Astronomie am Cranach-Gymnasium Astronomie am Cranach-Gymnasium: Wie funktioniert die Welt?

Wittenberg - Jahrtausendelang waren die Sterne für Menschen unerreichbar. Sie befanden sich in einer fernen, unbekannten Sphäre. Menschen konnten sie nur beobachten, der Rest war Phantasie. Heutzutage erlaubt uns die moderne Technik nähere Einblicke in die unerforschten Weiten des Weltalls.
Der Astrophysiker, Mathematiker, Kosmologe und Grundlagenforscher Josef Gaßner ist ein Meister darin, komplexe Themen leicht und verständlich zu erklären. Jetzt tat er das in eindrucksvoller Weise am Lucas-Cranach-Gymnasium. Sein spannender Vortrag war der Höhepunkt einer naturwissenschaftlichen Projektwoche. Über Gaßners Besuch zeigte sich der Schulleiter Bernd Ludlei hocherfreut.
Schon seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der fremden Materie - unterrichtet zudem die Fächer Physik und Astronomie. „Ich war lange auf der Suche nach geeigneten Lernvideos für meine Schüler. Die meisten verwirren nur, sind zu kompliziert. Doch durch Zufall fand ich ein Video von dem Münchener Astrophysiker Josef Gaßner, der anspruchsvolle Sachverhalte einfach und locker schildern kann“, so Ludlei. Seitdem sind die Videos aus dem Unterrichtskonzept des Gymnasiallehrers nicht mehr wegzudenken.
Entstehung eines Sterns
In der Aula des Cranach- Gymnasiums zeigte sich Gaßner prächtig aufgelegt. In einem zweistündigen Vortrag sprach der 52-Jährige über die Zusammenhänge zwischen Universum und Mensch und zog seine aufmerksamen Zuhörer in seinen Bann: Wie funktioniert die Welt? In einer Präsentation erläuterte er die Entwicklung einer Staubwolke hin zu einem leichten Stern, von roten Riesen und weißen Zwergen mit planetarem Nebel war die Rede.
„Ich weiß, das hört sich jetzt vielleicht kompliziert an. Doch um dieses hochkomplexe Thema anschaulich zu verdeutlichen, habe ich eine Orange mitgebracht. Man muss jetzt nur einmal versuchen, sich das vorzustellen: Angenommen, unsere Sonne wäre so groß wie diese Orange in meiner Hand, dann wäre im Vergleich dazu unsere Erde so groß wie ein Reiskorn. Ist doch ganz einfach, oder?“, erklärt Gaßner.
Detailgetreue Animationen
Immer wieder gelang es dem bayrischen Wissenschaftler, Vorgänge im Universum bildhaft und mit viel Charme zu erklären: „Kennt ihr eigentlich den Unterschied zwischen Bosonen und Fermionen? Nein? Also, Bosonen sind sehr gesellig. Wenn die zusammen in den Urlaub fahren würden, dann würden sie alle ein und dasselbe Zimmer beziehen und Party machen. Fermionen hingegen sind eher wählerisch. Sie scheuen den Kontakt mit anderen und würden alle ein Einzelzimmer nehmen“, witzelte Josef Gaßner.
Bei der Schülerin Annelie Heede kam der Astrophysiker gut an: „Ich gebe zu, dass ich manchmal im Unterricht nicht alles verstehe, doch durch den Vortrag ist mir einiges klarer geworden. Auch diese Veranschaulichung mit der Orange fand ich treffend.“
Unter den Zuschauern war auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er zeigte sich begeistert. „Ich bin ja selbst Physiker, doch das überschreitet meinen Wissensstand. Und diese hochkomplexen Vorgänge so einfach zu beschreiben, zeugt von hoher Intelligenz“, lobte Haseloff den Astrophysiker.
Josef Gaßner hatte beeindruckende Originalaufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops mit nach Wittenberg gebracht. Anhand animierter Bilder zeigte er die Veränderung des Weltalls innerhalb vieler Millionen Jahre.
(mz)