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Asisis "Luther 1517" Asisis "Luther 1517": Elke Strauchenbruch führt durch das Panorama

Von Karina Blüthgen 24.04.2017, 12:45
Die Historikerin Elke Strauchenbruch ist ganz eng mit dem Panorama „Luther 1517“ verbunden
Die Historikerin Elke Strauchenbruch ist ganz eng mit dem Panorama „Luther 1517“ verbunden Klitzsch

Wittenberg - Es gibt Leute, die sagen nach dieser Stunde herzlich „Danke“. Manche fallen Elke Strauchenbruch spontan um den Hals und drücken so ihre Emotionen aus. Andere kommen immer wieder und lassen sich anrühren von dem Eindruck, den dieser Zeitsprung mit ihnen gemacht hat.

Die Rede ist vom Panorama „Luther 1517“, in Szene gesetzt von Yadegar Asisi. Und Elke Strauchenbruch ist so etwas wie eine der Lotsinnen durch die raue See der Geschichte. Nicht nur, dass die Historikerin den Künstler bei seinem Werk beraten hat, sie lässt das Publikum teilhaben am „Schöpfungsprozess“ einer solch zeitlichen Verdichtung.

Wer ihr bei den knapp einstündigen Führungen zuhört, kann förmlich eintauchen in die Ereignisse vor 500 Jahren, die auf der über 1 100 Quadratmeter Leinwand gebannt sind, unterstützt durch Licht und Ton, die das Statische einer solchen Abbildung vergessen lassen.

Was sich innerhalb der Rotunde vor den Augen der Betrachter abspielt, ist zum Teil so symbolgeladen, dass es der Erläuterung bedarf. „Man kann ja nicht alle Szenen am richtigen Ort zeigen“, führt die Historikerin aus, warum Luther auf der Straße mit Leuten über den Missbrauch des Ablasses diskutiert, statt ihn auf der Kanzel der Stadtkirche zu zeigen, auf der er winzig erscheinen würde.

„Ich will, dass die Wittenberger stolz sind auf ihre Stadt. Dass sie sehen, warum wir Weltkulturerbe sind.“ In der Tat haben schon viele Wittenberger das Panorama besucht, haben gesehen, wie die Menschen vor einem halben Jahrtausend in einer Stadt ohne befestigte Straßen lebten, durch die Tiere aller Art getrieben wurden, Karren mit Mist unterwegs waren und sich arme Menschen vor hohen Würdenträgern in den Straßenschmutz warfen.

Doch da ist mehr, ganz große Geschichte eben, die manchmal nur angedeutet wird. Der Schatten von Luthers Hand, der auf dem Wagen des päpstlichen Nuntius liegt. Der Knabe, der aus diesem Wagen fröhlich lächelnd winkt.

Was eben noch heile Welt war, ist im nächsten Augenblick an Dramatik nicht zu überbieten. Wäre da nicht die Stimme aus dem Kopfhörer, man wüsste um vieles nicht, könnte anderes allenfalls erahnen. Wunderbar sei es geworden, findet die Historikerin, die sich selbst nicht hat vorstellen können, wie aus einem Wust historischen Unterlagen, aus archäologischen Funden und mithilfe von Zehntausenden Fotos ein Bild entstanden ist, das die Neugier von Kindern wie auch Professoren wecken könnte.

Das Touristen ebenso anspricht wie Menschen, die immer hier waren. Natürlich geht es Elke Strauchenbruch darum, die Gäste der Stadt angemessen in diesem Szenario zu begrüßen, „aber auch die Wittenberger in ihrer Stadt.“ Einen vorgefertigten Text hat Elke Strauchenbruch dafür nicht. „Ich erzähle die Geschichte anhand der Bilder“, erklärt die Frau mit dem Hintergrundwissen.

Welches dafür sorgt, dass keine Führung wie die andere ist. Man kann vorwärts springen oder zurückgehen, wenn etwas vergessen wurde, was auch einfach ist, da das Panoramabild sowohl eine räumliche wie auch zeitliche Verdichtung der weltgeschichtlichen Geschehnisse wie des Alltags darstellt.

„Häufig kommen Leute mehrmals, sogar von weiter her“, hat Elke Strauchenbruch in Gesprächen erfahren. „Offenbar ist der Eindruck, den das Panorama hinterlässt, sehr tief.“ Jüngst ist es eine Frau aus Leipzig, die ihre Dankbarkeit bekundet, da sie schon zum zweiten Mal hier sei. Ihr Nachname Buggenhagen zeugt davon, dass auch historische Verbindungen in Luthers Stadt bestehen.

Angelika Pflucher aus Köselitz schwärmt nach ihrer inzwischen dritten Führung, dass sie immer noch Neues erfahre. „So haben wir das in der Schule nicht gelernt“, sagt sie. (mz)