen aus Großbritannien, berichtet Frau Warmus. Inzwischen gibt es solche Projekte bundesweit. Schrittmacher dabei war eine Einrichtung in Berlin. Noch übrigens prangt der alte Schriftzug "Rappelkiste" an der Fassade. Auch dessen Neugestaltung ist ein Vorhaben des Kind-Eltern-Zentrums. Fast wie in einer Ausschreibung, so Frau Warmus, ist nach Entwürfen gefragt worden. Aber ebenso sucht das Zentrum den Kontakt zu anderen Einrichtungen, etwa der Kinderküche. Hier könnte man sich ein gemeinsames Kochprojekt vorstellen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. "Wir wollen uns auf alle Fälle in das soziale Umfeld öffnen", benennt Ina Bang den Grund dafür. Die Einrichtung selbst zum Beispiel beteiligt sich am Wohngebietsfest, das vom Werbeverein ausgerichtet wird.